Emporkömmlinge der "Civilization"-Reihe spielen in einer eigenen Liga. Zum einen gibt es nicht mehr viele Strategietitel, die auf ein rundenbasiertes Prinzip setzen. Zum anderen ist das Vergnügen, die Geschicke eines ganzen Volkes von der Steinzeit bis in die Moderne zu lenken, immer noch unerreicht. Dass dies keine leere Floskel ist, weiß jeder, der sich die eine oder andere Nacht um die Ohren geschlagen hat.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand noch nie etwas von "Civilization" gehört haben sollte: 1. Wie war das Leben hinterm Mond so? 2. eine kurze Zusammenfassung: Im Jahre 4.000 v.Chr. übernimmt der Spieler die Führung einer Nation, die zu Beginn aus einem Spähtrupp und einem Siedlertreck besteht. Ziel ist es, der Welt seinen Stempel aufzudrücken. Ob dies durch Eroberung der anderen Völker, die Landung auf dem Planeten Alpha Centauri, geschickte Diplomatie oder die Kraft der eigenen Kultur geschieht, spielt eine eher untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, was dazwischen liegt.
Die wichtigste, weil sofort ersichtliche Neuerung ist die Grafik. Zwar immer noch nicht in eine echte 3-D-Hülle gepackt wie etwa "Age of Empires 3", sieht "Civ 4" nun wesentlich besser aus als der Vorgänger. Angefangen bei den nett animierten Spielfiguren, über die detaillierte Stadtdarstellung bis hin zu den dynamischen Kampfszenen ist man nun grafisch endlich im 21. Jahrhundert angekommen. Komplett überarbeitet wurde auch das Kampfsystem. Anstatt Einheiten mit Angriffs- und Verteidigungswerten auszustatten, setzt "Civ 4" auf einen Kampfwert sowie individuelle Talente. In der Praxis wirkt sich das positiv aus. Vorbei sind die Zeiten, in denen eine im Wald verschanzte Phalanx einen Panzer aufhalten konnte. Das neue Upgradesystem, dank dem sich im Laufe der Zeit schlagkräftige Armeen aufbauen lassen, erhöht den Spielspaß ebenso wie die erstmals in einem "Civ"-Game auftauchenden Helden, die ein "goldenes Zeitalter" einläuten können, indem sie die Produktivität steigern.
Apropos: Acht von 18 enthaltenen Nationen dürfen zwischen zwei großen Staatsmännern mit unterschiedlichen Fähigkeiten wählen. Bei den Deutschen sind das etwa Bismarck und Friedrich der Große. Während der Eiserne Kanzler Fabriken im Nu aus dem Boden stampft, fördert der Schöngeist die Kultur.
Aber auch in Sachen Spielmechanik hat sich eine Menge getan. Die Diplomatie wurde aufgewertet, die bisher eher unterrepräsentierte Religion spielt eine wichtigere Rolle, die unterschiedlichen Staats- und Wirtschaftssysteme funktionieren wesentlich besser, und die technische Entwicklung ist nicht mehr von der jeweiligen Epoche abhängig. Letzteres führt dazu, dass der Spieler seine Strategie wesentlich konsequenter verfolgen kann, da er nicht mehr alle Schlüsseltechnologien eines Zeitalters erfinden muss. Hilfreich bei der Entwicklung des eigenen Volkes sind auch die Landesgrenzen, die erstmals unpassierbar sind. Der Spieler muss sich also keine Sorgen mehr machen, dass gegnerische Völker urplötzlich Städte auf dem eigenen Territorium bauen. Solange man sich nicht mit einem anderen Herrscher über die Öffnung der Grenzen verständigt, müssen die Konkurrenten draußen bleiben. Allein dieses Beispiel zeigt, wie eng die einzelnen Elemente miteinander verzahnt sind.
Ein Tutorial sorgt dafür, dass Einsteiger schnell in die Tiefen des Programms abtauchen können. Profis profitieren davon, dass die bekannten Tastenkombinationen beibehalten wurden und sich weit mehr Aufgaben automatisieren lassen. Darüber hinaus haben die Entwickler aber auch alle nervigen Nachlässigkeiten der Vorversion ausgemerzt. Vorbei sind die Zeiten, in denen der CPU-Gegner innerhalb weniger Runden die halbe Welt entdeckt oder binnen kürzester Zeit sein ganzes Reich mit Straßen ausgestattet hat. Der Multiplayer-Part wurde erneut aufgebohrt. Bis zu 18 Spieler können im LAN oder über das Internet an einer Partie teilnehmen.
Civilization 4
Hersteller/Vertrieb | Firaxis/Take 2 Interactive |
Genre | Strategie |
Plattform | PC, Mac OS X |
Preis | ca. 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 6 Jahren |
Ob Spieltiefe, Abwechslungsreichtum oder Langzeitmotivation - "Civilization 4" zeigt deutlich, warum die Vorgänger zu den wichtigsten Games der Spielegeschichte zählen. Ein absoluter Pflichtkauf für alle PC-Gamer.