Enorme Halbwertszeit: Unter Rollenspiel-Fans genießt die "Fallout"-Reihe seit mehr als zehn Jahren einen exzellenten Ruf - der gelungenen Mischung aus Endzeit-Ambiente, dem subtilen Humor und den traditionellen RPG-Elementen sei Dank. Umso größer war der Schock, als der insolvente "Fallout"-Publisher Interplay die Rechte verkaufen musste. Glücklicherweise landeten sie bei Bethesda Softworks, den Machern des Millionen-Sellers "The Elder Scrolls IV: Oblivion", die den Klassiker mit "Fallout 3" in eine strahlende Zukunft führten.
Schon die Hintergrundgeschichte, die dem Spieler in einer ellenlangen Introsequenz näher gebracht wird, hat es in sich. In aller Kürze: Man schreibt das Jahr 2277, der Dritte Weltkrieg hat Washington in Schutt und Asche gelegt, die Überlebenden hausen seit Generationen in Schutzbunkern, und die verstrahlte Außenwelt wird von Mutanten, marodierenden Wegelagerern und anderen Outlaws bevölkert. Wer jetzt an "Mad Max" denkt, liegt gar nicht mal so falsch. Interessant ist diese Mischung aber aus einem anderen Grund: Der Spieler verlässt die Sicherheit des Bunkers, um sich auf die Suche nach seinem Vater zu machen. Und diese Odyssee zählt zu den intensivsten Erfahrungen, die PC- und Konsolengamer dieser Tage machen dürfen.
In den Kinderschuhen
Gute Idee: Bethesda nutzt die Geburtsstunde des Helden und die ersten 18 Lebensjahre im Schnelldurchlauf, um Namen, Aussehen und grundlegende Attribute festzulegen. Für die Verwaltung der Eigenschaften, des Inventars, der Tagebücher und Karten ist der legendäre Armband-Computer Pip-Boy zuständig. Nicht der einzige Verweis auf die ersten beiden "Fallout"-Games ...
Die ersten Schritte unter freien Himmel werden sich allen Spielern für immer ins Gedächtnis einbrennen. Die erschreckend realistische Darstellung der zerstörten US-Hauptstadt, die skurrilen Personen, auf die man trifft, und die bedrückende Stille erschaffen eine atemberaubend dichte Atmosphäre. Die erste Aufgabe des Spielers ist es, sich in dieser feindseligen Welt vernünftige Waffen zu besorgen. Und die gibt es in Megaton, einer Stadt, die rund um eine noch aktive Atombombe errichtet wurde. Um sich eine bessere Ausrüstung kaufen zu können, sind jedoch Kronkorken nötig - das Zahlungsmittel der Zukunft.
Alles hat Konsequenzen
Glücklicherweise flattern schon bald die ersten Aufträge ins Haus. Die lassen sich nahezu allesamt auf verschiedene Arten lösen. Zu beachten ist aber, dass jede Aktion weitreichende Auswirkungen auf den Spielverlauf hat. Wer etwa zu Beginn des Spiels den Weg der Gewalt eingeschlagen hat, muss damit rechnen, dass Personen zu einem späteren Zeitpunkt keine große Lust auf Gespräche haben. Und auch die Endsequenz, die der Spieler zu Gesicht bekommt, hängt natürlich vom Spielverlauf ab.
Bis es aber so weit ist, müssen unglaublich viele Gespräche geführt, Geheimnisse gelüftet und Schlachten geschlagen werden. In den Kämpfen, die trotz optionaler Third-Person-Kamera aus der Ego-Perspektive geführt werden sollten, kommt ein weiteres wichtiges Merkmal zum Vorschein: Der Spieler kann entweder in Ego-Shooter-Manier auf die Gegner ballern. Oder er nutzt VATS. Was? VATS steht für "Vault-Tec Assisted Targeting System" und ist eine rundenbasierte Alternative. Nach dem Aufruf pausiert das Spiel und der Gegner wird in Großaufnahme gezeigt. Visiert der Gamer dann bestimmte Körperteile an, erfährt er, wie hoch die Chance eines Treffers ist. Grandios.
Dieses Attribut passt auch zur Grafik - sofern es sich um die PC- oder Xbox-360-Version des Games handelt. Trotz betagter "Oblivion"-Engine erstrahlt die Umgebung im schönsten Verfall. Nur die PS3-Variante schwächelt ein wenig und hat mit einigen Grafikfehlern zu kämpfen.
Fallout 3
Hersteller/Vertrieb | Bethesda Softworks/Ubisoft |
Genre | Rollenspiel |
Plattform | PC, PlayStation3, Xbox 360 |
Preis | 35 bis 65 Euro |
Altersfreigabe | ab 18 Jahren |
Alles in allem ist "Fallout 3" ein atemberaubend gutes Game, das Action- und RPG-Elemente wunderbar miteinander verknüpft. Und aufgrund der nahezu unendlich großen Entscheidungsfreiheit ist nach dem ersten Durchspielen noch lange nicht Schluss. Ganz im Gegenteil: Hat der Spieler einmal die grundlegende Story aufgedeckt, kann er sich beim zweiten oder dritten Durchspielen um all die Feinheiten und Alternativ-Routen durch die Geschichte kümmern, die ihm beim ersten Ausflug in die postapokalyptische Welt von "Fallout 3" entgangen sind.