Dabei ist das Grundprinzip von "Path of Radiance" eigentlich simpel. Der Spieler dirigiert in der Rolle des jungen Ritters Ike seine Gefolgschaft durch 30 teils ellenlange Missionen, um seinen Vater zu rächen und das expandierende Königreich Daein in seine Schranken zu weisen. Während die ersten fünf (!) Stunden in bester Tutorial-Manier mit der Steuerung, den Stärken und Schwächen bestimmter Einheiten, dem Managen der eigenen Söldnertruppe sowie dem dominierenden Stein-Schere-Papier-Prinzip vertraut machen, will im eigentlichen Abenteuer jeder Zug genau ausgetüftelt werden.
Fatal: Sobald eine der Hauptfiguren auf den allenfalls zweckmäßig gestalteten 3-D-Schlachtfeldern der Fantasy-Ländereien Crimea und Gallia ihr virtuelles Leben lässt, heißt es Game Over. Segnet dagegen einer der zahlreichen anderen Charaktere das Zeitliche, werden seine Dienste bis zum Ende des Abenteuers schmerzlich vermisst. So oder so: Die Mission muss meist von vorne in Angriff genommen werden. Truppennachschub in Form mächtiger Magier, fliegender Pegasi-Ritter oder Gestaltenwandler vom Volk der Laguz gibt es anfangs jedoch zur Genüge. Manche müssen auf offenem Felde überzeugt werden, andere schließen sich freiwillig an.
Abseits der Schlachtfelder kümmert sich Nachwuchs-Commander Ike um den Reste seiner Familie, seine Truppe, eine hübsche Prinzessin und die verbündeten Laguz. In diesem Kontext muss der Spieler lange Dialoge über sich ergehen lassen, in denen mit kindlicher Naivität auch ernste Themen wie Rassenhass, Unterdrückung und Diskriminierung angeschnitten werden. Aber auch mit schnödem Mammon lassen sich die Sorgen der Gefolgeschaft schmälern. Händler und Schmiede bieten gegen bare Münze neue Waffen und Zaubersprüche an. Geiz ist in Gallia nicht geil, sondern tödlich. Wer spart, steht irgendwann mit abgenutzten Klingen und damit wehrlos da.
Erfolgreiche Krieger bekommen hingegen für jeden erledigten Feind Erfahrungspunkte, die sich bei einem Levelaufstieg in verbesserten Attributen niederschlagen. Klingt schwer nach Rollenspiel, ist aber nur halb so kompliziert. Das Kampfsystem von "Fire Emblem" (Schwert schlägt Axt, Axt schlägt Lanze, Lanze schlägt Schwert) ist schnell gelernt, besitzt dennoch aber enormen Tiefgang. Ähnlich verhält es sich mit den unterschiedlichen Magierichtungen.
Fire Emblem: Path of Radiance
Hersteller/Vertrieb | Nintendo/Nintendo |
Genre | Strategie |
Plattform | GameCube, Game Boy Advance |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | ab 6 Jahren |
Fazit: "Fire Emblem: Path of Radiance" ist ein schrecklich symphatischer Freizeitfresser, bei dem sich rasch das berüchtigte "Nur noch eine Mission"-Gefühl einstellt. Bis zum Ende des Kreuzzuges gegen das finstere Königreich Daein vergehen locker 30 bis 50 Stunden. Irgendwann stört man sich auch an der spartanischen Optik und den viel zu seltenen Anime-Zwischensequenzen nicht mehr. Ein Mehrspielermodus wäre allerdings schön gewesen ...