Ein Drogenabhängiger als Spielfigur? Nun, im offiziellen Militärjargon handelt es sich bei Nektar lediglich um ein "Medikament" zur Steigerung der Leistungsfähigkeit im Kampf gegen die Rebellen der Promised Hand. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Sergeant Carpenter und verwandelt sich dank des gelben Teufelszeugs in eine übermenschliche Killerbiene.
Ein Balken zeigt an, wie viel Nektar man im Blut hat. Ist die Dosis okay, kann Carpenter kraftvoller zuschlagen, schneller laufen und Verletzungen besser verkraften. Auch die Feinde leuchten plötzlich wie Sonnenblumen am Wegesrand und sind somit leichtere Beute. Doch seit Paracelsus wissen wir, dass die Dosis das Gift macht: Hat der Soldat zu viel vom Nektar genascht, ist sein Bewusstsein getrübt, was nicht nur den Spieletitel erklärt, sondern auch üble Folgen hat: Ein paar Sekunden lang ist er nicht mehr Herr seiner Sinne und Handlungen.
Für Abwechslung im monotonen Balleralltag sorgt die Möglichkeit, das Schlachtfeld auch als Fahrer oder Schütze von Fahrzeugen zu durchqueren. Dabei machen einem nicht nur Sprengfallen, gegnerische Buggys und Panzer das Leben schwer, sondern auch die schwammige Steuerung. Die Frage, warum man im Krieg eine Hupe braucht, bleibt jedoch ungeklärt.
Haze
Hersteller/Vertrieb | Free Radical/Ubisoft |
Genre | Action |
Plattform | PlayStation3 |
Preis | ca. 70 Euro |
Altersfreigabe | ab 18 Jahren |
Ebenso unnötig: Der wegweisende Kompass am oberen Bildschirmrand, denn der Weg zum Spielende ist linear wie eine gut ausgeleuchtete Einbahnstraße. In diesem Punkt ist das ansonsten mit kleinen Accessoires aufgepeppte "Haze" richtig "old school". Immerhin: Die Story hat so ihre Überraschungsmomente. Ohne zu viel zu verraten: Der Kontakt mit den Rebellen geht nicht spurlos an Carpenter vorbei. Nach etwa zwei von 15 Stunden wechselt er die Seiten und kämpft fortan gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Mantel Global Industries.
Dabei nutzt der Spieler das übliche Angebot an Faustfeuerwaffen, Granaten und die altbekannte Option, diverse Kanister und Tonnen mit brennbaren Flüssigkeiten durch gezielten Beschuss zur Explosion zu bringen. Originell: Man kann sich vor Feinden tot stellen, damit genau dies nicht passiert. Auch die Funktionalität des Six-Axis-Controller kommt zum Tragen, wenn dieser geschüttelt werden muss, um einen Fahrzeugbrand zu löschen - oder den eigenen Körper nach Flammenwerferbeschuss.
Heiß diskutiert wurde auch der Umstand, dass "Haze" keine echte HD-Grafik bietet. Vielmehr wird die Auflösung von 576p hochskaliert. Von Herstellerseite wurde dies damit begründet, dass man mehr Wert auf eine geschmeidige Bildwiederholungsrate legte. Und tatsächlich ist der Spielfluss von "Haze" über weite Strecken derart actiongeladen und temporeich, dass optische Defizite wie die Detailarmut mancher Texturen nicht störend auffallen - zumal die Animationen der Figuren gelungen sind. Sobald das Game jedoch einen Gang zurückschaltet, fallen die Schwächen umso deutlicher auf: So manch trister Innenabschnitt wäre selbst auf der PlayStation2 unakzeptabel gewesen.
Bedenkt man allerdings, wie überschaubar der Markt an exklusiven Shootern für die PS3 ist, lohnt sich ein Blick dennoch - nicht zuletzt auch wegen der Möglichkeit, die Kampagne kooperativ mit drei weiteren Kumpels online zu bestreiten. Um davon allerdings so abhängig zu werden wie die Cybersoldaten von Nektar, muss man schon ein sehr verzweifelter Ballerfan sein.