"Mortal Kombat vs. DC Universe" Krieg der Welten

Obwohl sich das neue "Mortal Kombat" erstmals in seiner Geschichte jugendfrei präsentiert, ist das Spielgeschehen alles andere als eine blutleere Angelegenheit.

Das Rezept, das die bisherigen "Mortal Kombat"-Teile zum Gassenhauer machte, ist simpel: Unmengen von Pixelblut. Seit 1992 versetzt die Reihe Jugendschützer in Panik und war regelmäßiger Index-Gast. Die ersten zwei Teile wurden bundesweit sogar beschlagnahmt. Ein paar Nachfolger und Spin-offs kamen milder davon, obwohl sich der Inhalt nicht sonderlich vom blutigen Treiben der ersten beiden Ableger unterschied. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb verkauften sich die Games wie geschnitten Brot: Rund 26 Millionen Einheiten gingen seit 1992 weltweit über die Ladentheken, was der Marke "Mortal Kombat" sieben Einträge ins "Guiness Buch der Rekorde Gamer's Edition 2008" sicherte, unter anderem den Titel für das "Erfolgreichste Kampfspiel-Franchise" und die "Größte Kampfspielreihe aller Zeiten".

Doch liegt das Erfolgsgeheimnis der Serie nicht nur im hohen Gewaltfaktor. Vielmehr lassen das leicht zugängliche Gameplay und lieb gewonnene Recken wie Scorpion oder Sub-Zero die Fans immer wieder zuschlagen.

Warum also setzt Midway nun auf eine Fusion der "Mortal Kombat"-Reihe mit den bekannten DC-Comic-Helden? Die Hintergründe dürften finanzieller Natur sein. Midway steckt seit Monaten in den roten Zahlen. Gegen die Krise würde ein Kassenknüller, der eine breite Käuferschicht jeglichen Alters anspricht, besser helfen als ein Ab-18-Titel, der zwar die Hardcore-Fans befriedigen würde, den Verkaufszahlen aber abträglich wäre. Als Konsequenz wurde das normalerweise blutige Treiben für "Mortal Kombat vs DC Universe" radikal entschärft: Statt Blutfontänen spritzen nun nur noch ein paar Tröpfchen. Üble Geschmacklosigkeiten wurden völlig entfernt. Die Lizenzgeber von DC hätten es wohl ohnehin nicht gerne gesehen, wenn Charaktere wie Superman, Batman oder Flash in Stücke gerissen werden würden.

Dem Gameplay schadet die Blutarmut allerdings nicht im Geringsten. Die Kämpfe gehen aufgrund der intuitiven Steuerung schnell und einfach von der Hand. Selbst Anfänger können sich rasch über erste Erfolge freuen - Veteranen immerhin darüber, dass überflüssiger Ballast der Vorgänger (Stichwort: mehrere Kampfstile pro Figur) über Bord geworfen wurde und ein paar Neuerungen eingeführt wurden. Vor allem der "Freefall Kombat" dürfte dem Genre neue Impulse geben. Konnten bereits bei "Dead or Alive" Gegner über die Ringgrenzen hinaus auf eine andere Ebene befördert werden, dreschen bei "Mortal Kombat" die Kontrahenten nun auch noch während des Falls weiter aufeinander ein. Wer am Ende unten liegt, erhält den ganzen erlittenen Schaden. Bei "Klose Kombat" handelt es sich um eine vergleichbare Nahkampfvariante, bei der die Kamera nah ans Geschehen zoomt und der Zufall eine wesentliche Rolle spielt: Drücken Angreifer und Verteidiger dieselbe Taste auf dem Pad, wird die Attacke abgewehrt oder gar gekontert.

Rund um das Zusammenprallen der beiden Universen strickte "Mortal Kombat"-Schöpfer Ed Boon zusammen mit DC-Schreiberlingen eine erwartungsgemäß hanebüchene Story, in der beide Fraktionen herausfinden müssen, warum die jeweils andere Seite auf einmal in deren Welt auftaucht und wer oder was dahinter steckt. Die Geschichte wird mittels kurzer Filmchen in Spielgrafik erzählt und bietet pro Fraktion - jede davon ist mit zehn Kämpfern vertreten - Prügelstoff für drei bis vier Stunden. Ansonsten dürfen sich Zocker im Arcade-, Versus- und Online-Modus austoben. Denn nach wie vor macht der Schlagabtausch mit einem menschlichen Kontrahenten am meisten Spaß.

Befeuert wird das Spielgeschehen von der aktuellen "Unreal Engine 3": Das wohl meist lizensierte Spielgerüst sorgt für eine nette Optik, die jedoch der Prachtgrafik von "Soul Calibur 4" das Wasser reichen kann. Die Animationen wirken ein wenig hölzern, dafür wurden die Special-Moves effektgeladen in Szene gesetzt.

Mortal Kombat vs. DC Universe

Hersteller/Vertrieb

Midway/Midway

Genre

Beat'em Up

Plattform

PlayStation3, Xbox 360

Preis

ca. 60 Euro

Altersfreigabe

Ab 16 Jahren

Am Ende geht das Konzept von Midway auf: Das neue "Mortal Kombat" ist harmloser denn je, die Mixtur der Marken attraktiv. Nur hat die Neuausrichtung auch ihre Nebenwirkungen: Fans der Reihe werden über die Änderungen und das Aufkreuzen der Superhelden und -schurken eher not amused sein ...

TELESCHAU
Alexander Hildebrand/Teleschau

PRODUKTE & TIPPS