New York, New York! Diesmal nicht als brodelnde Metropole voller Hektik und Geschäftigkeit, sondern eigenartig still. Keine Menschenseele lässt sich auf den regennassen Straßen blicken, kein Laut stört die unheimliche Ruhe der Nacht. Was ist geschehen? Das herauszufinden ist die Aufgabe des Spielers in "Sunrise", dem Adventure um ein paar experimentierfreudige Jungs, denen ein ehrgeiziges Projekt gründlich daneben geht.
In Fantasy und Science Fiction ist es gang und gäbe: Man teleportiert sich flugs von einem Ort zum anderen. Warum sollte das in der Realität nicht auch möglich sein, dachten sich die aufgeweckten Kerle Rydec, Brian und Max. Nach längeren Forschungen waren sie nun kurz vor dem Ziel: Die Versuchsanordnung schien funktionstüchtig zu sein, und gleich würde die Welt die erste reale Teleportation erleben. Aber Pustekuchen: Statt Teleportation gibt's eine mächtige Explosion, die ganz New York erschüttert. Von da an ist die Stadt menschenleer - bis auf die drei Freunde und eine mysteriöse bewusstlose Frau, die vor ihrem Loft liegt.
Weg mit dem Inventar
"Sunrise" geht in mancherlei Hinsicht ungewöhnliche Wege: Dass man das traditionelle, überquellende Adventure-Inventar getrost vergessen kann, erzählt einem Rydec schon im Tutorial auf seine unvergleichlich schnodderige Art - ein sehr schöner Einstieg mit einer saftigen Portion Selbstironie. Und in der Tat: Es macht Spaß, die Taschen nicht so voll zu haben und sich beim Lösen der Puzzles weitgehend auf das zu beschränken, was die unmittelbare Umgebung hergibt. Nur ein typisches Männer-Universalwerkzeug schleppt Held Rydec die ganze Zeit mit sich herum, das ihn beim Rätsel knacken immer mal wieder unterstützt. Anspruchsvoll und vielfältig sind die Point&Click-Aufgaben trotzdem und lassen zuweilen mehrere Lösungswege zu. Wer gar nicht weiterkommt, nutzt die Hotspot-Anzeige oder das integrierte Hilfesystem.
Seine großen Stärken spielt "Sunrise" aber mit der Story, den gut herausgearbeiteten Charakteren und der hervorragenden Sprachausgabe aus. Auch wenn die Dialoge manchmal vielleicht eine Spur zu geschwätzig und banal sind, sorgen namhafte Sprecher wie Andreas Fröhlich (John Cusack), Thorsten Michaelis (Wesley Snipes) und Ulrike Stürzbecher (Jennifer Aniston) für gehörig Pepp.
Schlaksig animierte Charaktere
Die Grafik der rund 140 Locations, die teilweise auf Fotos der Original-Schauplätze in Manhattan basieren, schafft eine dichte Atmosphäre, die tatsächlich so etwas wie "Kino-Feeling" erzeugt. Nicht auf der Höhe der Zeit sind hingegen die groben, etwas schlaksig animierten Charaktermodelle mit ihren schlauchförmigen Extremitäten. Störend wirkt dies allerdings kaum.
Sunrise
Hersteller/Vertrieb | TML Studios/ Aerosoft |
Genre | Adventure |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ohne Beschränkung |
Abenteurer mit einem Faible für lockere bis dämliche Sprüche und gute Geschichten bekommen mit "Sunrise" genau, was sie wollen - kleinere Spannungsdurchhänger und lange Laufwege inklusive. Insgesamt jedoch einer der originelleren Adventure-Titel der letzten Monate.