Schluss also mit dem Kleben an historischen Gegebenheiten, weg von der düsteren Dramatik realistischer Schlachten! Stattdessen gibt's fantasievolle "Was-wäre-wenn"-Szenarien mit aberwitzigen Waffensystemen und gleichzeitig eine Rückbesinnung auf die Anfangszeiten des Genres.
Ja, "War Front" knüpft überdeutlich an den Tugenden und mittlerweile nostalgisch verklärten Schwächen von Klassikern wie "Command & Conquer" an: ein rasanter, spannender Gameplay-Mix aus Ressourcen scheffeln und spektakulären Massen-Schlachten, der an alten Krankheiten wie mäßiger Gegner-KI oder schlechten Wegfindungsalgorithmen leidet.
Nein, ein Höhenflug an taktischen Raffinessen und Spieltiefe ist "War Front" nicht geworden. Wie in alten Zeiten scheucht man seine Einheiten über die Karte und bemerkt, dass die Infanterie den Panzern kilometerweit hinterherhinkt. Man setzt bei Angriffen mehr auf Masse als auf Klasse und baut lieber riesige Armeen statt sich mit strategischen Feinheiten aufzuhalten. Dabei freut sich der PC-General über die intuitive Steuerung per Maus und Hotkeys.
Er bekommt für sein Geld spannende Missionen mit ständig wechselnden Einsatzzielen und futuristische Waffensysteme wie deutschen Exoskelett-Mechs, Kriegszeppelinen oder der alles erschütternden US-Erdbebenbombe. Serviert wird das Ganze in einer 22 Missionen umfassenden Einzelspieler-Kampagne, in der wahlweise auf der Seite der Amerikaner oder des deutschen Widerstands gekämpft wird. Darüber hinaus gibt's eine Reihe exquisiter Skirmish-Karten für Multiplayer-Matches mit bis zu zehn Mitspielern. Leider ist nur hier die russische Fraktion anwählbar, die mit Tunnel grabenden Truppentransportern, Schockfrost-Panzern und dem Moral steigerndem Vodka-Verkäufern in die Schlacht ziehen ...
Wie mittlerweile gang und gäbe, stehen auch in "War Front" Helden wie Colonel Lynch auf alliierter und Robert Hellmann auf deutscher Seite bereit, um mit besonderen Fähigkeiten und Waffen den Gegnern ordentlich Dampf zu machen. Im Lauf der Einsätze steigern diese Haudegen ihre Möglichkeiten und können für die eigene Truppe aufgrund ihrer Boni eine große Hilfe sein.
War Front: Turning Point
Hersteller/Vertrieb | Digital Reality/10tacle Studios |
Genre | Strategie |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ab 16 Jahren |
"War Front" bietet mit schnellem, unkompliziertem Gameplay leicht verdauliche, einsteigerfreundliche Unterhaltung. An der Präsentation gibt es kaum etwas zu mäkeln: Die temporeiche Story wird zwischen den Einsätzen durch knallig inszenierte, aber etwas grob aufgelöste Videosequenzen weitererzählt. Die Hochglanz-Optik mit ihren spektakulären Explosionen, stimmungsvollem Tageszeitenwechsel und detaillierter Einheitendarstellung erreicht jedoch nicht ganz die Klasse von "Company of Heroes" oder dem kommenden Effektgewitter "Command & Conquer 3". Nur die Verfolger-Kamera und die Möglichkeit, selbst in Geschützen Platz zu nehmen, wirken etwas überflüssig und aufgesetzt. Nichtsdestotrotz ist "War Front" ein durchaus empfehlenswertes Programm der Marke "Echtzeitstrategie light", an dem vor allem Einsteiger ihre Freude haben werden ...