Microsoft-Pläne Veni, vidi, Vista?

Bill Gates hat in den letzten Tagen kräftig die Werbetrommel für Microsoft-Produkte gerührt. Vor allem mit Versprechen zur nächsten Office-Version, dem Windows XP-Nachfolger und Kritik an der Konkurrenz sorgte der Microsoft-Chef für Aufsehen.

Mit Details zum Windows-XP Nachfolger Vista, der neuen Office-Software und Kritik an der Konkurrenz hat Microsoft das öffentliche Interesse auf sich gezogen.

In einem Interview spöttelte Microsofts Chef-Entwickler Bill Gates zunächst über die nicht enden wollende "Anfangseuphorie" des weltgrößten Suchmaschinenbetreibers Google. "Daher denken die Leute, dass Google einfach zu allem fähig ist", sagte Gates dem Online-Fachmagazin "c-net". Auch Microsoft habe zwischen 1985 und 1995 euphorische "Flitterwochen" gehabt. "Ich würde aber sagen, dass Google in mancher Beziehung die größte Anfangseuphorie zeigt, die ich jemals gesehen habe." Sorgen bereite ihm der Erfolg des Rivalen allerdings nicht, denn Microsoft sei technologisch überlegen.

Um seine Platzhirsch-Rolle zu rechtfertigen, will Microsoft die nächste Version seiner Bürosoftware mit einem Füllhorn neuer Funktionen und einer komplett neu gestalteten Oberfläche versehen. Dazu präsentierte Microsoft- Chefentwickler Bill Gates Einzelheiten von "Office 12" sowie weitere Details des künftigen Betriebssystems Vista auf einem Entwicklerforum in Los Angeles. Die für das zweite Halbjahr 2006 angekündigte Version sei für ihn die wichtigste Veröffentlichung seit "Office 95", sagte Gates. "'Office 12' hat alle wesentlichen Bestandteile, um eine unglaubliche Produktivität bei Millionen von Menschen rund um den Globus freizusetzen", behauptete er.

Viele Versprechen gegenüber den Nutzern

Künftig solle Software so einfach, sicher und zuverlässig sein wie das amerikanische Stromnetz, sagte Gates. Nach spontanen Lachern aus dem Publikum in Los Angeles fügte er hinzu: "Vielleicht kann die Strombranche ja noch etwas von uns lernen." Die neue Gestaltung der Benutzeroberfläche von "Office 12" soll deutlicher als bisher die speziellen Wünsche der Anwender in den Vordergrund stellen und die Nutzung vereinfachen.

"Neun von zehn Nutzern wünschen sich unter Office heutzutage Funktionen, die die Software längst bietet", sagte Microsoft-Manager Chris Capossela. Die Funktionen würden nur von vielen Anwendern gar nicht gefunden. Die herkömmlichen Menüs und Werkzeugleisten werden deshalb durch ein Paket von grafisch gestalteten Symbolen ersetzt. Zudem wird Office eine XML-Schnittstelle spendiert, die das automatische Anzeigen von Nachrichten und RSS-Inhalten ermöglichen soll. Die "Really Simple Syndiccation" funktioniert wie ein Bringdienst, der Nachrichten von der Webseite abholt und dem User direkt in eine Nachrichtenleiste liefert.

Vista soll Aushängeschild werden

Vor allem auf das neue Betriebssystem Vista (vormals unter dem Namen Longhorn bekannt), das wie "Office 12" in der zweiten Jahreshälfte 2006 auf den Markt kommen soll, will Bill Gates nichts kommen lassen. Die erste Nachfolgeversion des Betriebssystems Windows XP sei eine komplette Neuentwicklung, behauptet Gates. Bereits im August hatte jedoch das Magazin "PC Welt" bereits gezeigt, dass einige Funktionen von Vista bereits in Windows XP realisierbar sind. Dass die Vista-Software in bis zu sieben Versionen für Geräte vom Desktop-Rechner bis zum Handheld auf den Markt kommen soll, wurde unterdessen von Microsoft noch nicht bestätigt.

Im lukrativen Geschäft der Internet-Suchmaschinen will Microsoft im Gegensatz zu Betriebssystemen seinen Programmcode zunehmend öffnen, um den großen Konkurrenten wie Google oder Yahoo! Marktanteile abzunehmen. Das Unternehmen plant, Software-Entwicklern bestimmte Programmteile seiner MSN Such-Services oder von MSN Virtual Earth offen zu legen.

Das Fachmagazin "Information Week" hatte in seiner Online-Ausgabe gemeldet, dass der weltgrößte Softwarekonzern mit der Offenlegung so genannter API's (Application Programming Interfaces) seine Such-Services zu einer offenen Entwickler-Plattform machen wolle. API's sind Schnittstellen, die bestimmte Funktionen einer Software für andere Anwendungen verfügbar machen. So könnte MSN Search durch externe Programmiererleistungen deutlich an Qualität gewinnen. Fraglich bleibt allerdings, ob die neue Offenheit von Microsoft in der Entwickler-Szene Anklang findet.

ni mit Material von DPA

PRODUKTE & TIPPS