PC-Spiele Siedler: Kampf um die Weltmeisterschaft

In der Burg Hohenberg an der Eger treffen sich PC-Freaks aus aller Welt, um den ersten Siedler-Weltmeister zu ermitteln und einen Weltrekord im Dauer-Siedeln aufzustellen.

«Warum erobern wir nicht einmal eine richtige Burg?» Ein faszinierender Gedanke, den Gordon Klay nicht mehr los geworden ist. Der 36 Jahre alte Australier ist keinesfalls ein Raubritter - allenfalls ein virtueller. Gordon Klay ist der Hauptorganisator der ersten Weltmeisterschaft im Siedeln. Das Ganze findet nicht auf einem normalen Spielbrett, sondern vor mehr als 100 Computerbildschirmen statt.

Die aus dem Jahr 1222 stammende Burg Hohenberg gleicht an diesem Wochenende einer Festung von Computer-Freaks. Aus aller Welt eilen die Siedler-Fans herbei, um bei diesem Ereignis dabei zu sein. Damit auch das Equipment von mehr als 100 Rechnern samt Zubehör angeschlossen werden kann, wurde eine eigene Stromversorgung installiert. «Sonst würde vermutlich das Stromnetz der Burg zusammen brechen», meint Klay.

Doch ganz einig ist sich die Siedler-Gemeinde nicht. Es gleicht schon fast einer Glaubensfrage, ob «Siedler 3» oder «Siedler 4» die bessere Version ist. Klay hat da seine eigene Meinung. «Beide Spiele sind richtig knuffig.» Dem entsprechend wird auch jeweils ein eigener Weltmeister ermittelt und zwar in den Disziplinen «Singleplayermodus» und «Multiplayermodus».

Global Players

Beim «Singleplayermodus» spielt immer nur eine Person gegen den Computer. Dagegen spielen beim «Multiplayermodus» immer zwei Personen gegeneinander. «Das ist viel schwieriger, weil der Mensch unberechenbarer ist», findet der australische Siedler-Spezialist. Spiele-Vertreiber Ubi-Soft übrigens hat der Bezeichnung «Weltmeisterschaft» zugestimmt. Und diese Bezeichnung hat auch ihre Berechtigung. Schließlich kommen die Teilnehmer aus zahlreichen europäischen Staaten, wie Polen, Österreich oder Griechenland. Aber auch Brasilianer und Australier sind nach Hohenberg an der Eger, einer kleinen Stadt im Dreiländereck Bayern-Sachsen-Böhmen gereist.

«Das ist unser wichtigstes Arbeitsgerät», scherzt «Kassandra», eine der wenigen Frauen, und deutet dabei auf die Kaffeemaschine. Schwaden von Zigarettenrauch ziehen durch die drei Räume, in denen sich Computer und Spieler befinden. Burg Hoheneck, sonst ökologische Bildungsstätte und Jugendherberge, ist an diesem Wochenende fest in der Hand der Computerfreaks. Und damit sind auch die üblichen «Sperrstunden», die sonst in solchen Einrichtungen gelten, aufgehoben.

Weltrekord im Dauer-Siedeln anvisiert

Der Multiplayermodus beginnt am Samstagmorgen, und zunächst wird in Gruppen zu je vier Personen «Jeder gegen Jeden» gespielt. Der Gruppenbeste qualifiziert sich für die nächste Runde. Dann wird so lange gespielt bis nur noch einer übrig ist. «Das kann ganz schön lange dauern. Eine einzige Siedlerpartie vor dem Rechner dauert üblicherweise zwei Stunden, manchmal aber auch drei oder vier», weiß Gordon Klay. Selbst wenn man zu einer zivilen Zeit am Vormittag beginne, «brauchen die Teilnehmer eine gute Kondition und bekommen nur wenig Schlaf».

Neben der ersten Siedler-WM wollen die Organisatoren an diesem Wochenende ein weiteres Großprojekt wagen. Am Freitag um 9.00 Uhr sollte der neue Weltrekord-Versuch im Dauer-Siedeln beginnen. Die bislang gültige Bestleistung wurde bei der Internationalen Funkausstellung in Berlin im Jahr 2001 aufgestellt und beträgt 24 Stunden, 40 Minuten und 10 Sekunden. Klay ist sich sicher: «Ich bin überzeugt, wir schaffen mindestens 25 Stunden.»

DPA
Christoph Gahlau

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