SCHEIBE Nimm keine Geschenke von Fremden

Ein gefährlicher Weg aus der Taschengeldkrise: »Camgirls« bitten im Web ältere Männer um teure Geschenke und versprechen dafür persönliche Mails und aufreizende Fotos. Doch auch Pädophile werden so angelockt.

Das Taschengeld ist viel zu schnell ausgegeben, die persönliche Wunschliste aber noch immer endlos lang. In England haben minderjährige »Camgirls« nun eine ganz neue Möglichkeit gefunden, um sich ihre Konsumwünsche zu erfüllen. Die Mädchen bitten ältere Männer um teure Geschenke und versprechen ihnen dafür persönliche Mails und aufreizende Fotos. Kritiker weisen daraufhin, dass die Camgirls so auch Pädophile anlocken.

Statussymbole sind alles

Die eine Freundin hat die coolere Prada-Tasche, die andere den besseren MP3-Player. Es gilt als extrem uncool, kein Geld zu haben, um sich die aktuellen Statussymbole leisten zu können. Das trifft vor allem junge Mädchen um die 14, 15 Jahre heftig. Sie haben zwar Ansprüche wie erwachsene Frauen, was Klamotten, Schminke und Schnickschnack angeht - aber nur ein kleines Taschengeld für Kinder.

Bald japanische Verhältnisse?

Bei den Japanern gehört es deswegen schon seit langem zum schlechten Ton, dass sich Schulmädchen prostituieren und mit älteren Männern im Stundenhotel verschwinden, um sich anschließend von ihnen teure Luxusartikel schenken zu lassen. So weit ist es bei uns in Europa zum Glück noch nicht gekommen. In England entwickelt sich aber zur Zeit ein neuer Trend, der nicht minder bedenklich ist (und der in der USA auch schon bekannt ist).

Wunschlisten für Sugar Daddys

Junge Mädchen aus England veröffentlichen auf ihren Homepages so genannte Wunschlisten, die manchmal auch gleich in große Shops wie etwa Amazon.com ausgelagert werden. Hier listen sie ganz konkret auf, was genau sie gerne haben möchten - wie eine Wunschliste an den Weihnachtsmann. Ein paar neue CDs wären nicht schlecht. Dazu kommen auch noch einige aktuelle DVDs, Unterwäsche aus dem Playboy-Shop, eine Digitalkamera oder coole Boxen. Die Wunschliste ist nicht für den Papa und auch nicht für die reiche Tante gedacht. Völlig fremde Männer in den besten Jahren sollen auf diese Seiten stoßen. Die Mädels suchen im Internet also gezielt nach einem Patron oder Sponsor, der ihnen einen kommerziellen Wunsch direkt erfüllt oder Geld für einen Eintrag auf der Liste springen lässt. Die Gegenleistung lässt nicht lange auf sich warten: Die Männer, für die Geld kein großes Thema ist, erhalten ein paar persönliche Worte der Mädchen per Mail zugeschickt oder lassen sich mit erotischen Fotos abspeisen.

Schnell spricht es sich in der Schule herum, wie einfach es ist, an eine neue Anlage oder an neue Edelklamotten heranzukommen. In der Folge gehen immer mehr Camgirls online - die übrigens mit den bekannten Sex-Cam-Shows rein gar nichts zu tun haben. Auf ihren Lolita-Homepages zeigen sie nur wenige harmlose Bilder zum Anfüttern, alles ganz unverfänglich. Dennoch möchten sie nicht, dass die eigenen Eltern Wind von ihren Online-Aktivitäten bekommen. In der Regel wissen die Erziehungsberechtigten gar nicht, was der Nachwuchs im Internet treibt. Das ist auch besser so. Wer von den Teenies keine Skrupel mehr hat, vertickert auf der eigenen Homepage mitunter sogar Porno-Club-Mitgliedschaften und verdient dann an der Provision.

Auf keinen Fall mitmischen!

Mit fatalen Folgen. Schon jetzt sind die Links der minderjährigen Wunschlisten-Mädchen auf den Homepages der Pädophilen zu finden. Kenner der Materie warnen den Nachwuchs davor, bei diesem Trend mitzumischen: Nur allzu leicht könnten ansonsten perverse Pädophile auf die Fährte gebracht werden. Schon jetzt sind die ersten Mordfälle bekannt, bei denen minderjährige Mädchen ihren Killer im Internet kennengelernt haben.

Kontrolle ist gut, Aufklärung noch besser

Das ist ein weiterer Grund, der Eltern dazu veranlassen sollte, die Online-Aktivitäten ihrer Kinder besser zu überwachen. Ist eine regelrechte Observierung nicht im Sinne der eigenen Erziehung, so sollten sich die Erziehungsberechtigten wenigstens die Zeit nehmen, um den Nachwuchs über die Gefahren aus dem Internet zu informieren. Das geflügelte Wort: »Geh nie mit einem Fremden mit« muss noch erweitert werden: »Verrate niemals einem Fremden deine Kontaktdaten im Internet.«

Carsten Scheibe

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