Scheibes Kolumne Superschnell veraltete Hardware

Stern.de-Kolumnist Scheibe trifft sich mit seinen Freunden Jörgi, Cookie und Robert im "Da Pippo" in Falkensee. Bei einer leckeren Weizenkaltschale und einer frischen Pizza jammern sich die vier Freunde gegenseitig die Ohren voll: Ihre technischen Spielereien veralten schneller, als sie sich neu anschaffen lassen.

Frustriert lege ich meinen Ipod auf den Tisch. Meine Kumpels bewundern das cool designte MP3-Abspielwunder, dessen metallisch blankpolierte Rückseite einem Gerücht zufolge bereits von der Damenwelt als Spiegelersatz eingesetzt wird. Sie staunen über den eingravierten Namensschriftzug und darüber, dass meine gesamte Plattensammlung mit 600 CDs auf den 40 Gigabyte großen Speicher passt.

Egal, was man tut...

"Wisst ihr was?", setze ich an. "Monate lang habe ich überlegt, ob ich mir das Gerät überhaupt leisten soll oder nicht. Keine Bange: Ich bereue es nicht. Endlich habe ich meine Musik einmal kompakt beisammen und kann sie mir noch dazu in die Hosentasche stecken. Nur: Kaum hatte ich das Gerät gekauft, kam auch schon der Nachfolger auf den Markt. Der hat ein noch besseres Design und viele neue Funktionen. Jetzt sind auch schon wieder Geräte im Gerede, die sogar Fotos speichern und anzeigen können. Jungs, ich habe das Gefühl, dass ich - egal, was ich mir kaufe - immer zu voreilig bin."

...man ist immer zu früh

Jörgi klopft mir auf die Schulter. "Ich kenne das." Er schlürft an seinem Bier. "Ich habe mir nun endlich einen Palm-PDA zugelegt, um alle meine Termine auch unterwegs zur Hand zu haben. Natürlich nutze ich das Gerät auch, um zu spielen, ein Tankbuch zu führen und um Musik zu hören. Nur erzählt mir letztens so ein Experte, dass der Palm eigentlich auf dem absteigenden Ast und wahrscheinlich eh in ein paar Jahren tot ist. Und warum? Weil Microsoft es wieder einmal geschafft hat und mit seinem PocketPC die Marktführerschaft nicht nur übernehmen, sondern auch stark ausbauen konnte. Jetzt sitze ich da, und alle wichtigen Neuerungen erscheinen nur noch für den PocketPC. Ein Kumpel hat mich sogar schon gefragt, warum ich mir nicht gleich ein Smartphone mit integriertem Telefon gekauft habe."

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Robert winkt ab: "Wurscht, was die anderen sagen. Die Hauptsache ist doch, dass die Dinger auch wirklich funktionieren. Dann kann es euch doch egal sein, wo der Trend hinläuft oder ob es ein neues Modell gibt oder nicht."

Wir schauen Robert an, als hätte er gerade die Kellnerin mitten auf dem Pizzatisch verführt. Ja, ist der Mann denn irre? Ich brause auf: "Denk mal an deine neue A-Klasse. Wie sauer warst du denn, als im neuen Navigationssystem nicht die aktuelle CD, sondern die vom letzten Jahr lag? Nun schwing mal nicht so große Töne."

Das Notebook noch nicht abgewohnt

Cooki weiß auch von einem Fall zu berichten: "Mein altes Notebook ist gar nicht so alt. Ich hab das Gerät noch gar nicht richtig abgewohnt. Trotzdem gehört es eigentlich schon auf den Müll. Es kann keine DVDs brennen, bietet keinen internen Kartenleser und kann keine Auflösung über 1024x768 Pixel darstellen. Und nicht nur das: Bei 20 Gigabyte ist die interne Festplatte voll. Wenn ich sehe, was ich heute für Geräte für einen Viertel des Preises kriegen kann, dann wird mir ganz übel. Letztens habe ich mir einen neuen Flachbildschirm für den Desktop-PC geleistet. Da war das Bild so viel heller und schärfer als bei meinem alten, dass ich fast die Krise bekommen habe."

Weisheiten des Pizzabäckers

Pippo kommt vorbei und kredenzt uns den Nachtisch. Er ist immer wieder ab und zu an unserem Tisch stehen geblieben und hat zugehört. Jetzt gibt er uns einen Rat: "Jungs, steckt eure Computer weg und hört auf, diesen Technikkram so wichtig zu nehmen. Geht lieber öfter bei mir essen und lasst euch verwöhnen. Unternehmt etwas mit den Freunden, geht spazieren, spielt mit euren Kindern. Das ist viel wichtiger als jeder Ipod und jedes Notebook. Kommt, ich gebe euch einen aus." Wenn Pippo einen ausgibt, ist man besser still und freut sich. Und so denken wir lieber nicht mehr an unser Hip&Cool-Problem und kippen uns lieber einen leckeren Schnaps hinter die Binde.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

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