LG 45 Zoll OLED Gaming-Monitor Das große, krumme, hungrige Gamingmonster

Ganz schön gekrümmt, der LG 95GR95QE. Auf der Rückseite gut erkennbar die LED-Beleuchtung.
Ganz schön gekrümmt, der LG 95GR95QE. Auf der Rückseite gut erkennbar die LED-Beleuchtung.
© Henry Lübberstedt / stern-online
Es gibt Dinge, die sind völlig unvernünftig, aber leider geil. Der neue OLED Gaming-Monitor von LG ist so ein Gerät. Wir haben ihn getestet.

Welcher Monitor käme dabei heraus, wenn man Ingenieuren sagte, sie sollen weder auf den Preis noch auf die Sinnhaftigkeit achten? Es könnte der "LG 95GR95QE" sein. Hinter der kryptischen Abkürzung verbirgt sich ein OLED-Monitor mit einer Bilddiagonale von 113 Zentimetern mit einer Krümmung von 800R. Die Einheit "R" bedeutet: Baute man aus mehreren dieser Monitore einen Kreis, betrüge der Abstand vom Mittelpunkt des Kreises zum Bildschirm lediglich 800 Millimeter. Das wäre verglichen mit anderen Monitoren ein sehr enger Kreis. Die meisten sogenannten curved Monitore haben einen R-Wert von 1500 und mehr. Bei 800R kommen die seitlichen Enden des Displays dem Betrachter im Wortsinn stark entgegen. Man fühlt sich wie mitten im Bild. Nicht so schön für ernsthaftes Arbeiten, aber traumhaft fürs Zocken.

Und genau hier sieht LG auch das natürliche Biotop ihres "Boliden". Egal ob Flugsimulator, Shooter oder Aufbauspiel. Kein anderer Monitor vermittelt einem das "Mittendrin-Gefühl" besser. Durch die schiere Größe des Displays und der Krümmung liegt der Augenfokus stets auf der Bildmitte und zugleich auf den Bildrändern. Es gibt auch größere Monitore im LG-Portfolio, zum Beispiel den 49 Zoll (1,24 Meter) IPS-Monitor mit einer Auflösung von 5120 x1440. Doch die sind hinsichtlich Bildwiederholrate und Reaktionszeiten nicht so konsequent auf das Daddeln ausgerichtet.

Bunte, kontrastreiche Games wie das Weltraumspiel "Everspace 2" des Hamburger Studios Rockfish sehen auf dem OLED-Display besonders gut aus. 
Bunte, kontrastreiche Games wie das Weltraumspiel "Everspace 2" des Hamburger Studios Rockfish sehen auf dem OLED-Display besonders gut aus. 
© Henry Lübberstedt / stern-online

Zudem sehen Spiele auf OLED-Monitoren besser aus als auf Displays mit IPS-Technik. Dank OLED leuchten Farben intensiver, sind die Kontraste schärfer und schwarz ist tatsächlich tiefschwarz und nicht grau. Die maximale Bildwiederholrate beträgt 240 Hertz bei einer Reaktionszeit von 0,03 Millisekunden. Eine passend potente Grafikkarte vorausgesetzt bedeutet das butterweiche Bewegungen der Objekte in einem Spiel. Wird der Monitor über den DisplayPort angeschlossen, stehen je nach Grafikkarte die flexiblen Bildraten via Nivida GSync und AMDs FreeSync zur Verfügung.

Neben dem DisplayPort finden sich auf der Rückseite des neun Kilo schweren Monitors noch zwei HDMI 2.1-Anschlüsse, drei USB 3.0, ein Kopfhöreranschluss und SPDIF out. Und es gibt schicke Lichteffekte auf der Rückseite. Da bei den besseren Gaming-PCs heute ohnehin alles LED illuminiert wird, fügt sich der LG hier nahtlos in die Lichtspiele ein.

Gewöhnungsbedürftig ist die Monitor-Steuerung. LG-Monitore haben üblicherweise einen kleinen Joystick an der Unterseite des Monitors. Ein Klick auf den Knopf und das Menü erscheint, navigiert wird mit rechts-links sowie vor-zurück. Simpel. Bei diesem Modell hingegen erfolgen die Einstellungen über eine Fernbedienung. Unpraktisch für en Gerät, vor dem man ohnehin nur eine Armlänge entfernt sitzt. Fernbedienungen haben die Eigenart des Verschwindens, Vollstaubens und einer irgendwann leeren Batterie. Eine Halterung für die Fernsteuerung gibt es nicht. Das Menü selbst ist für Gamer ein Traum: FPS-Zähler, Fadenkreuz, Schwarzwert-Kalibrierung und User-Profile.

Bei der Arbeit, wie hier im Videoschnittprogramm Davinci Resolve, ist die starke Krümmung eher hinderlich. 
Bei der Arbeit, wie hier im Videoschnittprogramm Davinci Resolve, ist die starke Krümmung eher hinderlich. 
© Henry Lübberstedt / stern-online

Zweiter Kritikpunkt: Die Auflösung. Gemessen an der Bildfläche sind 3440 x 1440 Pixel zu wenig. Der Abstand der Pixel zueinander ist erheblich und das Bild ist im Detail dadurch leicht unscharf. In Spielen fällt das nicht auf, beim produktiven Arbeiten jedoch umso mehr. Schreiben oder Tabellenkalkulationen bereiten mit den leicht unscharfen Schriften keine echte Freude. Auch die starke Krümmung des Monitors bringt bei Bürotätigkeiten mehr Nach- als Vorteile.

Der Spaß hört bekanntlich beim Preis auf. Wer die geforderten 1800 Euro zu zahlen bereit ist, der sollte schon ein überzeugter Gamer sein. Bei der Anschaffung hört es nicht auf. Fast schon drohend weist der Energieaufkleber auf dem Karton den LG 95GR95QE der Effizienzklasse E zu, der dritt schlechtesten Klasse. Rund 129 Watt gönnt sich das Gerät. Aber Hardcore-Gamer sind solche Werte gewohnt. Die für den Monitor passende Grafikkarte dürfte unter Last auch schon rund 450 Watt ziehen.

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