Man hält bei nahezu allen Fotos die Kamera mehr oder weniger in der Waagerechten, so dass sich kaum perspektivische Verzerrungen ergeben. Wenn man die Kamera aufwärts oder abwärts richtet, entspricht das Bild nahezu immer den Erwartungen. Bei höheren Gebäuden entsteht aber eine Verzerrung, sobald man die Kamera nach oben richtet: Die Vertikalen verjüngen sich nach oben hin und das Gebäude sieht aus, als neige es sich nach hinten. Das ist eine Frage der Perspektive und keine optische Täuschung. Nicht nur das Objektiv sieht diese Verjüngung, sondern auch das menschliche Auge. Im wirklichen Leben nehmen wir das als normal hin und ignorieren es, während es uns auf einem Foto ins Auge sticht. Am einfachsten ist es, wenn Sie die Kamera nicht neigen, sondern gerade halten. Das ist aber leichter gesagt als getan, wenn andere Gebäude die Wahl des Standorts einschränken.
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Dieser Text entstammt dem Buch "Digital fotografieren. Die richtige Kamera, Aufnahmetechnik, Ideengeber" von Michael Freeman. Freemans neues Buch heißt "Die fotografische Idee. Bildkomposition und Aussage", Verlag Markt + Technik, 29,95 Euro.
Michael Freeman ist international renommierter Fotograf und arbeitet regelmäßig für Time-Life Book, Reader's Digest und die BBC. Er hat mehr als 20 Fotobücher verfasst.
In der konventionellen Fotografie wird hierbei ein spezielles Objektiv benutzt, das so genannte Shift-Objektiv oder PC-Objektiv (PC = perspective control). Es ermöglicht eine gerade Kamerahaltung, denn Sie können den vorderen Teil des Objektivs mechanisch nach oben oder unten verschieben. Weil bei diesem Verschieben der obere Teil des Motivs im Bild nach unten gezogen wird, decken die Elemente des Objektivs einen größeren Bildbereich ab als der Film (oder das CCD). Dieser Effekt lässt sich auch digital erzeugen, indem Sie das Foto entsprechend entzerren. Ändern Sie die Größe des Motivs allmählich von oben nach unten, strecken Sie den oberen Bereich und komprimieren Sie den unteren. Auf dem Bildschirm sehen Sie einen rechteckigen Hilfsrahmen, dessen Ecken Sie im Randbereich verschieben können. Wenn Sie eine Ecke bewegen, verschiebt sich die gegenüberliegende automatisch so mit, dass die Änderungen immer symmetrisch ausfallen. Der rechteckige Rahmen sieht dabei wie ein Trapez aus, dessen äußere Winkel die Gegenstücke zu denen des Motivs bilden. Blenden Sie für ein präzises Arbeiten das Lineal am Rand des Originalmotivs ein. Fahren Sie mit dem Messwerkzeug parallel von einer Ecke zum äußeren Rand des Gebäudes. Notieren Sie sich den Schnittpunkt dieser Messlinie mit dem Lineal und verschieben Sie dann über den Befehl "Bearbeiten: Transformieren: Perspektivisch verzerren" eine Ecke bis zu diesem Punkt.
stern.de-Serie für bessere Urlaubsfotos
In Folge eins unserer Serie über das nachträgliche Verbessern Ihrer Urlaubsfotos haben wir Ihnen Programme verschiedener Preisklassen für die Bildbearbeitung vorgestellt: "Helfer für bessere Urlaubsfotos"
Folge zwei beschäftigte sich mit ganz einfachen Tricks der Bildbearbeitung: "Wellness für Urlaubsbilder"
Folge drei brachte die ersten Profitricks von Michael Freeman: Verschwindet aus meinen Urlaubsfotos.
Durch die Größenänderung des Bilds kann die Schärfe leiden und sie muss eventuell nachbearbeitet werden. Dazu legen Sie sich eine transparente Ebene mit einem linearen Verlauf an, stellen den Mittelpunkt auf 50 Prozent und bearbeiten die Schärfe. So korrigieren Sie die Bildschärfe analog zur Streckung des Motivs fließend von oben nach unten (oder umgekehrt). Bei einer Verkleinerung des Maßstabs ist weniger Interpolation als bei einer Vergrößerung erforderlich. Komprimieren Sie lieber den unteren Bereich des Bilds, statt den oberen zu strecken, die Bildqualität könnte dadurch gewinnen. Haben Sie die Perspektive des kompletten Bilds korrigiert, müssen Sie es wieder rechteckig zuschneiden. Es geht zwangsläufig ein Teil verloren, wenn das Gebäude das Bildformat in der Breite ausfüllt. Alternativ können Sie den Hintergrund erweitern oder sogar ersetzen. Markieren Sie in solchen Fällen die Kontur des Motivs und korrigieren Sie nur diese Auswahl, denn dadurch bleibt mehr Hintergrund zum Kopieren erhalten. Das kann natürlich nur dann funktionieren, wenn der Hintergrund nicht perspektivisch verzerrt ist.
Das Beispiel zeigt, wie Sie in wenigen Schritten stürzende Linie begradigen: Schiefes gerade biegen.
Farbe anpassen
Das Gute an einem digitalen Bild ist, dass Sie seine Farben auf alle möglichen Arten verändern können. Alle Profiprogramme bieten zahlreiche Bearbeitungsmethoden - oft zu viel. Diese Methoden lassen sich auf das ganze Bild oder auch nur auf einen Bereich anwenden.
Farbe ist ein natürlicher Bestandteil unseres Lebens und wir empfinden sie gefühlsmäßig als einfach und selbstverständlich. In Wirklichkeit ist Farbe aber komplex und ihre Natur nicht eindeutig, denn es geht hier sowohl um optische Aspekte als auch um subjektive Wahrnehmung. In der Geschichte der Kunst hat man sich auf die Bandbreite der Farben und ihre Wirkung geeinigt.
Die drei Hauptmodi für Farbbilder sind RGB, CMYK und Lab. Alle haben ihre Vorteile, aber denken Sie daran, dass Sie auf dem Bildschirm eine RGB-Darstellung sehen. Was hier gilt, gilt nicht unbedingt auch für die anderen Modi.
Jeder Modus hat zudem seinen eigenen Farbraum. Sie können von RGB oder CMYK zu Lab wechseln, ohne etwas zu verlieren, aber jede andere Konvertierung führt zu Farbverlusten. Und jeder Modus verfügt auch noch über Farben, die die anderen nicht haben. Schon allein aus diesem Grund ist es einfacher, den Modus zu behalten, in dem das Bild angelegt wurde.
Das Bild lesen mit dem Densitometer
Ein Densitometer ist in der konventionellen Fotografie ein teures Profiwerkzeug. In Photoshop ist es kostenlos und kann sich als außerordentlich nützlich erweisen. Mit einem Densitometer können Sie zum Beispiel die Tiefe des Schattens oder die Reinheit der Lichter prüfen. Wählen Sie "Fenster: Informationen", um eine Anzeige der Zeigerposition und die Messwerte für jeden Kanal zu erhalten. Das Werkzeug arbeitet unabhängig vom Bildschirm und das macht es so wertvoll. Ein tiefer Schatten sieht vielleicht auf dem Monitor schwarz aus, könnte in Wirklichkeit aber schwächer sein. Auch die Schwellenwert-Funktion in Photoshop ist ein sehr hilfreiches Werkzeug, da es die Lichter in einem Bild anzeigt.
Ihr eigenes Urteilsvermögen ist das wichtigste Werkzeug bei der Farbanpassung und somit entscheidet Ihr Auge über die Arbeit. Es sind schließlich Ihre Fotos und nur Sie legen fest, wie sie aussehen sollen. Wenn Sie sich auf die Farbechtheit Ihrer Bildschirmdarstellung verlassen können, müssen Sie zuerst das rohe Bild beurteilen. Ist es zu dunkel oder zu hell? Sehen Sie einen Farbstich? Und wenn, haben Sie ihn beabsichtigt oder nicht? In den Dialogfeldern für Tonwerte und Gradationskurven finden Sie drei wertvolle Werkzeuge: die Pipetten für Weißpunkt, Schwarzpunkt und Mitteltöne, die automatische Korrekturen erlauben. Selbst wenn Sie sie bei der "echten" Arbeit nicht benutzen, bieten sie Ihnen doch eine gute Vorschau. Noch mächtiger ist das Verändern von Farben in einzelnen Bildbereichen.
Bildgröße beachten
Die Scharfzeichnung richtet sich nach Auflösung und Größe des Bilds. Bei einem 10-MB-Bild sind die Pixel im Vergleich kleiner als bei einem 1-MB-Bild. Sie brauchen also einen größeren Radius und meist auch eine höhere Stärke.
Einige Beispiele: Tipps zum Ändern von Farben.
Tonwerte und Gradationskurven
Es stehen Ihnen vier Methoden zur Verfügung, um Werte in einem Bild anzupassen: zwei einfache und zwei hilfreiche. Die Methoden für den Anfänger - automatische Korrekturen und Variationen - zeichnen sich durch eine leichte Bedienbarkeit aus. Allerdings verfügen Sie nicht über präzise Einflussmöglichkeiten. Automatiken sind zwar bei den ersten Farbkorrekturen hilfreich, aber dennoch sollten Sie sich mit den professionellen Kontrollfunktionen der Tonwertkorrektur und der Gradationskurven vertraut machen.
Das Histogramm zählt bestimmt nicht zu den anwenderfreundlichsten Werkzeugen, ist aber nahezu unverzichtbar, wenn es um die Beurteilung des Dynamikumfangs zwischen Schatten und Lichtern geht. Sie sollten sich das Histogramm der Tonwertkorrektur wie eine Landkarte der Tonwerte vorstellen und mit etwas Übung ist es auch so einfach wie eine normale Landkarte zu lesen. Der Tonwertumfang breitet sich horizontal wie ein Querschnitt in 256 Schritten aus, dabei zeigt die Höhe jeder Säule an, wie stark dieser bestimmte Tonwert im Bild repräsentiert ist. Bei einem positiven RGB- oder Graustufenbild sind die Schatten bzw. Tiefen auf der linken und die Lichter auf der rechten Seite angeordnet. Im CMYK-Modus ist es umgekehrt.
Wenn Sie über die darunter liegenden Regler das Histogramm (Tonwertkorrektur in Photoshop) anpassen, ändern Sie Helligkeit oder Kontrast. Über den mittleren Regler ändern Sie die Gesamthelligkeit und mit den äußeren den Kontrast. Ändern Sie etwas in den einzelnen Farbkanälen, so beeinflussen Sie damit Farbhelligkeit und -kontrast. Schauen Sie zuerst immer ins Histogramm, um ein Bild zu beurteilen. Gibt es an einem Ende Leerräume, können Sie mit dem äußeren Regler den Kontrast verstärken, ohne dass Sie Bildinformationen verlieren. Wenn Sie mit der Filmtheorie vertraut sind, wird Ihnen die Gradationskurve bekannt vorkommen. Sie zeigt in einem Diagramm an, wie der Film auf die Belichtung reagiert. Im Bereich der digitalen Fotografie steuern die vergleichbaren Kurven sehr sensibel und wirkungsvoll alle Farbanpassungsmethoden. Anfangs sehen die Werte wie eine gerade diagonale Linie aus, aber wenn Sie daran ziehen, können Sie alles ändern. Ziehen Sie einen Punkt auf dieser Linie nach oben, erhöhen Sie die Helligkeit. Formen Sie eine S-förmige Kurve, erhöhen Sie den Kontrast. Sie können alle Tonwerte in jedem Bild beliebig verändern.
Verschiedene Beispiele: Von Histogrammen und Gradationskurven.
Scharf- und Weichzeichnen
Die Alltagsfilter der digitalen Bildbearbeitung bieten subtile Kontrollmöglichkeiten über die Bildschärfe. Bei der konventionellen Fotografie war Bildschärfe nie ein Thema - man konnte einfach nicht genug davon haben. Fotografen haben es zwar nie so ausgedrückt, weil nur zwei Faktoren die Schärfe kontrollierten: das Objektiv und der Film. Wer Geld genug hatte, konnte sich das Objektiv mit der besten Auflösung kaufen, während beim Film ein Kompromiss mit der Lichtempfindlichkeit erforderlich war: Die beste Auflösung kostete Reaktionszeit. Aber es ging den Fotografen immer um maximale Bildschärfe. Davon lebt die Mittelformat- und Großbildfotografie immer noch.
Heute können Sie jedes Bild digital scharfzeichnen - manchmal auch zu viel. Die Schärfe einer Kante richtet sich danach, wie abrupt Hell nach Dunkel oder eine Farbe in eine andere übergeht. Ein simpler Scharfzeichnungsfilter übertreibt ganz einfach den Helligkeitsunterschied zwischen nebeneinander liegenden Pixeln. Viele Programme bieten "Stark Scharfzeichnen" an, aber es erhöht diese Differenz nur. Es handelt sich um unnötig grobe Methoden, die Sie nicht benutzen sollten. Ein Profi bedient sich stattdessen des Filters "Unscharf maskieren".
Der Name klingt vielleicht widersprüchlich, aber er kommt von einer altbewährten Technik, mit der in der Druckindustrie Details scharfgezeichnet werden, ohne dass weichere Bereiche verändert werden. Bei der altmodischen - und unendlich viel Zeit kostenden - Methode legte man eine leicht unscharfe Lithografiekopie zwischen die Filme. Das digitale Pendant sucht im Bild nach Kanten - Liniengrenzen aus Pixeln, die in Kontrast zu den Pixeln auf der anderen Seite stehen - und zeichnet nur dort scharf. Bereiche zwischen den Kanten, die als relativ weich definiert wurden, bleiben unverändert. Der USM-Filter (Unscharf maskieren) gibt dem Anwender alle Kontrollmöglichkeiten über diese Funktion. Im Dialogfeld bestimmen Sie sowohl die Stärke als auch die Distanz zu der Kante, über die der Filter wirkt (Radius), und wie stark der Unterschied zwischen den einzelnen Kantenpixeln sein muss (Schwellenwert).
Es gibt viele Anwendungen für das Scharfzeichnen, weil jedes Ausgabegerät unterschiedliche Schärfegrade verlangt. Ihre Bildschirmdarstellung und Ihre Ausdrucke können Sie allein beurteilen, anders wie wenn Ihr Bild von einem Druckdienst oder Belichter weiterverarbeitet werden soll. Vielleicht möchte man dort das Scharfzeichnen selbst kontrollieren und deshalb lieber ein ungeschärftes Bild haben. Alle umfangreicheren Größenänderungen lösen automatisch eine Interpolation aus und erfordern ein anschließendes Scharfzeichnen. Deshalb sollten Sie diesen Filter immer als letzten Schritt anwenden. Die Wirkung wird glatter ausfallen, wenn Sie USM in mehreren kleinen Schritten und nicht in einem großen verwenden.
Ein Beispiel in wenigen Schritten: Scharfzeichnen - aber richtig.
Methoden des Weichzeichnens
Die Bewertung ist beim Weichzeichnen nicht so aufwändig wie beim Scharfzeichnen. Auch hier gibt es drei Standardvarianten: Weichzeichnen und Stark Weichzeichnen - beide verringern den Kontrast zwischen nebeneinander liegenden Pixeln - und den Gaußschen Weichzeichner, der besser zu kontrollieren ist. Auf den Gaußschen Weichzeichner sollten Sie prinzipiell zurückgreifen. Er zeichnet die Mitteltöne stärker weich als die Lichter und Tiefen und erlaubt es, den Radius einzustellen. Spezial-Weichzeichnungsfilter wie Bewegungsunschärfe, Radialer Weichzeichner und Verwackeln sind eigentlich Effektfilter. Der Selektive Weichzeichner hilft, Übergänge zu glätten, Beschädigungen zu retuschieren und Tiefenschärfe zu reduzieren, indem er Vorder- oder Hintergrund weichzeichnet.