Schaut man auf Messen und in manchen Elektroläden nach Fernsehern, ist der Trend seit Jahren klar: Größer und größer werden die Geräte – auch die Auflösung steigt. Doch diese neuen Diagonalen fressen auch immer mehr Energie. Nun tritt am 1. März eine neue EU-Richtlinie in Kraft. Und schiebt den ganz großen Modellen effektiv den Riegel vor.
Die Idee ist eigentlich eine andere: Um den Energiehunger moderner Fernseher und Monitore in den Griff zu bekommen, setzt die Richtlinie nun neue Grenzwerte fest. Durften Geräte mit HD-Auflösung bisher einen sogenannten Energieeffizienzindex von 0,9 nicht überschreiten, sinkt dieser nun auf 0,75. Bei Modellen mit einer Auflösung über 4K sind es nun 0,9 statt bisher 1,1. Der Index basiert auf einer komplexen Berechnungsmethodik und bezieht verschiedene Parameter ein. Grundsätzlich gilt aber: je kleiner, desto besser – also sparsamer.
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Effektives Verbot für 8K
Besonders für sehr große Geräte und solche mit 8K-Auflösung hat die Neuregelung dramatische Folgen. Waren sie bisher noch als Ausnahme von den Richtlinien ausgenommen, gelten für sie nun plötzlich die neuen, niedrigeren Werte für 4K-Geräte. Während die neuen Richtwerte nach Angaben von Händlern wie MediamarktSaturn bei den kleineren Geräten in der Regel von den Herstellern gehalten werden können, ist das bei den sehr großen Modellen und der gesamten 8K-Technologie aktuell nicht der Fall.
Mit einer weitreichenden Folge: "Alle 8K-TVs, größere QD-OLED-Fernseher, microLED-Geräte und einige 4K-LCD-TVs sollen ab März 2023 nicht mehr verkauft werden dürfen", fasst der Händler die Situation in einem Informations-Text zusammen.
Spar-Tricks
Wie groß der Effekt des Verbots im Handel tatsächlich sein wird, lässt sich noch nicht vollständig abschätzen. "Aktuell sind unter ein Prozent der in Deutschland verkauften Fernseher 8K-Modelle", bestätigt Andreas Peplinski, ein Experte der GfK, dem stern. Nach einem Bericht des Branchenverbandes ZVEI, der "Heise" vorliegt, werden in der gesamten EU im Jahr unter 200.000 8K-Geräte verkauft.
Auch bei den übrigen Modellen dürfte der messbare Effekt der schon länger angekündigten Maßnahme auf dem Markt klein ausfallen. Die meisten Hersteller schaffen es laut "Heise" mit Sparmaßnahmen und kleinen Tricks, unter den Richtwerten zu bleiben. Eine erlaubte Methode ist etwa, die voreingestellte Helligkeit zu senken, berichtet ZVEI. Bis zu 65 Prozent der Maximal-Helligkeit darf demnach herunter geregelt werden. Wird der Richtwert damit erreicht, spielt keine Rolle, ob der Kunde es zuhause dann heller betreibt.
Bei den neuen Technologien wie 8K und extrem großen Fernsehern stehen die Hersteller allerdings vor größeren Herausforderungen. Weil der Energiehunger der Geräte mit dem Anwachsen des Bildschirms und höheren Auflösungen immer weiter steigt, lassen sich die Richtwerte dort nicht ohne weiteres umsetzen. Weil bei 8K viermal so viele Pixel angesprochen werden müssen wie bei 4K, steigt auch der Strombedarf erheblich an. Gleiches gilt bei extrem großen Modellen. Hier bleibt den Herstellern letztlich nichts übrig, als die Technologie fortan stromsparender umzusetzen. Nach Angaben von "Heise" sind die technischen Möglichkeiten dazu derzeit allerdings noch begrenzt.
Teure Nische
Um ein Totalverbot der Geräte handelt es sich übrigens nicht. Die Richtlinie verbietet lediglich, Geräte in den Umlauf zu bringen, die an den neuen Richtwerten scheitern. Sind die Geräte bereits im Handel angekommen, gilt das Verbot für diese nicht. "Vor dem 1. März 2022 an den Handel gelieferte Geräte dürfen weiter abverkauft werden.", erläutert die GfK unter Berufung auf den Branchenverband ZVEI.
Die meisten Kunden betrifft das Verbot bisher ohnehin nicht. 8K-Geräte und auch Fernseher in Größen über 65 Zoll sind immer noch eine eher kleinere Nische des TV-Marktes. "Im Jahr 2022 waren TV-Geräte mit 55 Zoll weiterhin die mengenmäßig meist verkaufte Größe", erläutert Peplinski. Das liegt auch daran, dass die größeren Modelle und auch die in 8K immer noch sehr teuer sind. "Die Ausgabebereitschaft der deutschen TV-Käufer liegt weiterhin bei unter 1000 Euro. Der tatsächlich ausgegebene Durchschnittspreis lag im Jahr 2022 bei 699 Euro. Und das ist bereits ein neuer Höchststand", so der GfK-Experte.
Bis sich das Kaufverhalten der Kunden ändert, dürften die Hersteller also noch etwas Zeit haben, mit den neuen Technologien unter die Richtlinien zu kommen. Falls die nicht vorher ohnehin überholt sind: Weil bei der Festlegung Themen wie Riesendisplays, eine schnelle Bildwiederholrate und 8K noch kein Thema waren, forderten bereits vor der Einführung die Verbände, die Regeln noch einmal zu überarbeiten. Bis zum Eintreten der Regelung ist das aber auf taube Ohren gestoßen.
Quellen:MediamarktSaturn, ZVEI, Heise, GfK