In einer umfassenden, aber nicht wissenschaftlichen Studie erklärten ein Viertel der männlichen Jugendlichen und 20 Prozent der Mädchen, dass sie in jüngster Zeit "Cyber-Sex" hatten. Definiert wird dies als sexuelle Interaktion durch den Austausch von Texten oder Bildern. Drei Viertel der Mädchen und 80 Prozent der Jungen haben nach eigenen Angaben online geflirtet.
"Wie die sexuelle Revolution in den sechziger und siebziger Jahren hat jetzt das Internet neue Formen sexueller Beziehungen möglich gemacht, und sie werden erstmals in großem Umfang von einer neuen Generation von Jugendlichen genutzt", heißt es in den Schlussfolgerungen der Forscher. Der Studie zufolge hatten aber auch 26 Prozent der Mädchen und zehn Prozent der Jungen negative sexuelle Erlebnisse, was von unangemessenen Formulierungen bis zu konkreten Belästigungen reicht. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung von Royal KPN NV, dem größten Internet-Provider der Niederlande, und "My Child Online", einer Elterninitiative.
"Eltern müssen ihr Verhalten anpassen"
Die Ergebnisse hätten sie überrascht, sagt Justine Pardoen von "My Child Online". "Die Eltern reden immer nur über die möglichen Gefahren im Internet und davon, wie sie ihr Kind vor Online-Tätern schützen könnten. Sie müssten sich aber um etwas ganz anderes kümmern: Ihre Kinder 'machen das' schon online." Es gebe deshalb keinen Grund zur Panik, aber die Eltern müssten ihr Verhalten anpassen, sagt Pardoen. "Eltern müssen mit ihren Kindern über Sex und das Internet genau so reden wie über die Gefahren von Alkohol und Drogen - und sie können es nicht hinausschieben", sagt Pardoen. "Vom ersten Mal an, wenn die Kinder im Internet sind, sind sie mit Sex konfrontiert."
Hanneke de Graaf, Mitarbeiterin der mit der Studie beauftragten Firma, weist aber auf einige offenkundige Probleme mit den Daten hin. Die Angaben kamen alle von Freiwilligen, die ein Online-Formular ausfüllten. 10.900 Bögen flossen schließlich in die Auswertung ein. Es gab dabei wesentlich mehr Antworten von weiblichen als von männlichen Jugendlichen, das Durchschnittsalter lag bei 17,2 Jahren bei den männlichen Jugendlichen und 16,2 Jahren bei den weiblichen. Und alle waren überdurchschnittlich starke Internetnutzer.
Jungen übertreiben, Mädchen unterschätzen
Sexuelles Verhalten sei nur sehr schwer zu erfassen, sagt de Graaf. Vor allem wisse man nicht, was diejenigen sagen würden, die nicht geantwortet hätten. "Als Hinweise auf einen Trend sind die Ergebnisse aber interessant", betont de Graaf. Die Internet-Studie bestätigt auch schon bekannte Verhaltensweisen aus dem normalen Leben: dass Jungen ihre sexuellen Aktivitäten übertreiben und Mädchen ihre unterschätzen. So erklärten 32 Prozent der männlichen Jugendlichen, sie hätten einen echten sexuellen Kontakt mit dem Mädchen gehabt, das sie online kennen gelernt hätten. Bei den Mädchen waren es aber nur zwölf Prozent.