Memes, das sind die lustigen Fotos oder Videoclips, die man sich gern bei Whatsapp oder per Mail schickt, und die oft erschreckend gut zur Stimmung der jeweiligen eigenen Unterhaltung passen. An die echten Menschen, die darauf zu sehen sind, verschwendet man dabei in der Regel keinen Gedanken.
Dabei sind sie häufig in eher unvorteilhaften Situationen festgehalten – und werden ausgerechnet so millionenfach im Internet hin und her geschickt. In vielen Fällen seit Jahren oder gar Jahrzehnten. Man denke an das eifersüchtige Pärchen, an "Hide The Pain Harold" mit seinem gequälten Lächeln, an den selbstsicheren Mansplainer, der in der Disko eine junge Frau nervt. Möchte man eine dieser Figuren sein? Eher nicht.
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Fast noch härter hat es Michael McGee getroffen. Der junge Amerikaner ist auf einem Meme zu sehen, dass ihn in einem Moment zeigt, den jeder kennt und jeder fürchtet – sein Körper möchte einen Pups ausstoßen, er selbst versucht das verzweifelt zu unterdrücken, denn er sitzt in einem Klassenraum, neben einem attraktiven Mädchen. Sein Gesicht zeigt die mentale Qual, die er durchlebt, und die körperliche Anstrengung. Ein lustiges Foto, dass für viele zum Sinnbild dafür wurde, etwas mit aller Kraft zurückhalten zu wollen, was doch unvermeidlicherweise bald herausplatzen muss.

Meme-Star – eine zweifelhafte Art von Berühmtheit
In einem Video berichtet Michael nun, wie es zu dem berühmten Foto kam. 2013 saß er wie gewohnt im Unterricht – neben seiner Klassenkameradin Amber, in die er heimlich ein wenig verliebt war. "Sie ist ein süßes Mädchen", sagt der heute deutlich erwachsenere Michael verlegen. Am Tisch nebenan saß Michaels bester Freund Matthew, der das Bild mit dem Handy aufnahm. "Jeder kannte die beiden und wusste, wie witzig sie waren", erinnert sich Amber. Michael und Matthew waren ihrerseits Fans von witzigen Memes und fassten den Plan, ihr eigenes im Netz zu verbreiten. Aber was für eins?
Matthew fiel auf, dass sein Kumpel, wann immer er lachte, merkwürdig angestrengt aussah – so sehr, dass sogar eine deutlich sichtbare Ader an seiner Stirn zu sehen war. Beide fanden das lustig, und so forderte Matthew Michael vor einer Unterrichtsstunde spontan auf, "seine Vene ploppen zu lassen". Der kam der Aufforderung nach spannte seine Gesichtsmuskeln an und konzentrierte sich sehr darauf – und das Foto entstand. In Wirklichkeit gab es also keinen Pups, obwohl seine Mimik wirklich darauf hinzudeuten scheint.
Hinter dem Bild stecken zwei gute Freunde
Das Foto entstand im Oktober, und in den folgenden zwei Monaten sorgte es im engeren Freundeskreis der beiden Jungs, sowie im Umfeld der Schule für Lacher. Mehr Aufmerksamkeit erregte das selbstgemacht Meme jedoch nicht. Das änderte sich allerdings im Winter, als die Weihnachtsferien begannen. Ein Reddit-Nutzer hatte das Foto auf Matthews Twitter-Account entdeckt, mit einem eigenen Spruch versehen und geteilt. Und so erreichte der angestrengt schauende Michael McGee plötzlich ein sehr viel größeres Publikum. Und das wuchs und wuchs und wuchs.
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"Es wurde zu einem universellen Meme", sagt Michael. "Es passt zu jedem Thema." Er schämt sich nicht für das Bild, findet es sogar jetzt noch, Jahre später, ziemlich witzig. Worüber er sich ärgert: Das Bild nicht mit einem Copyright versehen zu haben, so dass er niemals einen finanziellen Nutzen daraus ziehen konnte. Er spielt allerdings mit dem Gedanken, es vielleicht im Rahmen des aktuellen NFT-Hypes noch irgendwie zu Geld zu machen. Übrigens sind Michael, Matthew und Amber noch heute befreundet – vielleicht auch, weil sie einst zu einer Art Meme-Schicksalsgemeinschaft wurden.
Quelle: Youtube