Internettechnologie Nachrichten sammeln per RSS

Wer nicht auf die neuesten Nachrichten von seinen Lieblings-Web-Sites verzichten will, für den führt derzeit wohl kein Weg an RSS vorbei - als Alternative zu Newslettern, zum Beispiel.

Ins E-Mail-Fach mag man schon gar nicht mehr schauen vor lauter Spam und das Surfen im Web macht bei all den plötzlich auftauchenden Fenstern und Videoanimationen auch keinen rechten Spaß. Wer aber trotzdem nicht auf die neuesten Nachrichten von seinen Lieblings-Web-Sites verzichten will, für den führt derzeit wohl kein Weg an RSS vorbei. Viele enthusiastische Internet-Nutzer sehen hier schon den Kern der nächsten Revolution im Web.

Wofür steht RSS?

Wofür die Abkürzung RSS genau steht, ist nicht ganz klar: Really Simple Syndication, RDF Site Summary und Rich Site Summary sind die am häufigsten genannten Varianten. Dabei handelt es sich entweder um kleine Programme, die sich auf jedem Rechner installieren lassen, oder auch um Web-basierte Angebote, die das Internet nach neuen Nachrichten absuchen, den so genannten Feeds. Der Nutzer legt dabei vorher fest, wie oft sie das machen sollen - zum Beispiel alle fünf Minuten oder auch jede Stunde - und auf welchen Web-Sites sie nachschauen sollen.

Tendenz stark steigend

Voraussetzung ist natürlich, dass die Web-Sites auch RSS unterstützen, aber das sind inzwischen Tausende. In der Mehrzahl handelt es sich dabei um Blogs, um Web-Tagebücher, aber es gehören auch professionelle Nachrichtenportale dazu wie das der Tagesschau oder der IT-Fachzeitschriften des Heise-Verlags. Eine Übersicht über zur Verfügung stehende RSS-Sites bieten beispielsweise das RSS-Verzeichnis.de oder der RSS-Scout. Auch die Web-Site Syndic8.com führt inzwischen mehr als 53.000 Feeds - Tendenz stark steigend. Allein im Januar kamen 7.326 Einträge hinzu.

Seismologen, Menschenrechtler und Fast-Präsidentschaftskandidaten

In den USA erlebte RSS einen Boom, als der demokratische Präsidentschaftskandidat Howard Dean RSS nutzte, um seine politische Botschaft an seine Anhänger weiterzuleiten. Aber RSS wird auch von Regierungen, Organisationen und Medienunternehmen genutzt. Apples iTunes bietet einen Feed an, um Kunden über die neuesten Songs zu informieren. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hält ihre Mitglieder mit RSS auf dem Laufenden. Und der Geologische Dienst der USA lässt auf diese Weise Seismologen wissen, wenn irgendwo auf der Welt die Erde bebt. Auch für Angebote von Amazon.com ober bei eBay gibt es Feeds.

HTML wird XML wird RSS

Technisch handelt es sich bei RSS um eine Umwandlung der herkömmlichen Web-Seiten in ein XML-Format, das auch von anderen Programmen gelesen und weiterverarbeitet werden kann. Auf Web-Sites, die Feeds anbieten, findet sich deshalb oft ein kleiner Button mit der Aufschrift RSS oder XML. Einen klaren Standard, wie RSS-Feeds aussehen, gibt es nicht. Zumeist gibt es nur eine Überschrift oder eine knappe Kurzfassung. Die Meldungen selbst können aus einfachem Text, aber auch aus bunten Multimedia-Anwendungen bestehen.

Auch Yahoo und Google unterstützen inzwischen Web-Feeds - und (nur um klar zu machen, dass RSS kein flüchtiger Trend, sondern einer der künftigen Standards des Internets ist) auch Microsoft will Tools zum Umgang mit RSS in die nächste Version seiner Windows-Betriebssysteme einbauen.

Wird RSS die Newsletter ablösen?

Ein Vorteil von RSS zum Beispiel im Vergleich zu Newslettern ist sicher, dass der Nutzer selbst entscheidet, was er lesen will. Und er braucht auch nicht seine E-Mail-Adresse weiterzugeben, um informiert zu werden. Viele vermuten deshalb, dass RSS die Newsletter schon bald abgelöst haben wird. Allerdings: Die Newletter in meinem E-Mail-Fach kann ich auch nach einem dreiwöchigen Urlaub noch lesen, bei RSS kann es sein, dass mit dann einige Wochen fehlen, was aber von den RSS-Sites abhängt.

stern.de über RSS

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Weitere Entwicklung noch nicht klar

Die weitere Entwicklung ist noch nicht ganz abzusehen. Einige Entwickler halten RSS für abgeschlossen, andere wollen es weiterentwickeln. Wieder andere halten RSS aber auch schon wieder für überholt. Sie propagieren als flexible Alternative Atom, das inzwischen auch von Blogger.com, einem Google-Dienst unterstützt wird.

Diese Fragen wird vermutlich der Markt regeln - der sich dazu aber erst einmal entwickeln muss, was nicht so ganz einfach ist. Große Anbieter wollen als Gegenleistung für die Lieferung der Schlagzeilen natürlich mit einem Besuch auf ihrer Web-Site belohnt werden, wie Catherine Levene von New York Times Digital betont. Einige RSS-Beobachter sehen es bereits kommen, dass RSS zu einem Vehikel für Werbung wird, da es ausgesprochen teuer werden kann, tausende RSS-Feeds täglich zu liefern.

AP · DPA
Frank Bajak/AP und Klaus Gürtler/AP

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