Microsoft-Gründer, Visionär, Multi-Milliardär und jetzt Weltenretter: Bill Gates hat viele Aufgaben und Titel. Obwohl die Heilsbringerschaft eigentlich Steve Jobs vorbehalten schien, lehnt sich Bill jetzt weit aus dem Fenster und verspricht, in 18 Monaten die Welt von Spam-Mails zu befreien. Doch der ewig-junge Charismatiker vernichtet damit Tausende, vielleicht sogar Dutzende Arbeitsplätze.
Wer denkt an die Frauen?
Wahrscheinlich hat mal wieder keiner an die Konsequenzen gedacht. Was soll den aus all den notgeilen Hausfrauen werden, die sich dann nicht mehr kleinen schmuddeligen Spammailern und ihren Linsen hingeben? Noch warten ganze Heerscharen vollbrüstiger Vollblutweibern nur darauf, bis ihr schmierbäuchiger Göttergatte das traute Heim verlässt, um die Welt mit ihren hemmungslosen Phantasien zu befeuchten. Ohne Spam keine Hausfrauenpost, die drallen Damen werden elendig verdörren. Das tut vielleicht der Geburtenrate gut, weil sie abends weniger Kopfweh haben - aber die Volkswirtschaft wird irreparablen Schaden nehmen.
Guido Augustin
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das A der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Wer denkt an die Männer?
Und woher sollen wir gestandenen Mannsbilder in ein paar Jahren unser Viagra beziehen? Herr Gates kann doch nicht im Ernst wollen, dass das Geschäft an echte Offline-Apotheken oder gar die vietnamesische Zigarettenmafia geht. Was ist, wenn sich herausstellen sollte, dass der übermäßige Einsatz von Windows XP im Büro, im Auto und Zuhause auf Dauer die Potenz angreift? Das wiederum wird der Geburtenrate nicht gut tun - und auch das wird die Volkswirtschaft nachhaltig schädigen.
Wer denkt an die Techniker?
Von den ganzen Technikern wollen wir gar nicht anfangen. Wenn heute jede zweite Mail, die um den Globus rauscht, zu mehr oder minder eindeutigen Geschäften einlädt, kommt da ein erkleckliches Datenvolumen zusammen. Davon leben Internet-Provider, Netzwerk-Administratoren, Strippenzieher und Programmierer. Die können alle nach Hause gehen. Und die ganzen Hersteller von Anti-Spam-Software, die - wie böse Zungen nicht müde werden zu behaupten - Tür an Tür mit Spam-Mailern sitzen und in der täglichen IT-Aufrüstungsspirale wahre Wunder vollbringen? Alle arbeitslos, alle kaputt, alle pleite. Der letzte löscht das Licht.
Ich denke...
Im Angesicht dieser dramatischen Konsequenzen freue ich mich über jede Spam-Mail, die es listig in mein Postfach schafft (und es sind nicht wenige), lösche sie mit Inbrunst, weil ich damit etwas für den Aufschwung tue. Hoffentlich sind sie schlauer als Bill, die bösen Buben, die ja die eigentlichen Weltenbewahrer sind. Makroökonomie hat nichts mit Moral gemein.