Kolumne - Neulich im Netz Newsletter: Abonnieren ist nicht schwer...

Vergleichsweise leicht war es, im Kindesalter die Läuse loszuwerden, hartnäckige Verehrerinnen sowieso und auch heut zu Tage trollen sich beispielsweise Versicherungsfrettchen ausgesprochen flott. Ganz anders Newsletter. Wer die loswerden will, sollte rechtzeitig Knoblauchpillen und Nerventonikum auf die Speisekarte gesetzt haben.

Eigentlich sind sie ja eine feine Sache, regelmäßig flattern Produktinformationen und Presseneuigkeiten ins Haus. Gut, wenn und solange man sie will. Wehe jedoch, wer seine Meinung ändert oder aus nicht nachvollziehbaren Gründen mit den bunten Briefen beworfen wird. Eine Typologie des Cyber-Irrsinns.

Der perfekte Mechanismus: Unten im Newsletter steht etwas wie: "Wenn Sie nicht mehr wollen, klicken Sie hier." Gesagt, getan, eine Webseite öffnet sich und bestätigt die erfolgreiche Abmeldung. Nächste Woche kommt der nächste Newsletter des Hauses.

Die Passwortfalle

Unten im Newsletter steht etwas wie: "Wenn Sie nicht mehr wollen, klicken Sie hier." Gesagt, getan, eine Webseite öffnet sich und bittet um Benutzername und Passwort. O Weh, das war vor drei Jahren, Passwörter soll man ja nicht notieren - also keine Ahnung. Ein Klick auf "Passwort vergessen?" könnte ja helfen. Jetzt kommen Fragen wie "Was ist Ihre Lieblingsfarbe?". Was war es denn gleich im Jahr 2000: Rosarot? Magenta? Grün wie die Hoffnung. Klappt nicht. Nächste Woche kommt der nächste Newsletter des Hauses.

Der Traffic-Booster: Beliebt sind Formulierungen a la "Senden Sie eine Mail an Abmelden@domain.de" oder "mit dem Betreff Unsubscribe". Gesagt, getan, auch als der Esperanto-Weltbund ungefragt meldete, dass er der Europäischen Kommission Druck mache. Brav an die Abmelden-Adresse geschrieben und diese Antwort bekommen: "Vi sendis mesaghon al nekonata adreso abmelden ?? Se vi volas malalighi, sendu mesaghon al kontakto@lingvo.org". Soso. "nekonata adreso" müsste so viel wie "unbekannte Adresse" heißen. Nächste Woche kommt die nächste News des Hauses.

Guido Augustin

Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das A der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.

Die Majordomo-Farce

Majordomo heißt Hausmeister auf höflich. Im Mail-Bereich ist das ein Verwaltungsprogramm, geschrieben, um Abonnenten durch nette, aber nutzlose Mails zum Suizid zu treiben. Das geht so: "Schicken Sie eine Mail an majordomo@domain.de und schreiben Sie 'unsubscribe' in den Betreff einer leeren Mail, wenn Sie...". Gesagt, getan. Blitzschnell antwortet der virtuelle Cordhutträger zu jeder Tages- und Nachtzeit. Erst bedankt er sich höflich (bereits hier endet die Hausmeister-Analogie) für die Mail. Leider sei die E-Mail, von der aus die Nachrichte gesandt wurde, gar nicht auf der Liste. Stimmt. Das war ja eine andere Adresse, die ins persönliche Postfach geleitet wird. Eine zusätzliche, von der keine Mails gesendet werden können.

Jetzt geht’s richtig los: Mails der Beispiel-Syntax "X-List adresse@domain.de -))x§--hierundjetzt]]" werden fällig. Im Betreff, versteht sich. "hierundjetzt" stünde für die Quadratwurzel der Hexadezimaldarstellung des Mailservers der Nachbarin, "-))x§--" für nichts besonderes, aber ohne ginge es nicht. Sonst versteht der Hausmeister nichts. Sehr intolerant. So lassen sich nächtelang Diskussionen mit dem Knilch führen, der immer scheißfreundlich bleibt und doch seinen blauen Kittel nicht bewegt. Nächste Woche kommt der nächste Newsletter des Hauses. Gut, dass es Spamfilter gibt.

<a class="link--external" href="mailto:stern@ha-net.de">Guido Augustin</a>

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