Verdammt gut sieht er aus, der Roland Koch. Gewinnendes Lachen unterhalb der zeitlos schönen Sehhilfe. Und auch die charmante junge Dame an seiner Seite. Wenn da nicht die dämliche Körperhaltung wäre, mit der sich die beiden durch eine Art Rosenbrezel zwingen.
Roland Koch ist nicht gleich Roland Koch
Doch schnell wird auch dem unaufmerksamsten Surfer klar, dass er hier beinahe einem perfiden Täuschungsmanöver aufgesessen wäre. Denn bei Rolandkoch.de ist gar nicht der hessische Landesvater Zuhause, sondern ein sich per Halligalli im Reihenhausgarten verlustierender Brillenträger gleichen Namens. Zwar christdemokratisch korrekt im T-Shirt mit Amiflagge, aber doch irgendwie zu bemüht, um wirklich cool zu sein. Wie das geht, zeigt der wahre Landesvater der Hessen, der als Roland-Koch seine Heimstatt im Internet gefunden hat.
Alles neu macht 2003
Noch vor Jahresfrist sah die Seite des brutalstmöglichen Aufklärers des Hessen-Sumpfs aus wie Sau: Lay-out von Rudis Resterampe, dazu endlose Monologe, weitgehend sinnfrei, wie das nicht nur bei hessischen Politikern so Usus ist. Nur besonders viel besonders öde. 2003: alles anders. Fast. Bleiwüsten vom Allerfeinsten gibt es immer noch. Dazu jetzt aber auch schicke Bilder, etwa Roland-Koch mit Wahlhelfer Lama, oder "Erst Rappelkiste, dann Schweinestall", eine Reportage über einen kurzen Arbeitstag. Nichtsdestotrotz: "Es genügt, dass man tut, was man sagt, und sagt, was man tut." Klingt gut. Sieht Dank Flash auch noch gut aus. Ist aber von einem Roten!
Warum wirbt er für den roten Johannes?
Da will Roland-Koch die Wahl gewinnen und wirbt auf der Startseite für die Wiederwahl von Bruder Johannes Rau. Was ist nur in den Aufsichtsratsvorsitzenden der Flughafen Frankfurt/Main AG (FAG) gefahren? Amtsmüde, oder was? Will er etwa, dass in Hessen der Sozi drankommt? Der mit der Glatze, den keiner kennt. Und den bis zur und nach der Wahl vielleicht auch keiner mehr kennen lernt. Quo vadis, Mann der Visionen und Sternvergleiche, Kanzler in spe und Leib christdemokratischen Gewissens wider Schwarzgelder in Parteikassen?
"Unterrichtsgarantie erfüllt
"In Hessen gilt dieser Satz bereits seit 1999!", schallt es Roland-Koch-seits zurück. Und damit meint er nicht wie weiland der rote Präsident individuelle Interpretationen des Bundeshaushalts, sondern den "Abbau von 100.000 ausgefallenen Schulstunden". Im Schuljahr 2002/03, so Roland-Koch, sei die "Unterrichtsgarantie erfüllt!". Nun denn, ist zwar erst Januar. Aber wenn er’s halt sagt, der Landesvater, wird er schon wissen, von was er spricht. Vielleicht.
Bildungsland Nummer eins
Thema Vision: Nachdem jetzt an hessischen Schulen die Masse stimmt, soll in der kommenden Legislaturperiode auch die Klasse stimmen (siehe Info-PDF). Hessen, bald "Bildungsland Nummer Eins": Das ganze heißt Qualitätsgarantie für bessere Bildung und klingt wie eines dieser unzähligen Ökosiegel, die nicht wissen, für was sie denn eigentlich da sein sollen. Zum Jahreswechsel grüßte der Landesvater übrigens in Strickjacke von Plakaten jenseits des Webs und wünschte einen guten eben solchen. Vom Sozi war übrigens nichts zu sehen. Der soll auch einen Namen haben. Aber das nur nebenbei.
Desgleichen sei noch erwähnt, dass Roland-Koch "interaktiv" ist. Und zwar mit E-Mail, die nach Möglichkeit vom Landesvater persönlich beantwortet werden wird, vielleicht aber auch nicht. So oder so: Über Post freut sich r.koch@ltg.hessen.de.