Musikdownloads Dateitausch: Wo isser denn hin?

Das illegale Downloaden von Musikdateien über das Internet hat nach den Klagen der Plattenindustrie spürbar abgenommen - an bestimmten Stellen. Experten streiten sich, wo und welchem Maße das "Musiksaugen" weitergeht.

Die Klagen der US-Musikindustrie gegen einzelne Nutzer von Internet-Tauschbörsen haben zwar zu einem deutlichen Rückgang bei den illegalen Downloads geführt, populär bleibt diese Art der Musikbeschaffung in den USA aber weiterhin. Der Verband der US-Plattenindustrie (RIAA) hat seit September 1.445 Personen in den USA verklagt und damit viele weitere davon abgeschreckt, sich in Tauschbörsen zu bedienen, wie eine Studie vom Januar zur Lage im Herbst vergangenen Jahres belegt.

Der Untersuchung von comScore/Pew zufolge hatten im Frühjahr 2003 noch 52 Prozent der befragten 18- bis 29-Jährigen Musik illegal aus dem Internet heruntergeladen. Nach Beginn der Prozesse waren es im Herbst nur noch 28 Prozent. Der RIAA-Vorsitzende Mitch Bainwol zeigte sich überzeugt, dass die Klagen Wirkung zeigen. Ein Beleg dafür sei auch der Absatz von zwei Millionen legalen Songs in einer Woche über Portale wie iTunes oder Napster. "Piraterie wird es immer geben", sagte Bainwol, "aber die meisten werden es nicht machen, da sie die rechtlichen Konsequenzen kennen."

Das Problem nur verlagert?

Nach Ansicht einiger Experten war der Rückgang bei den illegalen Downloads allerdings nur vorübergehend und das Herunterladen läuft jetzt verschwiegener ab. Den Untersuchungen zweier Institute zufolge werden jeden Monat noch mehr als 150 Millionen Songs illegal getauscht. Im Vergleich zu den Nutzern von Kazaa und ähnlichen Programmen sei die Zahl der Kunden bei iTunes und Napster noch verschwindend gering, sagte Graham Mudd von comScore Networks.

Aus den Aussagen ehemaliger Tauschbörsen-Nutzer geht auch hervor, dass viele Musikinteressierte inzwischen auf private Netzwerke umgestiegen sind. Ein Software-Berater erklärte, in allen fünf Firmen, in denen er gearbeitet habe, habe es private Tauschnetze gegeben.

Widersprüchliche Zahlen

Die von Forschungsfirmen erhobenen Zahlen zum Musiktausch sind widersprüchlich. Die NPD Group stellte gar einen Anstieg der Musik-Downloads von September bis November auf 166 Millionen fest. Nielsen/NetRatings stellte eine Halbierung der Zahl der Kazaa-Nutzer im Dezember 2003 im Vergleich zum Vorjahr auf 7,3 Millionen fest. Aber auch dabei stünden den 1.400 Klagen der RIAA immer noch 7,3 Millionen Nutzern von Tauschbörsen gegenüber.

AP · DPA
Jason Straziuso/AP

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