Es mangelt an Kompetenz Stiftung Warentest rüffelt Versandapotheken – nur eine liefert wirklich "gut"

Eine Apothekerin entnimmt Medikamente aus einem Regal
Versandapotheken liefern Medikamente schnell und einfach zu Ihnen nach Hause – haben aber Nachteile.
© PeopleImages / Getty Images
Versandapotheken passen in die heutige Zeit: Schnell ein paar Medikamente bestellen, am nächsten Tag kommt die Lieferung ins Haus. Aber wie sieht es bei der fachlichen Kompetenz aus? Das fand Stiftung Warentest nun heraus.

Der Kauf von Medikamenten im Internet wird immer beliebter. Aber nicht jede Bestellung sollte kommentarlos auf den Weg zum Kunden gebracht werden – denn besonders bei größeren Lieferungen mehrerer Arzneimittel drohen Doppelmedikation, Überdosierung, Wechselwirkungen oder schlicht eine falsche Anwendung. Daher ist es auch für Internet-Apotheken essentiell, auf bestimmte Bestellungen zu reagieren und fachliche Beratung anzubieten. Genau das hat sich die Stiftung Warentest bei elf umsatzstarken Versandapotheken genauer angesehen – und kommt nicht ohne Warnung aus.

Die größte Frage für die Tester stellte sich direkt zu Beginn: Wie testet man eine Online-Apotheke eigentlich? Für einen fairen Vergleich bestellte die Stiftung Warentest bei allen Apotheken immer die gleichen Medikamente und simulierte so sieben Fälle, bei denen dringend prophylaktische Beratung hätte erfolgen müssen. Das wäre zum Beispiel der Fall bei einer Großbestellung des Migräne-Medikaments "Sumatriptan", wo die Menge bestimmt, ob es rezeptfrei oder -pflichtig ist, oder beim Kauf von "Itraconazol" gegen Pilzinfektionen und des Säureblockers "Pantoprazol", bei denen es im Falle einer gleichzeitigen Einnahme zu Wechselwirkungen kommen kann.

Daten nicht sinnvoll genutzt

Viele der eigentlich notwendigen Warnhinweise könnten die Online-Shops direkt im Warenkorb abbilden – aber nicht alle taten das immer. Gleiches gilt auch für Warnungen, wenn sich ein Medikament für das Alter des Kunden nicht eignet. Die Daten hätten nach Angaben der Stiftung Warentest immer vorgelegen, wurden aber offenbar zu selten sinnvoll genutzt.

Vorab: Diese Mängel sind der Grund dafür, dass keine Versandapotheke in der wichtigsten Testkategorie "fachliche Qualität" besser als "befriedigend" abschneidet. Im Gegenteil: Nur drei Kandidaten erreichen die mittelmäßige Bewertung, sechs Shops bringen es nur auf ein "ausreichend", zwei schneiden sogar mit einem "mangelhaft" ab. 

Testsieger mit der Gesamtnote "gut" (2,5) ist DocMorris. Die Tester loben den guten Service, die mobile Webseite und den Schutz des Kundenkontos. Die fachliche Qualität der Apotheke ist "befriedigend" (2,9). Auf dem zweiten Platz folgt Medpex mit der Gesamtnote "befriedigend" (2,8), Tester bemängeln hier vor allem die Webseiten-Navigation und die Päckchenaufschriften. Letzteres ist deshalb wichtig, da die Bestellungen eigentlich weder an Nachbarn noch an Kinder ausgehändigt werden sollten, Hinweise für die Lieferanten aber bei vielen Anbietern nicht auf den Paketen zu finden waren.

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Im Test fiel Stiftung Warentest besonders die Volksversand-Apotheke auf. Hierbei handelt es sich um einen Anbieter aus Tschechien, der laut Gesetz eigentlich keine rezeptpflichtige Arznei in Deutschland verkaufen dürfte. Durch einen Trick, nämlich die Weiterleitung der Bestellungen an deutsche Partnerapotheken, lieferte der Anbieter bei den Testbestellungen dennoch alle Medikamente aus. Mit einem entsprechenden Hinweis versehen, schneidet der Anbieter mit der Gesamtnote "ausreichend" (3,8) ab. 

Zwei Anbieter "mangelhaft"

Durch große Mängel in Sachen fachlicher Qualität landen die beiden Anbieter Medikamte-per-Klick ("mangelhaft", 4.8) und Apotal ("mangelhaft", 5,0) auf den letzten Plätzen. Offenbar folgte hier in keinem Test-Fall eine ausreichende Beratung oder Warnung vor der falschen Einnahme der bestellten Arznei. 

Ihre Daseinsberechtigung haben die Versandhäuser aber dennoch – denn besonders bei Sammelbestellungen kamen im Test hohe Rabatte zustande. Wer also genau weiß, welche Medikamente gebraucht werden und keine Beratung braucht, sollte sich von den schlechten Ergebnissen nicht abschrecken lassen. Allen anderen rät die Stiftung Warentest, proaktiv auf die Einnahme weiterer Medikamente hinzuweisen und auf Mitteilungen in den Paketen zu achten, die vielleicht doch auf mögliche Probleme bei der Einnahme hindeuten. Am besten ist es aber wohl, vorher mit einem Arzt zu sprechen und erst dann eine Bestellung zu tätigen – oder in die Apotheke vor Ort zu gehen.

Den vollständigen Test finden Sie gegen Gebühr bei test.de.

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