Oft schon stand dieser Satz ge schrieben: Osama bin Laden hat die Welt verändert. Er hat seit dem 11. 9. die stete Furcht über uns gebracht, dass seine Jünger jederzeit, an jedem Ort zuschlagen können. Doch auch abseits dieser Gefahr hat sich die Welt wesentlich verändert: Früher lebten wir in Deutschland an einer Front im Kampf der Systeme - Kapitalismus gegen Kommunismus, Ost gegen West. Heute ist die Kulisse unseres Lebensgefühls die aggressionsgeladene Auseinandersetzung zwischen uns, dem sogenannten Westen, und dem exzentrischen Teil der muslimischen Gemeinschaft. Aber so wie in der Nachkriegszeit bis 1989 wird auch dieser neuzeitliche Kampf zum Lebensrisiko gehören, an das wir uns gewöhnen müssen.
Mit der gegenwärtigen und künftigen Gefahr ist der Name Osama bin Laden untrennbar verbunden. Er ist der Markenkern des Terrors. Und man fragt sich fünf Jahre nach Nine-Eleven, wie es möglich ist, dass er noch als freier Mann umherzieht. Aller Hightech-Fahndung zum Trotz. Nicht einmal 27 Millionen Dollar Kopfgeld halfen bislang. Der CIA-Apparat versagt, die Spurensuche endet an den Rändern jener afghanisch-pakistanischen Grenzgegend, in der bin Laden vor fast fünf Jahren verschwand.
Es ist keine freundliche Gegend. Sieben Wochen lang zogen stern-Reporter Christoph Reuter und Fotograf Karim Ben Khelifa durch das schwer zugängliche Bergland: im Pick-up, auf Maultieren, zu Fuß, durch Schluchten und Wälder - immer in der Furcht, von Taliban für Amerikaner oder von US-Truppen für ebenjene gehalten zu werden. In Afghanistan trafen sie Stammeskämpfer und Geheimdienstler, begleiteten die US-Truppen in den Bergen ebenso wie deren Feinde, die neu erstarkten Taliban. Bin Ladens heutige Rolle deckt sich nur schwerlich mit seinem Image vom mächtigen Drahtzieher: So wie seine Jünger in London und andernorts längst ohne Befehl und Anleitung von al Qaeda bomben, ist der Terrorpate selbst in seinem mutmaßlichen Rückzugsgebiet zum Phantom geworden. Bin Laden habe sich zurückgezogen, sagt der Geheimdienstchef im ostafghanischen Jalalabad: "An einen Ort, wo keine Amerikaner nach ihm suchen können."
Al Qaeda ist deswegen nicht weniger gefährlich - aber sie braucht ihren Gründer nicht mehr.
Vatikan - das klingt noch immer verschlossen und geheimnisvoll. Die Autorin Ulrike Posche und Fotograf Volker Hinz wunderten sich daher, wie unbefangen und offen die Vertreter des Kirchenstaats mit dem stern-Team umgingen. Hinz konnte im päpstlichen Sommersitz Castelgandolfo fotografieren, Posche sprach mit Kardinälen und Papstkritikern und bei einer Audienz auch kurz mit dem Papst. Als sie den Kölner Kardinal Meisner fragte, was sie dem Papst bei einem Treffen denn schenken könne, dachte Meisner kurz nach und sagte dann: "Der Heilige Vater schätzt durchaus mal ein gutes Wurstbrot." So reiste das Team mit einem Mozart-Requiem auf CD und hausgemachter Leberwurst im Glas nach Rom.
Ab Seite 60 können Sie den Bericht unserer Autorin lesen - und auch ein Interview mit Annegret Laakmann, Sprecherin der katholischen Laienorganisation "Wir sind Kirche", über die starre Politik von Benedikt XVI. Darin wird deutlich, dass der erste deutsche Papst längst nicht jeden mit seinem Lächeln gewinnt. "Es ist Winter in der Kirche", sagt sie, "immer noch!"
Herzlichst Ihr
Andreas Petzold