Wenn sich die Staats- und Regierungschefs der acht mächtigsten Industrieländer nächsten Mittwoch in Heiligendamm treffen, dann ist das sicherlich der wichtigste politische Termin des Jahres in Deutschland. Doch nicht nur weil dieser G-8-Gipfel weit mehr als 100 Millionen Euro kostet, muss man fragen: Was soll das, was bringt das? Die Antwort fällt schwer: Selbstverständlich ist es sinnvoll, dass sich Leute wie Bush und Putin, Merkel und Sarkozy, Blair und Prodi persönlich näher kennenlernen und in kleiner Runde ihre Gedanken austauschen. Schon oft hat sich gezeigt, dass der direkte Draht zwischen zwei einflussreichen Menschen mehr bringt als endlose Verhandlungen großer Delegationen. Dass solche Gipfeltreffen über die Jahre aber immer aufwendiger geworden sind, liegt nicht nur an der verschärften Sicherheitslage seit den Anschlägen vom 11. September 2001 und am wachsenden Widerstand gegen die Globalisierung. Auch die Neigung der Politiker, solche Treffen zu einer öffentlichen Demonstration ihrer eigenen Macht und Bedeutung zu missbrauchen, ist gewachsen.
Merkels Berater wollten in Heiligendamm eigentlich zurück zu den Wurzeln: abgeschiedener Tagungsort, kleine Delegationen, Arbeit an wichtigen Wirtschaftsthemen. Doch der Kanzlerin ist das Projekt zerfasert. Der Zaun macht Heiligendamm symbolisch zur Festung. Und das Programm, für das sie als Gastgeberin verantwortlich ist, wirkt völlig überladen: Klimaschutz, Entwicklungshilfe, Welthandel, Hedgefonds, Energiesicherheit, Raketenabwehr - wer alles zur Sprache bringen will, beredet am Ende nichts. So sind handfeste Ergebnisse, die die Welt voranbringen, kaum zu erwarten. Das Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag wäre dann völlig grotesk.
Afrika ist auch eines der grossen Themen beim G-8-Gipfel. Passend dazu drucken wir eine Reportage von Henning Mankell. Er wollte seine eigenen Erfahrungen über Aids in Afrika einem möglichst großen Publikum vorstellen und um Hilfe bitten, die immer noch bitter nötig ist. Dafür, so fand der schwedische Bestsellerautor, der seit 20 Jahren die Hälfte des Jahres in Mosambik verbringt und in der Hauptstadt Maputo das Teatro Avenida leitet, komme nur der stern infrage. Mit stern-Redakteurin Cornelia Fuchs, die seit 1999 über Afrika berichtet, besprach er verschiedene Ideen. Sie schlug ihm vor, Sister Priscilla zu treffen, eine katholische Nonne, die als Erste im südafrikanischen KwaZulu-Natal den Mut hatte, ihr Krankenhaus "Aids Hospiz" zu nennen. Zehn Tage lang war Henning Mankell dann unterwegs mit Cornelia Fuchs und dem spanischen Fotografen Pep Bonet, der mit seinen Bildern aus Afrika schon viele Preise gewonnen hat. Der Dichter und die Nonne verstanden sich auf Anhieb und redeten stundenlang übers Älterwerden, Zukunftsängste und die Problematik der Korruption. "Es ist der Mut solcher Frauen, der Afrika zusammenhält", sagt Henning Mankell.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn