Deutschlands Top-Manager predigen gern Wasser, trinken aber selbst lieber Wein. Sie empfehlen ihren Beschäftigten in Talkshows "Lohnzurückhaltung", um den Aufschwung ja nicht zu gefährden, und schrauben die eigenen Einkünfte in schwindelerregende Höhen. Wenn Lokführer 31 Prozent mehr Gehalt fordern, klingt das verrückt - dass der Bahnvorstand seine Bezüge in den vergangenen sechs Jahren um mehr als 400 Prozent gesteigert hat, ist ganz normal. Aktienkurse und Gewinne explodieren, aber die Realeinkommen der Arbeitnehmer bewegen sich kaum. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen das Gefühl haben, es gehe nicht gerecht zu in Deutschland. stern-Reporter Jan Boris Wintzenburg, 37, trug für unsere Titelgeschichte die offiziellen Gehälter der Bosse zusammen und recherchierte, wie sie ihre Bezüge mit einem raffinierten System aus Boni, Sonderzahlungen, Aktienoptionen und Pensionen nicht selten verdoppeln (Seite 28).
Fast 37 Jahre lang fotografierte Jay Ullal für den stern die Mächtigen, Reichen und Schönen, aber auch Elend und Krieg. Erst im Ruhestand entdeckte er eine neue Passion: Tierfotografie. Schon 2003 prangerte er zusammen mit stern-Reporter Gerd Schuster das "Elend der Menschenaffen" in einer stern-Titelgeschichte an. Seither lässt ihn das Schicksal der letzten Orang-Utans von Borneo und Sumatra nicht mehr los. Mehrfach reiste der heute 74-Jährige, der in Hamburg und Mumbai lebt, in den Regenwald. Nun haben Ullal und Schuster ein Buch über die bedrohten roten Affen herausgebracht. Es enthält neben Hunderten von überraschenden und ergreifenden Fotos auch viele bestürzende Informationen: So werden jedes Jahr etwa 6.000 der klugen Tiere getötet. Wahrscheinlich gibt es nur noch rund 40.000 Exemplare - jämmerlicher Rest einer Millionenpopulation, die einst durch die Wälder ganz Südasiens turnte. Die Fotoreportage über "Die Denker des Dschungels" beginnt auf Seite 72.
Ben Becker spielt gern harte, unbeugsame Männer, die ihr Schicksal herausfordern. Er war im Kino ein Panzerknacker in "Sass", auf der Bühne der Franz Biberkopf in "Berlin Alexanderplatz", in Hörbüchern lieh er Muhammad Ali und Klaus Kinski seine Brummbass-Stimme. Auch privat bevorzugt er laute, markige Auftritte. Vor sechs Wochen machte er mit einem Drogenzusammenbruch Schlagzeilen und kam von der Intensivstation direkt in eine Reha-Klinik. Erst vergangene Woche fühlte er sich wieder fit genug für ein längeres Gespräch mit dem stern. Becker ist zurück bei seiner Familie und so arbeitswütig und lebensgierig wie zuvor. "Ich bin mit einem lauten Knall vom Tanzparkett geflogen", sagt der Schauspieler, "das heißt aber nicht, dass ich nie wieder tänzel." Drei Stunden waren für das Interview angesetzt, am Ende blieb der gut gelaunte Becker über sechs Stunden. Beim Foto-Shooting stießen seine Freundin und die gemeinsame siebenjährige Tochter dazu. "Zurzeit sind wir drei zusammen, sooft es geht", sagt Becker (Seite 238).
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn