"Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?", fragt Mackie Messer in Brechts "Dreigroschenoper". Fast auf den Tag genau 80 Jahre nach der Uraufführung in Berlin fiel in der New Yorker Wall Street der Vorhang in einem Schmierenstück, dem wir den Titel "Gier und Größenwahn" geben. Hauptakteure sind die Chefs namhafter Banken, die die Börse offensichtlich mit einem Spielcasino verwechselt haben. Wir beschreiben, wie die selbst ernannten Herren des Universums mit wahnwitzigen Geschäften, die sie am Ende wohl selbst nicht mehr durchblickten, Milliarden vernichteten und das weltweite Finanzsystem in die Krise führten. Laiendarsteller in diesem Stück sind aber auch Millionen von Amerikanern, die seit Jahren als Konsumenten und Hausbesitzer ungeniert auf Pump leben. Was als Sturm auf dem Immobilienmarkt begann, hat sich nun zu einem Hurrikan entwickelt, der die ganze Weltwirtschaft bedroht. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht (Seite 30).
Nach seinem Rücktritt vom SPD-Vorsitz war Kurt Beck bei den Medien als Gesprächspartner plötzlich begehrt wie nie zuvor. Um die 150 Interview-Anfragen landeten in der Mainzer Staatskanzlei, 149 davon warf Becks Regierungssprecher Walter Schumacher in den Papierkorb. Eine Ausnahme machte Beck nur für den stern, weil er sich von uns zwar kritisch, aber trotzdem fair behandelt fühlte. Am Montagvormittag trafen die stern-Redakteure Andreas Hoidn-Borchers und Hans-Ulrich Jörges im Gästehaus der Landesregierung auf der Bastei in Mainz auf einen entspannten und ungewöhnlich offenen Beck, der mit seinen Parteifeinden abrechnete und Einblick in seine strapazierte Seele gab. Gefragt nach Freunden in der SPD-Führung, antwortete er spitz: "Bei Freunden bin ich sehr wählerisch" (Seite 48).
Die Mail an den stern war ein Hilfeschrei. Unter Betreff stand: "der ganz normale Wahnsinn einer Krankenschwester". Eine Frau beschrieb, wie sie auf ihrer Station zwölf teils völlig verwirrte Menschen versorgen muss und das kaum noch schafft. stern-Redakteurin Doris Schneyink fand den Brief so eindringlich, dass sie wissen wollte: Ist es wirklich so schlimm geworden im Krankenhaus? Eine Woche lang schaute sie jetzt dem Personal auf einer Station für plastische Chirurgie über die Schulter und half auch mit. In vielen Gesprächen mit Pflegern aus ganz Deutschland erfuhr sie, wie erschreckend die Situation auf vielen Stationen ist. Sogar Gesundheitsministerin Ulla Schmidt gibt zu, der Stellenabbau in der Pflege bereite ihr "große Sorgen". Sie will den Krankenhäusern drei Milliarden Euro zusätzlich geben. Von dem Geld sollen unter anderem 21.000 Stellen in der Pflege geschaffen werden. Doch weil die Krankenhäuser sich an den Kosten selbst beteiligen müssen, ist fraglich, ob der Plan in dieser Form umgesetzt wird. Ich hoffe, die Manager lesen unseren Bericht auf Seite 54.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn