Der starke Hurrikan "Melissa" hat auf Jamaika Häuser und Straßen beschädigt, ganze Gebiete überflutet und mehr als 530.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Angesichts der schweren Schäden erklärte die Regierung die Karibikinsel zum Katastrophengebiet. Die Behörden wollten zunächst keine Angaben zu möglichen Opfern machen, sprachen aber von Menschen, die aufgrund der extremen Bedingungen während des Sturms nicht mehr aus ihren beschädigten Häusern gerettet werden konnten.
Vor dem Erreichen Jamaikas soll es aufgrund von "Melissa" mindestens Todesfälle in Haiti und der Dominikanischen Republik gegeben haben. In Jamaika sollen bei den Vorbereitungen auf den Sturm nach Angaben des Gesundheitsministeriums drei Menschen beim Fällen von Bäumen getötet worden sein.
"Melissa" war nahe der Ortschaft New Hope auf die Südwestküste Jamaikas auf Land getroffen. Laut dem NHC handelt es sich um einen der stärksten Hurrikane, die je im Atlantik aufgetreten sind. Über Land schwächte sich der Hurrikan zu einem immer noch gefährlichen Sturm der Stufe 4 mit Windgeschwindigkeiten von 240 Kilometern pro Stunde leicht ab, wie das US-Hurrikanzentrum (NHC) in Miami mitteilte.
"Melissa" verwüstet Kliniken, Städte und Brücken
Unterdessen werden die Schäden von Stunde zu Stunde sichtbarer: Dächer wurden von Häusern und Krankenhäusern gerissen, Wassermassen schoben sich durch die Straßen und Bäume stürzten um. Der Hurrikan brachte Sturmfluten, zerstörerische Winde und heftige Regenfälle mit sich. Die Behörden rechneten mit Überschwemmungen und Erdrutschen.
Krankenhäuser und Brücken wurden den Behördenangaben zufolge durch den Hurrikan beschädigt. Laut Gesundheitsminister Christopher Tufton wurden mindestens vier große Krankenhäuser erheblich beschädigt. In einer Klinik in St. Elizabeth mussten 75 Patienten wegen der Schäden in ein höheres Stockwerk verlegt werden, wie die Zeitung "Jamaica Gleaner" berichtete.
Wassermassen schoben sich durch die Straßen. Der Sturm ließ Bäume und Strommasten umstürzen. Zahlreiche Straßen wurden dadurch blockiert. "Es gibt weitreichende Schäden im Südwesten in St. Elizabeth, viele Überschwemmungen, umfangreiche Windschäden an Schulen, Krankenhäusern und Häusern", sagte Richard Thompson, Generaldirektor des Amtes für Katastrophenschutz und Notfallmanagement (ODPEM), dem US-Fernsehsender CNN.
Das gesamte Ausmaß der Schäden war noch unklar. Der Minister für lokale Verwaltung, Desmond McKenzie, sagte: "Das ist eine der schlimmsten Erfahrungen, die wir je gemacht haben."
Die Folgen von "Melissa" könnten "möglicherweise beispiellos" für das Land mit seinen 2,8 Millionen Einwohnern sein, teilte auch das Rote Kreuz mit. Auch Regierungschef Holness rechnete mit schweren Schäden. "In dieser Region gibt es keine Infrastruktur, die einem Hurrikan der Kategorie 5 standhalten kann", sagte. Es werde definitiv zu Schäden an Dächern, Infrastruktur, Vegetation und den Häfen des Landes kommen.
Das Hurrikanzentrum hatte vor "katastrophalen Winden" gewarnt. Diese könnten in höher gelegenen Bergregionen noch bis zu 30 Prozent stärker sein. Im Bereich rund um das Auge des Hurrikans könnten Gebäude vollständig zerstört werden, hieß es.
Zehntausende Menschen flüchten vor dem Hurrikan
Fast 15.000 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften. "Jetzt ist nicht die Zeit, mutig zu sein", sagte Minister McKenzie. "Wettet nicht gegen 'Melissa', das ist eine Wette, die wir nicht gewinnen können".
Die Streitkräfte riefen neben den regulären Soldaten auch Reservisten zum Dienst ein, um bei Rettungsarbeiten zu helfen, wie die Zeitung "The Gleaner" berichtete. "Unsere Truppen, einschließlich der Reserve, werden vor Ort sein, um Hilfsmaßnahmen zu unterstützen, Gemeinden zu schützen und wichtige Versorgungsleistungen so schnell wie möglich wiederherzustellen", sagte der amtierende Militärchef O'Neil Bogle.
Die UN koordinieren über verschiedene Büros den Transport von Hilfsgütern für Jamaika über See von Barbados aus. "Ein Lufttransport von rund 2000 Hilfspaketen ist ebenfalls geplant, sobald die Flughäfen wieder geöffnet sind und die Wetterbedingungen Flüge zulassen", teilten die Vereinten Nationen mit.
Die Streitkräfte riefen neben den regulären Soldaten auch Reservisten zum Dienst ein, um bei Rettungsarbeiten zu helfen. "Unsere Truppen, einschließlich der Reserve, werden vor Ort sein, um Hilfsmaßnahmen zu unterstützen, Gemeinden zu schützen und wichtige Versorgungsleistungen so schnell wie möglich wiederherzustellen", sagte der amtierende Militärchef O'Neil Bogle.
Kuba bereitet sich auf "volle Wucht" des Hurrikans vor
Unterdessen zieht der Wirbelsturm in Richtung Kuba weiter, wo er noch in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) auf Land treffen sollte, wie das US-Hurrikanzentrum in Miami mitteilte. Dort sind der Regierung zufolge mehr als 735.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden.
Der Hurrikan werde "mit voller Wucht" bereits in der Nacht oder am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) auf Land treffen, sagte Präsident Miguel Díaz-Canel. Der Sturm gelte als einer der stärksten, wenn nicht der stärkste, der Kuba jemals getroffen habe. Am Mittwochabend (Ortszeit) soll "Melissa" schließlich in Richtung der Bahamas weiterziehen.
Das US-Hurrikanzentrum warnte vor massiven Niederschlägen, zerstörerischen Windböen und einer stellenweise bis zu vier Meter hohen Sturmflut. Wegen des starken Regens sei mit "lebensgefährlichen und möglicherweise katastrophalen Überschwemmungen und zahlreichen Erdrutschen zu rechnen". Am Mittwochabend (Ortszeit) soll "Melissa" schließlich in Richtung der Bahamas weiterziehen.
Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit für starke Stürme
Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die zunehmende Erderwärmung erhöht Experten zufolge die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. Die Hurrikansaison beginnt im Atlantik am 1. Juni und dauert bis zum 30. November.
Wie der Leiter des jamaikanischen Wetterdienstes, Evan Thompson, sagte, werden die Wetterbedingungen noch in den nächsten Tagen schlecht sein, auch nachdem sich das Zentrum des Hurrikans von Jamaika entfernt haben wird.