Bund, Länder und Wirtschaft müssen nach Einschätzung des Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, ihre Ausgaben für Bildung und Forschung jährlich um sieben Prozent steigern, um das von der Regierung für 2010 angepeilte Ausgabenvolumen zu erreichen.
Bullinger sagte, nur so sei die geplante Steigerung der Bildungs- und Forschungsausgaben auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis 2010 zu erreichen. Die verstärkte Förderung von Bildung und Forschung sei dringend notwendig. "Nur als innovatives Land hat Deutschland eine Überlebenschance." Werde nun weitere fünf Jahre gewartet, werde Deutschland den Anschluss an die internationalen Wettbewerber komplett verlieren. Bullinger nimmt am Abend an einem Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) teil, der das Thema Innovation zum bestimmenden Thema des Jahres 2004 ausgerufen hat. Neben Bullinger sind zahlreiche Spitzenvertreter der Wirtschaft, wie etwa Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und Siemens-Vorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer, geladen.
Hochschulen müssten selbstständiger werden
Bullinger sagte weiter, bei dem Treffen müsse erläutert werden müsse, wie durch die verstärkte Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik eine Hebelwirkung für den Bildungs- und Forschungsbereich erreicht werden könne. Wirtschaft, Staat und Wissenschaft müssten bestimmen, welche Forschungsbereiche besonders wichtig für Deutschland seien. "Eine Abstimmung über die Leadmarkets wäre sinnvoll."
Notwendig sei es zudem, die Regulierung der Universitäten aufzuweichen, sagte Bullinger. Die Hochschulen müssten selbstständiger werden, und etwa Studenten auswählen können.
Eine erneute Debatte über die gesetzlichen Grenzen der Gentechnik sei zu erwarten, sagte Bullinger. Dabei müsse die Wissenschaft künftig besser erklären, wo die Chancen lägen, müsse aber auch von sich auch die Risiken ansprechen. "Die Wissenschaft muss in verständlicher Weise die Optionen von Technologien erläutern." Wenn die Gesellschaft sich dann entscheide, diese Risiken nicht eingehen zu wollen um den Preis von wirtschaftlichen Nachteilen, müsse dies akzeptiert werden.
Von Daniela Vates