Klima-Risiko-Index Die Karibik und Südostasien leiden am meisten – und Deutschland

Hitze, Dürren, Starkregen, Stürme, Überschwemmungen: Der Klimawandel hat viele Gesichter
Hitze, Dürren, Starkregen, Stürme, Überschwemmungen: Der Klimawandel hat viele Gesichter
© Christian Ohde / Action Press
Der Klimawandel trifft arme Länder des Globalen Südens am stärksten – oder? Nicht ganz. Warum auch Deutschland in der Rangliste weit oben steht. 

Hitzewellen, Stürme und Überflutungen: Unter den durch die Erderwärmung zunehmenden Wetterextremen leiden laut einem Germanwatch-Bericht vor allem Entwicklungsländer – aber auch einige reiche Industriestaaten wie Deutschland. Im Klima-Risiko-Index, den die Umwelt- und Entwicklungsorganisation am Dienstag bei der Weltklimakonferenz in Belém veröffentlichte, landet Deutschland in diesem Jahr mit Rang 29 unter den Top30. Am schwersten litten demnach der Karibikstaat Dominica, das südostasiatische Myanmar und das zentralamerikanische Honduras unter klimabedingten Wetterextremen.

Zu den elf am schwersten betroffenen Staaten – allesamt keine Industriestaaten – gehören mit Indien (Rang 9) und China (Rang 11) auch die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde. In den elf am schwersten unter Extremwetter leidenden Ländern leben insgesamt mehr als drei Milliarden Menschen und damit etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung, wie Germanwatch erklärte. Dahinter folgen auch Industrieländer wie Frankreich auf Rang 12, Italien an 16. Stelle und die USA auf Rang 18.

Germanwatch analysierte für seinen Index mehr als 9700 Extremwetterereignisse aus den Jahren 1995 bis 2024. Mehr als 830.000 Menschen seien dabei ums Leben gekommen, die direkten Schäden beliefen sich inflationsbereinigt auf 4,5 Billionen Dollar (3,89 Billionen Euro).

Extremes Wetter bedroht Südostasien und die Karibik

"Bei Wetterextremen stellen Hitzewellen und Stürme die größte Gefahr für Menschenleben dar", erläuterte Index-Co-Autorin Laura Schäfer. Stürme verursachten demnach "zugleich die mit Abstand größten Sachschäden". Die meisten direkt von Extremwetter Betroffenen – zum Beispiel durch Verlust ihres Eigentums – sind dem Bericht zufolge wiederum Opfer von Überflutungen.

Länder wie die Philippinen und Indien würden "teilweise in so kurzen Abständen von Überflutungen, Hitzewellen oder Stürmen heimgesucht, dass sich ganze Regionen kaum noch von den Katastrophen erholen können", hob Index-Co-Autorin Vera Künzel hervor.

Bei der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém (COP30) müsse es daher um mehr internationale Hilfsgelder für solche Länder bei der Bewältigung klimabedingter Schäden und Verluste gehen. Ohne mehr und langfristige Hilfe auch für bessere Anpassung an die Klimakrise würden sie sonst "vor unlösbare Probleme gestellt", warnte Künzel.

Ein krasses Beispiel für die Überforderung ärmerer Staaten mit den Auswirkungen der Erderwärmung ist das kleine Dominica, das den diesjährigen Klima-Risiko-Index anführt. Allein der Hurrikan "Maria" verursachte dort dem Germanwatch-Bericht zufolge 2017 Schäden in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar. Das sei fast das Dreifache des Bruttoinlandsprodukts des Inselstaates.

In der Einzelauswertung für das vergangene Jahr belegen die beiden kleinen Karibik-Länder Grenada sowie St. Vincent und die Grenadinen die Plätze eins und zwei, da dort im Sommer 2024 ein Hurrikan der höchsten Kategorie wütete. Platz drei belegt der Tschad in Zentralafrika wegen der dortigen teils über Monate anhaltenden Überflutungen.

In Deutschland ist die Hitze das größte Problem

Deutschland steht in der Jahreswertung an 50. Stelle, im gesamten Untersuchungszeitraum 1995 bis 2024 aber auf Rang 29. In der EU waren laut Germanwatch nur die Mittelmeerländer Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland stärker betroffen.

Laut dem Index gab es in Deutschland in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als 24.400 Todesopfer durch Wetterextreme, davon rund 24.000 durch Hitzewellen vor allem in den Sommern 2003, 2022 und 2023. Hinzu kamen die Toten während der Flutkatastrophen im Ahrtal und anderen Teilen Westdeutschlands im Sommer 2021.

In dem Zeitraum seien insgesamt fast 1,1 Millionen Menschen von Folgen von Wetterextremen wie Gesundheitsschäden oder dem Verlust von Eigentum betroffen gewesen, heißt es in dem Bericht. Die Sachschäden in Deutschland beliefen sich demnach auf rund 112 Milliarden Euro.

AFP
cl

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos