Schreiben ohne Schnörkel Finnland schafft die Schreibschrift ab

In Zukunft wird in Finnland das Erlernen einer Schreibschrift nicht mehr im Curriculum verankert sein
In Zukunft wird in Finnland das Erlernen einer Schreibschrift nicht mehr im Curriculum verankert sein
© Colourbox.de
Während sich deutsche Eltern weiter mit der Sauklaue ihrer Kinder herumplagen, setzen die Finnen auf Digitalisierung: Ab Herbst 2016 soll an den Grundschulen keine Schreibschrift mehr gelehrt werden.

Seit 2012 arbeitet das Finnische Nationale Büro für Erziehung an einer Reform des Grundschul-Curriculums. Eine der entscheidenden Veränderungen, die ab Herbst 2016 umgesetzt werden, wird der Verzicht auf das Erlernen einer Schreibschrift sein. "Die Fähigkeit flüssig zu tippen ist eine wichtige nationale Kompetenz", erklärte Minna Harmanen, Mitglied der Kommission, der "Helsinki Times". Das heißt natürlich nicht, dass finnische Kinder nicht mehr schreiben lernen, nur werden in Zukunft die Buchstaben nicht mehr miteinander verbunden. In der freigewordenen Lehrzeit soll nach einem Bericht der "Savon Sanomat" im November 2014 Tipp-Unterricht stattfinden.

Der Verzicht auf die Schreibschrift habe eine große kulturelle Transformation zur Folge, so Harmanen, doch sei den Lehrern freigestellt, auch weiterhin eine Handschrift zu lehren. In Deutschland entscheiden die Bundesländer, welche Schrift die Schüler lernen. Derzeit stehen vier Varianten zur Auswahl: die Lateinische Ausgangsschrift, die Vereinfachte Ausgangsschrift, die Schulausgangsschrift oder die Grundschrift. In manchen Bundesländern wiederum ist eine Schrift verpflichtend, in anderen entscheiden die Schulen oder die jeweiligen Klassenlehrer, was gelehrt wird.

VBE warnt

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hält das Erlernen einer Handschrift für immens wichtig. "Die Einübung von Handschrift in der Grundschule darf nicht zur Disposition gestellt werden", so der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Er hält den Verzicht auf das Erlernen einer Handschrift für eine Beschränkung der motorischen Fähigkeiten und verweist auf die Erkenntnisse der Hirnforschung, die erwiesen hätten, "dass eigene handschriftliche Darlegungen das Lernen der Kinder befördern". Ob es sich dabei um eine Druckschrift oder eine Schreibschrift handeln muss, ist allerdings unklar.

Auch in der Schweiz wird überlegt, auf die kursive Schulschrift, die sogenannte Schnüerlischrift, komplett zu verzichten. Stattdessen soll eine Basisschrift eingeführt werden, bei der aber nach wie vor die Buchstaben miteinander verbunden sind.

bal

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