Ronja Wiedenbeck, 26 Jahre alt und zweifache Mutter, litt unter Zysten am Eierstock. Am 3. April bekam sie so starke Schmerzen, dass sie ins Krankenhaus musste und sofort unter Morphium gesetzt wurde. Damit war klar, dass sie ihren zehn Monate alten Sohn Rio in den nächsten Tagen nicht stillen konnte, die Medikamente wären sonst über die Milch auch an das Kind weitergegeben worden.
Wiedenbeck suchte deshalb Hilfe bei einer britischen Facebook-Stillgruppe namens Yummy Mummies: "Ich liege in Truro, Cornwall, im Treliske-Krankenhaus", schrieb sie. "Ich habe ein zehn Monate altes Baby, das ich nicht stillen kann, weil ich mit Morphium vollgepumpt bin. Ich nehme nicht an, dass hier jemand ist, der vielleicht ein paar Mal am Tag vorbeikommen würde, um meinen Sohn zu stillen? Ich wäre ewig dankbar dafür."
Große Hilfsbereitschaft
Die Reaktionen, die ihr Posting in die Gruppe hervorrief, überwältigten die junge Britin. Binnen einer Stunde saß eine Mutter an ihrem Bett, um Baby Rio zu stillen. Fast 1000 weitere Mütter boten dasselbe an. Rio, der nicht aus der Tassen oder aus Fläschchen trinkt, guckte wohl erst etwas verunsichert, als er aus einer fremden Brust trinken sollte. "Erst dachte ich, Rio würde mit einem Ausdruck zu mir herüber schauen, der sagt: 'Mama, das mache ich nicht'. Aber kaum hatte die fremde Mutter ihn hochgehoben, zerrte er an ihrem Top", berichtet Wiedenbeck bei Facebook. "Er sah mich an, als würde er um Erlaubnis fragen. Ich sagte: 'Nur zu, Rio!' Und er dockte an. Es war unglaublich." Sie fährt fort: "Zunächst dachte ich, es würde sich merkwürdig anfühlen, weil Stillen etwas ist, das bislang nur Rio und ich geteilt haben. Aber es wirkte völlig selbstverständlich für die andere Mutter, ihm so zu helfen, wie er es gewohnt ist."
Insgesamt fünf Mütter stillten Rio, bevor seine Mutter am Wochenende wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Manche nahmen ihn sogar mit zu sich nach Hause, um ihn tagsüber versorgen zu können. Bei jeder der Frauen wurde das polizeiliche Führungszeugnis geprüft und während des Stillens war, wenn nicht Wiedenbeck selbst, dann ein Familienmitglied oder ein guter Freund der Familie anwesend. Wiedenbeck ist alleinerziehende Mutter. Ihre inzwischen sechsjährige Tochter Lily Eve hat sie gestillt, bis sie drei war.
"Ich bin diesen selbstlosen, fürsorglichen Müttern so dankbar, für uns alle entsteht dadurch eine enge Bindung und Freundschaft. Ich kann es kaum abwarten, euch alle wiederzusehen", bedankt sich Wiedenbeck. "Ihr seid jetzt alle wie Familienmitglieder, ich habe die höchste Meinung von euch. Ihr seid absolut selbstlose Helden!!!"
Ob Wiedenbeck auch den Gesundheitszustand der Aushilfs-Mütter hat prüfen lassen, ist nicht bekannt. Durch Stillen können Krankheiten wie Hepatitis oder HIV, aber auch Medikamentenrückstände an das Baby weitergegeben werden. Mehr Informationen gibt die Nationale Stillkommission.