Das Angebot klang äußerst verlockend: TJ Lyles und sein schwer hörgeschädigter Sohn Gabe wurden vor einem Supermarkt von einer Gruppe Fremder angesprochen. Die drei Männer, so erzählte es Lyles später US-Medien, gaben an, mit dem bekannten Youtuber Mr. Beast zusammenzuarbeiten und luden den Achtjährigen zu einer Challenge ein.
Ihm würden die Augen verbunden werden, dann dürfte er eine halbe Minute lang mit einem Einkaufswagen durch den Supermarkt laufen und alles einpacken, was er in die Hände bekomme – ohne dafür zu bezahlen. Lyles reagierte anfangs skeptisch, doch sein Sohn war sofort Feuer und Flamme. Als der Name des Youtubers gefallen sei, habe sein Gesicht "geleuchtet wie ein Weihnachtsbaum", sagte der Vater aus dem US-Bundesstaat Connecticut der "Washington Post": "Einer seiner großen Träume ist es, Youtuber zu sein, er will berühmt werden." Und weil sein Sohn so begeistert von der Challenge war, tat er ihm den Gefallen.
Youtuber führen Jungen und seinen Vater in die Irre
Vater und Sohn nahmen beide an dem vermeintlichen Spiel teil – doch die angebliche Challenge entpuppte sich als Streich, im Youtuber-Jargon prank genannt. Sobald beide die Augen verbunden hatten und so durch den Supermarkt streiften, verschwanden die Männer. Später stellten sie das Video zur allgemeinen Belustigung online. Mit Youtube-Star Mr. Beast hatten sich nichts zu tun. Man kann sich denken, wie tief die Enttäuschung beim achtjährigen Gabe saß.
"Ich musste meinem Sohn sagen, dass er reingelegt wurde", berichtete Lyles. "Er hat geweint, ich musste ihn beruhigen. Er war am Boden zerstört." Von dem traurigen Erlebnis erzählte er auch in einem Facebook-Post, den er mittlerweile für die Öffentlichkeit versteckt hat. "Als Erwachsener hätte ich es besser wissen müssen, aber ich hätte nicht gedacht, dass jemand so abscheulich sein würde", zitiert die "Washington Post" daraus.
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Shopping-Tour für 400 Dollar
Doch die Geschichte sollte sich noch zum Guten wenden. Noch am selben Tag wurde nämlich die Vorsitzender der lokalen Kommission für Menschen mit Behinderungen auf den Eintrag aufmerksam – und machte den Fall zu ihrem persönlichen Projekt. Die Kommission trieb kurzfristig 200 US-Dollar auf, um dem Jungen zu helfen. Außerdem kontaktierte die Vertreterin den Supermarkt, machte das Unternehmen auf die Geschichte aufmerksam und brachte es dazu, die Summe zu verdoppeln.
Und so durfte Gabe am folgenden Tag – einem Sonntag – doch noch an der Challenge teilnehmen, wenn sie auch nicht für Youtube gefilmt wurde. Für 400 Dollar konnte er sich Sachen aus dem Sortiment aussuchen: Spielzeuge, Brettspiele, Kuscheltiere. "Ich bin so froh, dass die Sache so für ihn ausgegangen ist", sagte Tj Lyles der "Washington Post". Allerdings zieht er auch eine persönliche Lehre aus dem Erlebnis: "Wenn es zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es meistens auch nicht wahr."
Quellen: "Washington Post" / WFSB