muenster »Snakker du norsk?« *

Bald wird das in Münster vielleicht niemand mehr verstehen

Bald wird das in Münster vielleicht niemand mehr verstehen

Überfüllte Hörsäle. Die beiden Studentinnen vor einem unterhalten sich lautstark über ihre Wochenenderlebnisse, während der Kommilitone hinter einem verzweifelt versucht, mitzuschreiben. Der Dozent legt gelangweilt Folien auf. Wer träumt da nicht von kleinen Seminaren, mit Dozenten, die einem beim Namen kennen, in Gebäuden, die nicht so aussehen, als wären sie zum letzten Mal vor zwanzig Jahren renoviert worden?

Die Studenten am Institut für Nordische Philologie müssen davon nicht träumen. Sie residieren in einer alten Villa im Kreuzviertel, einer der nobleren Gegenden Münsters. Ihr Weg zum Seminarraum führt über eine alte Holztreppe. Und mit selten mehr als zwanzig Mitstudenten sitzen sie in ihren Veranstaltungen. Wen danach der Arbeitseifer packt, kann sich ein Buch aus der Bibliothek in den institutseigenen Wintergarten mitnehmen und Kaffee trinken.

Auch die Betreuung ist optimal: Zwei Professoren, ein Assistent und drei Lektoren kümmern sich um rund 230 Studenten. Doch wie das so ist mit kleinen Inseln im Alltag einer Massenuni, sie sind bedroht. Dass die beiden Lektorate für Norwegisch und Schwedisch nicht mehr mit festen Kräften besetzt werden, wenn die beiden Lektorinnen in ein paar Jahren in Rente gehen, war schon lange bekannt. Doch das Land Nordrhein-Westfalen muss eben sparen und so kommt ein am 20. Februar in Düsseldorf veröffentlichtes Gutachten eines Expertenrats zu dem Schluss, dass neben Slavistik und Musikwissenschaften auch das Institut für Skandinavistik geschlossen werden sollte. Die Begründung ist, dass das Institut zu wenig Studenten hat. Es ist nur zu 34 Prozent ausgelastet. Und die studieren der Kommission auch zu lange. Mehr als 13 Semester braucht der durchschnittliche Skandinavist, bis er sein Magisterzeugnis in Händen hält. Wenn überhaupt. Nur zwanzig Prozent aller Studenten schließen ihr Skandinavistik-Studium ab.

Dass sich ohnehin nur etwa 60 Studenten eingeschrieben haben, um ernsthaft zu studieren und die anderen einfach nur Dänisch, Norwegisch oder Schwedisch lernen und etwas von dem jeweiligen Land erfahren möchten, das ist dem Expertenrat offensichtlich unbekannt. Auch dass sehr viele Studenten dank der tatkräftigen Hilfe der Lektoren ein halbes oder ein Jahr in Skandinavien studieren, bezieht der Expertenrat nicht mit ein. Gerade das dürfte aber nicht eben studienverkürzend sein. Hier zählen eben nur harte Zahlen.

Noch ist nicht klar, ob das Institut in Münster wirklich geschlossen wird, oder das in Bochum dran glauben muss. Oder vielleicht doch beide? Auch in Münster wird den Studierenden immer wieder gepredigt, wie wichtig für sie Fremdsprachen seien.

Skandinavische Sprachen zählen wohl nicht dazu. (tt)

* Sprichst du Norwegisch?

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