Der Philips-Fernseher bei Saturn ist eine Wucht: groß, flach - und happig im Preis: 2999 Euro. Soll man's wagen? Jetzt oder nie, denn ab Januar wird das Gerät ja noch teurer. Dann steigt die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Der Fernseher verteuert sich um 77,56 Euro auf 3076,56 Euro. Wer die 2999 Euro gerade nicht übrig hat, dem bietet Saturn (Slogan: Geiz ist geil!) auch eine Lösung. "Zahlen Sie in Raten", sagt der Verkäufer. Nebenbei schlägt man der Mehrwertsteuer ein Schnippchen: Kauf heute, zahl später und spar den Steueraufschlag.
Gut - aber nur für die Bank
Klingt clever - ist es aber nicht. Das gute Geschäft macht nämlich die Bank. In diesem Fall die Citibank. Sie übernimmt die Finanzierung. "Kredit? Kein Problem", sagt der Citibanker, der sein Büro praktischerweise in der Saturn-Filiale hat. "Der effektive Jahreszins beträgt 11,9 Prozent, mit einer Monatsrate von 265,56 Euro über ein Jahr sind Sie dabei." Der Fernseher kostet am Schluss also 3186 Euro, 187 Euro kassiert die Citibank für die Zinsen. Vom Sparen bei der Mehrwertsteuer keine Spur. Und die monatliche Rate ist für den Normalverdiener auch zu hoch. Kein Problem für den Banker. "Sie können auch nur 99 Euro im Monat abzahlen, und zwar über drei Jahre." Doch dieses Kreditgeschäft macht das Gerät noch teurer: 3550 Euro. Je länger die Laufzeit, desto kleiner die Raten - und umso höher die Summe, die der Kunde unterm Strich zahlt.
Das Geschäft mit dem Geld auf Pump ist gigantisch. Für Ratenkredite haben die Banken in Deutschland 235 Milliarden Euro ausgeliehen. Vom Säugling bis zum Greis ist jeder im Schnitt mit 2866 Euro dabei.
Fast im Tagesrhythmus überschlagen sich die Banken hierzulande mit Billig-Offerten. Zinssätze weit unter zehn Prozent sind keine Seltenheit. Marktführer Citibank bietet - abseits der Saturn-Filialen - ein "Geld-Schnäppchen" von 3,49 Prozent für einen Kredit bis 3000 Euro. Der "faire Kredit, unkompliziert und schnell zum Mitnehmen" gilt aber nur für Neukunden und keinesfalls für Freiberufler. Beim Gespräch in der Citibank-Filiale wird der Kunde einer sogenannten Bonitätsprüfung unterzogen. Nur wer in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis steht und drei Gehaltsabrechnungen mit mindestens 500 Euro Nettoeinkommen vorweisen kann, hat die Chance aufs Schnäppchen. Ansonsten wird der Zinssatz individuell ausgerechnet.
Oft nur Lockvogel-Angebote
Das Top-Angebot entpuppt sich dann als Lockvogel. Nicht nur beim Marktführer. Stiftung Warentest hat jüngst bei 19 Kreditinstituten die Probe aufs Exempel gemacht. Ergebnis: Kaum ein Testkunde erhielt den in der Werbung angepriesenen Zinssatz. "Aus 7 Prozent für einen Ratenkredit können schnell 17 Prozent werden", so das Fazit der Warentester.
Das liegt nicht nur an der Bonitätsprüfung, bei der der Kunde in der Regel nicht erfährt, wie sich bis zu 30 abgefragte Daten in seiner Bewertung niederschlagen: ob er Mieter oder Hausbesitzer ist, wie viele Versicherungen er besitzt und was die Schufa über ihn gespeichert hat. Vor allem zusätzliche Versicherungen, die die Banken oft im Kreditpaket mitverkaufen, sind Kostentreiber. Sie sollen im Todesfall oder bei Arbeitsunfähigkeit die Raten abdecken. Der Kunde zahlt für diese Sicherheit oft fünf Prozentpunkte auf den Kreditzinssatz drauf. Beim Philips-Fernseher kostet dies zusätzlich 422 Euro. Und wieder freut sich die Bank: Sie macht ein sicheres Geschäft und streicht auch noch die Provision von der Versicherung ein. Der Fernseher kostet jetzt übrigens 3972 Euro.
"Der Wettbewerb wird härter, die Margen werden enger", sagte jüngst Sue Harnett, Deutschland-Chefin der Citibank. Was sie nicht sagte: Auch die Bankentricks werden ausgefuchster.