Baden-Württemberg Erneut monatelanger "Katzen-Hausarrest" in Walldorf – bis zu 50.000 Euro Strafe für Freigänger

Eine Katze in einem Feld. In Walldorf gibt es das bald nicht mehr.
Eine Katze in einem Feld. In Walldorf gibt es das bald nicht mehr.
© Imago Images
Schon im letzten Jahr verhängte Walldorf in Baden-Württemberg eine Ausgangssperre für Hauskatzen – einzelne Bewohner mussten sogar Strafe zahlen. Auch in diesem Jahr müssen die Tiere wieder monatelang in den Wohnungen bleiben.

Im vergangenen Jahr hatte der Rhein-Neckar-Kreis in der Stadt Walldorf* mit einer strikten Regel bundesweit für Aufsehen gesorgt: Hauskatzen durften dort monatelang ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Mit der Aktion sollten brütende Vögel geschützt werden. Insbesondere die Haubenlerchen-Population sinkt in Walldorf immer weiter ab: Hatte es 2015 noch fünf Brutpaare in der Stadt gegeben, waren davon im letzten Jahr zeitweise nur noch zwei übrig.

Für Baden-Württemberg nicht untypisch: Haubenlerchen waren dort lange Zeit weit verbreitet, noch in den 80er-Jahren hatte es dort rund 670 Reviere gegeben, 2022 wurden nur noch 74 gezählt. Für Walldorf sind daher weitere Maßnahmen für den Schutz der Tiere notwendig – und einer dieser Punkte ist eben auch, die Bedrohung durch Hauskatzen möglichst klein zu halten.

Streit um Katzen-Ausgangsverbot: "völliger Irrsinn"

Schon in 2022 hatte der Landkreis daher einen "Lockdown" oder "Hausarrest" für die Tiere verhängt: Raus gehen durfte man zwischen Mai und August nur noch mit Leine oder auf umzäunten Grundstücken. Wer dagegen verstieß, musste mit hohen Strafen rechnen, in mindestens einem Fall verhängte die Behörde tatsächlich ein Zwangsgeld in Höhe von 500 Euro, nachdem eine Katze wiederholt außerhalb der Wohnung gesichtet worden war. Wenn die Katze eine der Haubenlerchen tötet, würden dafür sogar 50.000 Euro fällig.

In diesem Jahr fällt die Regelung sogar noch drastischer aus: Nun gilt sie schon ab dem 01. April statt ab Mai. Dieser Zeitraum soll auch bis 2025 weiterhin jedes Jahr gelten. Ob die Ausgangssperre wirklich bis Ende August durchgezogen wird, ist unklar: Im letzten Jahr hatte der Landkreis den "Hausarrest" zwei Wochen vorher frühzeitig beendet. 

Die Reaktionen auf die Maßnahme sind geteilt: Während CDU-Landrat Stefan Dallinger den Katzen-Lockdown als "wirksames Instrument zum Erhalt der Vogelart" ansieht, sprach sich FDP-Politiker Klaus Hoher schon im letzten Jahr dagegen aus: "Das Ausgangsverbot für Katzen ist völliger Irrsinn." Für Freigängerkatzen bedeute es "massiven Stress und unermessliches Leid," von heute auf morgen komplett eingesperrt zu sein.

Quellen: stern, Focus Online, mit dpa

Korrektur: Im Artikel war zunächst davon die Rede, dass die Stadt Walldorf den Lockdown verhängt hätte. Richtig ist, dass die dem Landkreis zugeordnete Untere Naturschutzbehörde dafür verantwortlich ist.

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