Die Großmutter von Jonas, 7, ist gestorben. Soll Jonas mit zur Beerdigung?
Wichtig ist zu fragen, was Jonas selbst möchte. Es muss auch klar sein, wie die Beerdigung ablaufen wird und wer Jonas begleiten wird. Das sollte vielleicht ein Erwachsener tun, der nicht die Fassung verlieren wird. Wichtig ist, dass Jonas gut vorbereitet ist. Er sollte wissen, wie alle angezogen sind, dass Erwachsene weinen werden oder dass ein Sarg in die Erde gelassen wird. Auch Jonas muss die Gelegenheit bekommen, Abschied von seiner Oma zu nehmen. Er sollte nicht zu früh beiseite genommen werden.
Leonies Freundin hat ihre Mutter verloren. Leonie, 12, weiß weder, ob sie ihre Freundin besuchen kann, noch, was sie sagen soll
Leonie sollte mit ihren Eltern sprechen. Die können durchaus zugeben, dass sie selbst hilflos und unsicher sind. Wichtig ist aber, dass Leonie ihre Gefühle aussprechen kann. Vielleicht möchte sie die Freundin auf die Beerdigung begleiten. Es kann Leonies Freundin durchaus gut tun, sie dabeizuhaben.
Olivers Vater ist gestorben. Oliver, 13, war zwei Tage nicht in der Schule. Wann soll er wieder hin?
In der Regel möchten Kinder nach einem Trauerfall, dass ihr normaler Alltag weitergeht. Hilfreich ist es, wenn sich im ersten Jahr möglichst wenig ändert. Gerade die Schule kann sehr wichtig sein, manche wollen gleich am nächsten Tag wieder hin. Klären Sie, wer wie informiert wird. Manche Kinder möchten nicht immer wieder selbst erwähnen müssen, dass ein Angehöriger gestorben ist. Sie wollen nicht immer wieder in betroffene Gesichter schauen. So können auch Freunde aus Olivers Klasse die anderen über das informieren, was passiert ist. Wenn Oliver gar nicht in die Schule will, könnte es sein, dass er sich für die Familie verantwortlich fühlt - etwa, weil seine Mutter den Tod ihres Mannes nicht bewältigen kann. Die Mutter sollte Oliver klar machen, dass sie allein zurechtkommt. Wenn dem nicht so ist, muss sie Hilfe von außen suchen und das Oliver mitteilen.
Tobias, 16, erkrankt schwer. Seine Mitschüler meiden den Kontakt
In der Klasse sollte offen über die Krankheit und ihre Behandlung gesprochen werden. Jeder Schüler sollte überlegen, was ihm selbst am liebsten wäre, und sich entsprechend verhalten. Jugendliche empfinden es als unangenehm, wenn sich ihre Lehrer scheinbar nur dann für sie persönlich interessieren, wenn mit ihnen oder ihrer Familie etwas Dramatisches passiert ist - etwa, bei Krankheit. Dann verweigern sie nicht selten das Gespräch.
Der Kater von Moritz, 6, wurde überfahren. Moritz ist untröstlich. Die Mutter möchte sofort einen neuen kaufen
Kinder müssen die Möglichkeit haben zu trauern. Sie sollten dabei von den Eltern begleitet werden. Auch ein Haustier muss angemessen verabschiedet werden. Man sollte Moritz fragen, was er selbst für Ideen und Vorstellungen hat, wie die Familie Abschied nehmen könnte. Das Kind vom Trauern abzulenken ist auf lange Sicht nicht hilfreich.
Die Eltern von Tim, 12, sind geschieden. Jetzt besucht ein anderer Mann die Mutter und bleibt über Nacht
Der Mann sollte Tim als neuer Partner vorgestellt werden. Er sollte aber wissen, dass er den leiblichen Vater nicht ersetzt. Einerseits freut Tim sich darüber, die Mutter wieder glücklich zu sehen. Andererseits ist er an den Vater gebunden und empfindet den Partner als Konkurrenten. Tim braucht Zeit für die Erfahrung, dass die Mutter auch die Beziehung zum Vater lebendig halten kann. Gerade frisch Verliebte sollten indes darauf achten, dass ausreichend Zeit und Platz für die Kinder bleibt.
Der Vater von Annette, 14, meldet sich nach Monaten wieder bei der Mutter. Er möchte das Wochenende mit der Tochter verbringen
Während in der Mutter eine altvertraute Wut hochkommt, wird sich Annette freuen. Mutter und Tochter sollten über ihre unterschiedlichen Gefühle reden. Es wäre schön, wenn der Vater erklären könnte, wieso er sich nie gemeldet hat. Väter glauben häufig, sie hätten ein natürliches Recht auf ihr Kind und könnten es abholen, wann immer es ihnen beliebt. Vätern, die Verantwortung tragen, sollten Mütter die Kinder nicht vorenthalten. Manchmal müssen sie jedoch in gerichtlichen Auseinandersetzungen erkennen, dass es nicht um ihre vermeintlichen Vaterrechte geht, sondern um das Wohl des Kindes.
Viola, 11, schnappt Worte aus einem Streit ihrer geschiedenen Eltern auf. Sie sagt: "Du bist immer wütend auf Papa."
Violas Mutter sollte offen ihre Empfindungen erklären, damit ihre Tochter sich damit auseinander setzen kann. Die Unterdrückung des Ärgers funktioniert nicht, denn Viola spürt genau, welchen Zorn ihre Mutter verbirgt. Heuchelt die Mutter hingegen Harmonie, ist es für Viola noch viel schwieriger, die echten Gefühle zu erkennen und sich so eine eigene Meinung zu bilden.