Die so genannten Schlangenmessen sind in fast allen US-Bundesstaaten verboten. Nur noch in West Virginia ist das Praktizieren des "Serpent Handling"-Rituals noch erlaubt. Bei dem "Schlangenanfassen" berühren die Teilnehmer ohne Schutzausrüstung Giftschlangen, um dadurch ihren Glauben unter Beweis zu stellen. Die Gläubigen sind überzeugt, dass ihnen dabei nichts geschehen kann. Und wenn doch, so war das Gottes Wille.
Das Ritual wird vor allem in einigen Kirchen der Pfingstbewegung in den USA praktiziert. Etwa in der Kirche "House of the Lord Jesus". Für die Nachrichtenagentur AFP hat der Fotograf Andrew Caballero-Reynolds eine Schlangenmesse der Gemeinde besucht und bizarre Szenen eingefangen.
Chris Wolford ist der Vorsteher der Schlangenkirche. Obwohl sein Bruder vor einigen Jahren nach einem Schlangenbiss gestorben ist, übt Wolford das "Serpent Handling" weiter aus. "Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden." Mit diesem Zitat aus dem Markusevangelium begründen die Gläubigen ihr Ritual. Der Bruder von Wolford starb übrigens langsam unter Qualen. Weil sein Glaube es verbietet, rief er keinen Arzt.
Das Spiel mit dem Feuer
Die Gemeinschaften der Schlangenkirchen sind klein und setzten sich oft aus einigen wenigen Familien zusammen. Das Pastorenamt wird von Verwandtem zu Verwandtem weitergegeben. Auch Chris Wolfords Vater war Pastor der "House of the Lord Jesus"-Gemeinde. Danach hatte sein älterer Bruder Randy das Amt inne. Nun ist er an der Reihe. Die Schlangen, die in den Wäldern gefangen werden, werden in Käfigen in seinem Haus gehalten.
Doch die Gemeindemitglieder gehen noch weiter, als Schlangen zu streicheln. Sie trinken ihr Gift. Das mache ihnen nichts aus, behaupten sie. Nicht nur das Schmusen mit Schlangen soll den eigenen Glauben beweisen, auch Feuer wird zu diesem zweck benutzt.