Guy Bourdin Der Revolutionär der Modefotografie

In den 70er Jahren brach der Franzose Guy Bourdin mit allen Konventionen der Mode- und Werbefotografie. Das Ergebnis: eine Welt zwischen Glamour, Glanz und Gefahr.

Der französische Fotograf Guy Bourdin ist auch als "Revolutionär" der Modefotografie bekannt. Das NRW-Forum für Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf stellt nun mehr als 50 Arbeiten des Fotografen (1928-1991) vor. Nach Stationen in London und Paris sind die Arbeiten des einflussreichen, aber kaum bekannten Fotografen von Donnerstag an erstmals in Deutschland in einer Einzelausstellung zu sehen. Im Anschluss werden sie in Tokio gezeigt.

Als erster Fotograf habe Bourdin in den 70er Jahren mit dem Realismus á la "Mannequin vor Eiffelturm" gebrochen, so Werner Lippert vom NRW-Forum. Mit Man Ray als prominentem Fürsprecher habe er stattdessen den Surrealismus in die Werbefotografie gebracht.

Schon früh hat Bourdin zudem unumwunden auf Sex als verkaufsfördendes Element gesetzt. Erotik spielt etwa in den Arbeiten für den Schuhhersteller Charles Jourdan eine herausragende Rolle, für den Bourdin von 1967 bis 1981 Werbekampagnen fotografierte. Ob eine wie ein Paket zur Unkenntlichkeit verschnürte Person sich drei Stilettos vor den Bauch hält oder eine bis auf weiße Schnürpumps nahezu nackte anonyme Frau im gleißenden Licht verloren auf einem Rasenfleck inmitten von Asphalt und Bahnschienen steht - der Schuh, um den es geht, wird ebenso zur Nebensächlichkeit wie zum Fetisch.

Statt plakativer Werbung inszeniert Bourdin Geschichten. Die allerdings stecken nicht nur voller sexueller Fantasien und Tabus, sondern deuten auch Gewalt, Grausamkeit und Tod an. Etwa, wenn im Unfallbild mit verbeultem Automobil, trocknendem Blut und umrisshafter Kreidezeichnung nur rosafarbene Plateauschuhe übrig sind oder beschuhte Frauen nackt und rücklings auf Sandhaufen oder im Gras liegen.

Die Austellung

Vom 13. 1. bis 27. 2. 2005 ist die Bourdin-Ausstellung im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf zu sehen
Adresse: Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

Öffnungszeiten: Di – So 11-20 Uhr
Fr bis 24 Uhr

Aufreizend wirken Arbeiten wie die zweier sich in einer Betten-Landschaft räkelnder Frauen, die lasziv Würstchen von einer Schlachtplatte mit Sauerkraut verzehren. In den 70er und 80er Jahren sei eine solche Bildsprache nicht als pornografisch wahrgenommen worden, sondern als surreale Traumwelt, die visuell irritierte, erklärte Lippert.

Bourdin habe seine Kompositionen präzise geplant, exakt konstruiert und genau durchdacht. Auch habe der als öffentlichkeitsscheu geltende Fotograf - er gab nie Interviews - seine "Spielwelt unnachgiebig durchgedrückt". Beispielsweise, wenn er nackte Models so lange der Kälte aussetzte, bis ihre Haut violett schimmerte, weil es farblich besser passte.

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Antje Lorscheider/DPA