Anfang 2003 werden die großen Bordeaux-Weine des gerühmten Jahrgangs 2000 in den Handel kommen, hoch gelobt, stark begehrt und sündhaft teuer. Bereits jetzt aber steht ihre niedere Verwandtschaft, stehen die einfachen A. C. und Supérieur-Weine in den Regalen der Supermärkte. Diese Qualitäten sind kaum teurer als sonst, denn im Massengeschäft mit Bordeaux, das 95 Mengen-Prozent ausmacht, gibt es keine Preisaufschläge. Auch nicht in einem Jahrhundertjahrgang.
Der Run auf Bordeaux 2000 begann, als der amerikanische Wein-Guru Robert Parker den Jahrgang in seinem Wine Advocate in den Himmel hob wie nie einen anderen zuvor - selbst nicht den legendären 82er. Nach ersten Fassproben im Frühjahr 2001 waren sich seine Kritikerkollegen zwar einig, dass der 2000er der beste Jahrgang seit 1961 sei. Parker aber legte noch einmal nach und erklärte ihn zum "vielleicht Besten, der je in Bordeaux produziert wurde". Wow! Nach diesem Votum spuckten die Sammler, Sommeliers und Händler aus, was immer sie im Mund hatten, und rannten ins Bordeaux.
Parker ist der mächtigste Weinexperte der Welt. Seit über 20 Jahren bewertet er Tropfen nach dem heute weltweit nachgeahmten 100-Punkte-System, abgeleitet von den US-Schulnoten. Was unter 80 bleibt, ist schwer oder nur mit Abschlägen zu verkaufen. Alles über 90 wird zum Bestseller. 100 Punkte sind wie ein Lottogewinn. Solche Weine kosten schnell 500 Euro die Flasche - oder mehr.
Beim Bordeaux-Jahrgang 2000 bewertete Parker 142 Jungweine mit mehr als 90 Punkten - so viel wie noch nie zuvor. Allein 24 hob er mit 95-100 Punkten in den Olymp der Weinlegenden. Durch den Punkteregen schossen die Preise, zu denen die Weine noch im Fass angeboten wurden, auf Rekordstände. Dennoch waren sie in kürzester Zeit ausverkauft - gegen Vorkasse, wie bei diesen Geschäften üblich. Bei vielen dieser Weine hat sich der Wert, bis der Wein auf Flaschen gezogen wurde, sogar ein weiteres Mal verdoppelt.
Das Besondere am Jahrgang 2000 sei ferner, so Parker, dass selbst die Masse der kleineren Gewächse Spitze sei. Für alle klassifizierten Gewächse von den hochadeligen Premier Crus bis zu den großbürgerlichen Crus Bourgeois hinab mag dies sicher gelten. Gilt es aber auch für das gemeine Volk der Bordeaux, die einfachen Supermarktweine, die bei uns für 2,49 bis 7,99 Euro erhältlich sind?
Mario Scheuermann
Coq au Vin
Für 6-8 Personen
Zutaten
4 Flaschen Rotwein à 0,75 l (nicht zu gerbstoffhaltig, also kein Barrique-Wein)
750 g Zwiebeln
Salz
weißer Pfeffer
3-4 EL Butterschmalz (zum Dünsten und Anbraten)
500 g Möhren
1 kg weiße Champignons (braune Champignons färben die Sauce zu grau)
1 großes Huhn, ca. 2-2,5 kg
Zubereitung
1. Den Wein in einem großen, weiten Topf aufkochen und offen bei milder Hitze etwa 1 Stunde leicht wallend kochen, dabei etwa 1?3 der Flüssigkeit verdampfen lassen.
2. Derweil die Zwiebel abziehen, in Streifen schneiden und in einer großen Pfanne in 1 EL Butterschmalz 12-15 Minuten unter Rühren goldgelb dünsten, leicht salzen und pfeffern.
3. Die Möhren schälen, in Scheiben schneiden und in 1 EL Butterschmalz unter Rühren etwa 10 Minuten dünsten, dabei leicht salzen und pfeffern.
4. Die Pilze putzen, halbieren oder vierteln und in einer großen beschichteten Pfanne bei starker Hitze ohne Fett unter ständigem Rühren etwa 10 Minuten dünsten. Dabei verdampft viel austretendes Wasser, und die Pilze schrumpfen um die Hälfte. Erst zum Schluss salzen und pfeffern.
5. Das Huhn waschen, trockentupfen, in Stücke schneiden (Schenkel und Flügel abtrennen, die Brust in vier, den Rücken in zwei Stücke teilen) und in einer Pfanne in 1-2 EL Butterschmalz etwa 20 Minuten rundum braun anbraten.
6 Gemüse und Hühnerstücke in einen großen Bräter geben und mit dem reduzierten Wein übergießen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Alles aufkochen und anschließend im Backofen bei 225 Grad 30 Minuten geschlossen, dann weitere 15 Minuten offen garen.
Mit Baguette servieren.