Ich verstehe es nicht. Warum entstehen zwischen Menschen, die Fleisch essen und denen die kein Fleisch essen, ganz schnell zwei Fronten? Ich habe ein paar Erlebnisse gehabt, die laufen grob vereinfacht ungefähr so ab: (bei Freunden in der Küche, Geburtstagsbuffet, ich Salat, mein gegenüber Hackfleischbällchen) „Hast Du die Bällchen schon probiert, die sind saulecker!“ „Nein danke, ich ess gerade kein Fleisch.“ „Weshalb?“ „Willst Du es wirklich wissen?“ „Ja klar.“ Also, ich erklär, Umwelt, Gesundheit, Tiere leben lassen. Dann mein Gegenüber: „Dass ihr immer so missionieren müsst!“ – Ups, er fühlt sich angegriffen, was ist da gerade falsch gelaufen?
Was ich auch wirklich seltsam finde, sind die ausfallenden Kommentare zu meinen Artikeln. Wenn ich über meine Gründe schreibe kein Fleisch zu essen, werde ich von manchen Lesern heftig beschimpft. So lange die Kommentare sachlich bleiben, alles gut, aber es gibt auch welche, die argumentieren so unter der Gürtellinie, die kann ich dann leider nicht online stellen. Seltsam, dass sich einige Leser so stark bedrängt fühlen, obwohl das Lesen der Stücke doch komplett freiwillig ist. Allein das Wort „Vegan" scheint die Gemüter extrem zu bewegen. Weshalb fühlt sich mein Gegenüber schlecht? Ist es die Angst, dass ich das Fleisch vom Teller nehme?
Die Moralisierung der Ernährung
Das Problem scheint noch tiefgründiger zu sein. Der Ernährungspsychologe Christoph Klotter schreibt in der „Nido“: „Gerade Kochen ist mehr als Speisezubereitung, es ist die älteste Technik der Kulturübermittlung, älter noch als die Höhlenmalerei. Was ich zu mir nehme, definiert: Ich gehöre zu dieser Familie, zu diesem Kulturkreis. Essen ist Fundament unserer Identität." Stellt man Essen in Frage, stellt man die Identität in Frage. Essen vorschreiben ist ein Übergriff, so Klotter. „Vegetarier oder Veganer qualifizieren Fleischesser als rückständig, unbelehrbar und rücksichtslos ab. Wir erleben eine Moralisierung der Ernährung und der Gesundheit.“
Diese Mechanik scheinen manche Veganer auch allzu gern auszunutzen. Sie spielen dann das Spiel „Ich bin der bessere Veganer“. Sehr schön zu beobachten in diversen Foren und veganen Gruppen. Da wird man dann schon mal richtig angegangen, wenn man fragt, ob es o.k. sei von dem Honig zu essen, den der benachbarte Hobbyimker verschenkt hat. Vegane Moralprediger melden sich und es folgen lange Abhandlungen über die Ausbeutung der Tiere. Ich frage mich allerdings auch, warum man so etwas überhaupt fragt, kann man das nicht selbst entscheiden? So eine Unsicherheit bei der Ernährung wie bei manchen Veganern, habe ich noch nie erlebt.
Ja, im Prinzip ist das richtig. Honig ist nicht vegan. Und wer den Film „More than Honey“ gesehen hat versteht auch, dass die Massenhaltung von Bienen zum allgemeinen Bienensterben beiträgt. Doch für mich ist der Hobbyimker meilenweit entfernt von der Bienenindustrie, die in Kalifornien die Mandelbäume bestäubt. Und mal ehrlich: 100% vegan geht gar nicht. Schon wenn die Felder gepflügt werden, sterben kleine Tiere. Und bei meinem Großvater, der einen Bauernhof hatte, gab es zur Erntezeit immer Hase oder Kaninchen. Die wurden von den Erntemaschinen für Getreide erwischt. Jeder Veganer hinterlässt durch seine bloße Anwesenheit auf diesem Planeten einen Fußabdruck. Sich jetzt als Superveganer mit einem noch kleineren Fußabdruck darzustellen, finde ich falsch. Es würde nur dazu führen, dass einem niemand mehr zuhört.
Haltung und Achtung
Und darum,der veganste Veganer zu sein, geht es auch gar nicht. Es geht um bewusstes Essen. Es geht um das, was für einen persönlich in Ordnung ist, aber auch um das, was für die Gesellschaft tragbar ist. Für mich ist Massentierhaltung ein Grund gewesen, ein paar Wochen vegan zu leben. Das ist wie eine kleine Auszeit aus dem Job. Man denkt in dieser Zeit dann plötzlich mehr darüber nach, was einem wichtig ist und weshalb. Wie viele nach einem Sabatical kündigen, weil sie mit Abstand anders auf ihren Job schauen, so hat für mich die Zeit ohne Fleisch dazu geführt, vegan zu bleiben. Ich habe festgestellt, dass für mich der einzige Grund Fleisch zu essen, der Geschmack ist. Und dafür ein Tier zu töten finde ich niedrig. Ich kann Leute verstehen, die sagen, ich möchte gerne ab und zu ein Stück Fleisch essen. Sie haben es ihr Leben lang gemacht, genau wie ich auch. Ich will es ihnen nicht wegnehmen. Sie sollten es genießen aber dabei auch auf ihre innere Stimme achten. Ein schlechtes Gewissen deutet darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Was ich allerdings nicht verstehen kann, ist jemand, der grundsätzlich sagt, dass er jeden Tag sein Fleisch braucht. Diese Haltung finde ich egoistisch. Sie ist der Grund für die massiven Umweltschäden, die die damit verbundene Massentierhaltung verursacht. Jeder sollte sich damit beschäftigen, woher sein Fleisch kommt und wie es gestorben ist. Das Tier hat diese Achtung verdient. Und auch für diese Achtung schreibe ich dieses Blog. Manche nennen das Missionieren. Doch beim Missionieren geht es darum den rechten Glauben zu vermitteln. Der Weg des Tieres von der Weide über die Schlachtbank auf den Teller ist aber real. Und über die schrecklichen Zustände in der Tierindustrie nachzuenken und zu schreiben, kann man nicht als Missionieren bezeichnen, es ist wohl eher Aufklärung. Weil Fleischesser das aber nicht wahrhaben wollen, dass ihr Schnitzel mit wirklicher Tierquälerei verbunden ist, halten sie die, die das Fleisch verweigern, einfach für Andersgläubige, die missionieren. Veganismus beinhaltet vielleicht den Glauben, man könnte die Tierindustrie verändern, doch vielmehr als das, ist es eine Haltung. Eine Haltung gegenüber einem System, in dem Tiere zu billigsten Gegenständen verkommen sind.
(am 23.11.14 überarbeitet)
So macht man die Nussriegel.
Zutaten:
70 g Kakaobutter
1 TL Kokosöl
70 g Cashewmus
6 EL Agavendicksaft
2 Tassen gepopptes Amaranth
1/2 Tasse Kürbiskerne
1/2 Tasse Nüsse geröstet und gehackt
1 Messerspitze gemahlene Vanille
2 EL Kakao
Die Kakaobutter und das Kokosöl schmelzen.
Cashewmus und Agavendicksaft einrühren.
Alle trockenen Zutaten erst miteinander vermischen
und dann mit den flüssigen Zutaten.
In eine mit Butterbrotpapier ausgelegte Form geben, ein paar Stunden kalt stellen und dann in Stücke schneiden. In einer geschlossenen Dose im Kühlschrank aufbewahren oder gleich aufessen.