Nichts Neues bei "Erich Hamann Schokoladen". Doch der Laden brummt. Sie kennen Erich-Hamann-Schokolade nicht? Augen zu, Mund auf: erst ein Nachtduft, dann ein weiches Splittern zwischen den Zähnen, endlich das süße Glück einer Schokolade mit 70 Prozent Kakaoanteil.
40 Tonnen produziert die Berliner Manufaktur im Jahr. Pralinen, Borkenschokolade, Ingwer-Blätter, Orangen-Taler, Nougatstämme, Tee-Tropfen. Die Rezeptur der Jahrhundert-Schokolade ist geheim, aber, so viel ist bekannt, seit 1912 unverändert. In den Vitrinen aus Vogelaugenahorn kein Chichi, sondern die Klassiker der Weimarer Republik: Pralinen, Mokkabohnen, Reliefschokoladen, Nusssplitter und Bitterschokoladentafeln, 100 Gramm ab 1,95 Euro.
Handverlesene Dauerbrenner
Firmengründer Erich Hamann führte einst acht Geschäfte in den besten Lagen der Hauptstadt. Nach dem Krieg blieb nur das Stammhaus in einer ausgebombten Straße in Wilmersdorf. Egal, die Kunden reisen aus der ganzen Stadt an. Und gehen mit vollen, blass karierten Konfektschachteln und dem Schriftzug "Erich Hamann - Bittere Schokoladen". Gerhard Hamann, 72, leitet das Geschäft seit 1960. "Einmal war ich so dumm und hab Rosen auf die Verpackung setzen lassen." Die hat keiner gekauft.
Das Herz des Betriebes ist in den Hinterzimmern mit den fast 100 Jahre alten Granitwalzen und den moderneren Temperier- und Schöpfmaschinen. Blöcke aus Bitterschokoladen, Kessel voll Marzipan-, Trüffel- und Nougatmassen, Kakaobutter, Zucker und Nüsse werden verarbeitet - vom Feinsten. Dauerbrenner wie die hauchdünnen Schokoladen und winzigen Mokkaböhnchen müssen nach wie vor per Hand verpackt werden. So wird man nicht groß, aber auch nicht klein. "Wir hatten nie den Ehrgeiz, mehr als ein Familienbetrieb zu sein", sagt Gerhard Hamann. Eine Million Euro Umsatz, das ist ordentlich, das reicht. Nichts Neues bei Hamann. Der Laden brummt.
Kontakt:
Hamann Schokoladen, Brandenburgische Str. 17, 10707 Berlin, Tel.: 030/873 20 85