Ahrflut Zwei Winzerinnen dachten, sie hätten alles verloren. Dann tauchen neun ihrer Weinfässer wieder auf

Neun von 350 Fässern haben die Jahrhundertflut an der Ahr überstanden. Dörte (links) und Meike Näkel präsentieren die "Lost Barrels"-Selektion. Das, was vom Jahrgang 2020 übrig geblieben ist.
Neun von 350 Fässern haben die Jahrhundertflut an der Ahr überstanden. Dörte (links) und Meike Näkel präsentieren die "Lost Barrels"-Selektion. Das, was vom Jahrgang 2020 übrig geblieben ist.
© Sandra Fehr
Stundenlang harrten Dörte und Meike Näkel bei der Ahrflut in einem Baum aus, während ihr Weingut versank. Aber einige Fässer fanden ihren Weg zurück zu den Schwestern – und wurden zum Signal für den Neuanfang.

Dieser Text erschien zuerst im Januar 2024. Anlässlich des dritten Jahrestags der Ahrtal-Flut veröffentlichen wir ihn an dieser Stelle erneut. 

Dernau im Ahrtal. Der Fluss hat sich in einer tiefen Schlucht sein nasses Bett gegraben, rundherum Felsen, Klüfte, Gebirge. Das Gebiet liegt im Regenschatten der Eifel und des Hohen Venn, was zur Folge hat, dass es viel Sonne abbekommt. Im Sommer herrscht hier beinahe mediterranes Klima, wie geschaffen für das perfekte Ausreifen roter Rebsorten. Ein Geschenk der Natur.

Auch die Spätburgunder von Dörte und Meike Näkel profitieren davon.

Die beiden Schwestern sind ausgezeichnete Winzerinnen, sie kennen die Gegend, ihre Vorteile, die Gefahren auch. Jeder, der an einem Fluss wie der Ahr lebt, weiß um das Hochwasserrisiko. Warnungen nimmt man ernst. Bereitet sich vor. Packt Sandsäcke. Schichtet Wälle auf. Dichtet Gebäude ab und verbarrikadiert alles, damit kein Wasser hineinlaufen kann. 

Als am 14. Juli 2021 die ersten Tropfen fallen, denken die Näkel-Schwestern noch, dass es bald vorbei sein wird. Ein Sturzregen, gewiss, aber nichts, weshalb man sich sorgen oder gar fliehen müsste. Sie unterschätzen den Himmel.