19 Frauen erheben in den Niederlanden mittlerweile Vorwürfe gegen Jeroen Rietbergen, den Bandleader der Erfolgsshow "The Voice of Holland". Weitere Vorwürfe stehen gegen zwei Coaches und einen Regisseur der Show im Raum. Rietbergen hat mittlerweile sexuelle Kontakte und Nachrichten eingeräumt und entschuldigte sich bei den betroffenen Frauen. Das Beben, das die Vorwürfe ausgelöst haben, ist immens.
RTL Nederland setzte die Sendung bis auf Weiteres ab, Rietbergen trat zurück. Außerdem trennte sich seine Partnerin Linda de Mol von ihm. Ihr Bruder, der Medienunternehmer John de Mol, ist Erfinder und Produzent von "The Voice".
Der stern sprach zu dem Thema mit Rosemarie Buikema, Professorin für Kunst, Kultur und Diversität, sowie Linda Senden, Professorin für EU-Recht. Die beiden Wissenschaftlerinnen der Universität Utrecht ziehen aus dem Skandal Lehren, die über die Niederlande hinausgehen.
#MeToo-Skandal bei "The Voice of Holland": Kritik auch an den de Mols
Die Vorfälle hätten Diskussionen auch in anderen Organisationen ausgelöst und die Frage aufgeworfen: Was machen wir gegen diese Art von übergriffigem Verhalten? "Wir müssen Tätern früh ein starkes Signal setzen, dass sie auf dem falschen Weg sind", sagt Senden. 58 Prozent der jungen Mädchen würde heutzutage online Gewalt erleben. Ein neues Gesetz in den Niederlanden soll, falls es kommt, die Beweislage für Opfer leichter machen. Rechtliche Maßnahmen, die klar machen, was richtig und was falsch ist, seien dringend nötig, sagt Buikema.
Kritisch äußern sich die Expertinnen auch über das Verhalten der de Mol-Geschwister. Linda de Mol sei einfach untergetaucht. Und John de Mol hätte viel früher erkennen müssen, was los ist, so der Vorwurf. Bereits vor ein paar Jahren hätte es eine Beschwerde gegen Rietbergen gegeben. Nach einem Gespräch sei der Fall jedoch für ihn geklärt gewesen. "Doch er hätte davon ausgehen müssen: Wenn er als großer Chef davon erfährt, ist es ernst. Wo ein Fall auftaucht, gibt es in der Regel 100 weitere", sagt Buikema. Und Linda Senden appelliert: "Ich hoffe, die Vorfälle bei 'The Voice of Holland' sind ein Lernmoment für alle Arbeitgeber".
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