Institut der deutschen Wirtschaft Trotz Rechtsanspruch auf Betreuung: 300.000 Kitaplätze für Kinder unter drei Jahren fehlen

Nur noch vegetarisch: Freiburg ändert Essen für Grundschulen und Kitas
In Freiburg geht die Schule wieder los – mit einer großen Veränderung: Ab sofort gibt es in allen städtischen Kitas und Grundschulen nur noch ein vegetarisches Einheitsmenü. Doch was sagen Kinder, Eltern und der Politik dazu?
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Viele Eltern in Deutschland wollen ihr Kind in die Kita geben, doch es fehlen Hunderttausende Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Dabei gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle.

Eltern von fast 300.000 Kindern unter drei Jahren haben einer Studie zufolge in Deutschland zuletzt keinen Betreuungsplatz gefunden, obwohl sie ihre Kleinen gern in eine Kita gebracht hätten. Obwohl es seit nunmehr zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gebe, sei die Situation nach wie vor prekär, sagte Wido Geis-Thöne, Autor der am Freitag veröffentlichten Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Zwischen Ost und West gibt es demnach große Unterschiede, in Bremen und im Saarland haben es Eltern besonders schwer. Zuvor hatte die "Rheinische Post" darüber berichtet.

Einer vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebenen Umfrage des Deutschen Jugendinstituts zufolge wünscht sich knapp die Hälfte aller Eltern von Kindern unter drei Jahren einen Betreuungsplatz, wie Geis-Thöne erklärte. Nur 857.000 von rund 1,16 Millionen bekamen demnach einen. Stand März 2022 ergibt das eine Betreuungslücke von rund 299.000, insgesamt ging also jedes siebte Kind leer aus.

Altersgrenze für Kitabesuch verschiebt sich

Im Osten bringen demnach deutlich mehr Eltern als im Westen ihre Kleinen schon in jungen Jahren in eine Kita, gleichzeitig sei dort der Kitaausbau viel weiter fortgeschritten. Im Schnitt wünschen sich rund 61 Prozent der Eltern von Kindern unter drei in ostdeutschen Bundesländern einen Betreuungsplatz. Nur 6,6 Prozent fanden keinen.

Generell verschiebe sich die Altersgrenze, ab der Eltern einen Betreuungsplatz wünschten. War der dritte Geburtstag in der Vergangenheit die gängige Altersuntergrenze für den Besuch einer Kita, sei es inzwischen zum Normalfall geworden, dass auch die Zweijährigen institutionell betreut werden, hieß es. Deutschlandweit liege die tatsächliche Betreuungsquote für Zweijährige inzwischen bei 66,4 Prozent. Von den Eltern gewünscht werde eine solche Betreuung sogar für 80,7 Prozent der Kinder dieses Alters.

Im Westen wollen dagegen weniger als die Hälfte der Eltern für ihr Kind in dem Alter eine Kita. In Bayern wünschen sich laut der Studie nur rund 42 Prozent, in Baden-Württemberg rund 45 Prozent einen Platz. Trotzdem ist die Betreuungslücke in Westdeutschland größer, am größten im Saarland (19,2 Prozent) und in Bremen (20,0 Prozent).

Die Kitalücke auf absehbare Zeit zu schließen, erscheine eher unwahrscheinlich, heißt es in der Studie. Der Fachkräftemangel belaste weiter viele Kitas. Der Geburtenrückgang in Deutschland dürfte demnach aber zu einer langsamen Entspannung führen. Andererseits könnte die Zahl der Kinder vor dem Hintergrund der derzeit sehr starken Zuwanderung aber auch wieder ansteigen.

"Die Politik muss dringend nachsteuern, den Erzieherberuf attraktiver machen und konsequent Kitas ausbauen", forderte Geis-Thöne. Immerhin sei die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher aber von 2014 bis 2023 von 503.000 auf 715.000 gestiegen, hieß es in der Studie.

DPA · AFP
mkb