5. Jahrestag Anschlag in Halle Er versteckte sich auf dem Klo – das rettete ihm das Leben

Anschlag in Halle: Eine Rose an der Tür der Synagoge als Zeichen der Trauer
Nach dem Anschlag in Halle: Eine Rose an der Tür der Synagoge erinnert an den 9. Oktober 2019 – nur wenige Stunden nachdem Stephan B. versucht hatte, dort so viele jüdische Gläubige wie möglich zu töten. Sein Plan scheiterte. Er erschoss die zufällig vorbeikommende Jana L. und fuhr dann weiter: zum nahe gelegenen "Kiez Döner"
© Tilman Gerwien
Conrad Rößler, 33, wollte sich nur einen Döner holen, als der Mann auftauchte, der kurz zuvor die Synagoge von Halle angegriffen hatte. Dem stern schildert er seine Erlebnisse. 

"Es war ein Mittwoch im Oktober, für mich eigentlich ein ganz normaler Tag. Gut, rückblickend muss ich sagen: Das war kein normaler Tag, das war ein doofer Tag.

Ich hatte damals einen Job in einem Callcenter bei der Deutschen Bahn in Halle, aber an dem Tag hatte ich frei. Gegen Mittag bekam ich Hunger, also dachte ich mir: Gehst du mal eben rüber zum Döner und holst dir was zu essen. Ich wohnte damals in einer WG mit ein paar Leuten zusammen, in einer Altbauwohnung im Paulusviertel in Halle. Im 'Kiez-Döner' war ich oft, bestimmt zwei-, dreimal die Woche, der war ja gleich um die Ecke. Ich hab an dem Tag gleich vorne am Tresen gewartet, bis mein Döner fertig ist. An den Tischen saßen noch andere: ein älterer Herr und zwei Männer in Handwerkerklamotten. 

Conrad Rößler überlebte den Anschlag von Halle, weil er sich auf der Toilette versteckte
Conrad Rößler, 33, war Gast im "Kiez-Döner", als der Attentäter plötzlich auftauchte – auf der Suche nach weiteren Opfern. Rößler versteckte sich, er überlebte. Aber was damals geschah, lässt ihn bis heute nicht los. 
© Privat

Durchs Fenster sah ich irgendwann diesen Typen: Helm, Sturmmaske, Kampfjacke. Vor seinem Bauch baumelte irgendwas, es sah aus wie ein Spielzeuggewehr. Komisch, dachte ich noch, wieso verkleidet der sich so bescheuert? Vielleicht, weil er ein bisschen Aufmerksamkeit braucht.