9. Oktober 2019: Stephan B. will in einer Synagoge in Halle Juden töten. Als sein Plan scheitert, ermordet er zwei Zufallsopfer. Der stern konnte die Akten zu dem Fall einsehen.
Attacke auf Synagoge in Halle Ermittlungsakte gibt Einblicke in eine Tat, die bis heute erschüttert

Der Angriff
Die Humboldtstraße in Halle, es ist 12.05 Uhr: Stephan B. feuert mit einer selbst gebauten Schusswaffe mehrmals auf die Tür zum Gelände der Synagoge. Er filmt seine Tat mit einer Helmkamera und überträgt sie per Livestream ins Internet. Dieses Bild ist ein Screenshot aus dem Tätervideo, es zeigt den ersten Schuss. In dem Gotteshaus feiern zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Gläubige Jom Kippur, das "Versöhnungsfest". Es ist der höchste jüdische Feiertag. B. plant ein monströses Verbrechen, getrieben von tief sitzenden antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Ressentiments und Wahnvorstellungen. In seinem Hass will er so viele Juden wie möglich töten. Doch die Tür hält stand. Auch mit selbst gebastelten Sprengsätzen kann B. sie nicht zerstören. Das massive Eichenholz rettet den verängstigten Menschen in der Synagoge das Leben. Jana L., 40, wohnt ganz in der Nähe und ist auf dem Heimweg, als sie zufällig am Tatort vorbeikommt. Sie spricht den Täter an: "Muss das sein, wenn ich hier langgehe? ... Mann, ey!" B. feuert sofort auf sie, aus wenigen Metern Entfernung. Erst vier Schüsse, Augenblicke später, als sie schon reglos am Boden liegt, nochmal elf Schüsse. Jana L. stirbt. Ihre große Leidenschaft gehörte dem deutschen Schlager. Bei Livekonzerten ihrer Idole saß sie oft ganz vorn, hinterher sammelte sie Autogramme. Sie wurde 40 Jahre alt