
Das psychiatrische Gutachten: Blick in seelische Abgründe
Im Auftrag des Generalbundesanwaltes erstellte der forensische Psychiater Professor Norbert Leygraf ein psychiatrisches Gutachten über den Täter. Mehrere Stunden lang führte er intensive Gespräche mit Stephan B. und drang tief in dessen Weltbild ein, das von rassistischen und rechtsextremistischen Verschwörungserzählungen durchdrungen war. Das Gutachten war für die abschließende Beurteilung vor Gericht von großer Bedeutung, weil es insbesondere klären sollte, ob B. schuldfähig ist, für seine Taten also strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann. Leygraf bejahte das. Die 102 Seiten des Schriftstückes geben einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit des Täters von Halle. Der Gutachter attestiert B. in der hier abgebildeten Passage unter anderem eine "erhebliche Selbstwertproblematik" und "erhebliche Defizite (...) insbesondere in seiner Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen". Sein Hang zu Verschwörungserzählungen beruhe auf unterentwickelten "Realitätsprüfungsmechanismen"