Der Brief ist an die Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, an den Gesundheitsminister Karl Lauterbach, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Karin Prien sowie an die Regierungspräsidien der Länder adressiert: "Wir Kinder und Jugendliche erdulden die Pandemie und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen seit fast zwei Jahren. Wir halten uns gewissenhaft an die auferlegten Maßnahmen, um uns und andere zu schützen. Doch die Situation an unseren Schulen ist nach zwei Jahren unerträglich geworden."
Schulen in der Corona-Pandemie: Diskurs mit statt über die Schüler
Nach zwei Jahren Corona seien viele der Schüler an ihre Belastungsgrenze gestoßen. Auch wenn ihre körperliche und psychische Gesundheit momentan mehr im Vordergrund stehe, fordern die Schüler einen gemeinsamen Diskurs. Denn bisher wurde eher über die Schüler hinweg entschieden und nicht gemeinsam: "Forderungen wie die flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern, die Aussetzung der Präsenzpflicht und der angemessene Ausbau digitaler Lern- und Lehrmittel an Schulen wurden und werden wiederholt zu großen Teilen ignoriert", schreiben die Schulsprecher und fordern auch ein klares Signal vonseiten der Politik, wie es im kommenden Herbst und Winter in den Schulen ablaufen soll.
"Der aktuelle Durchseuchungsplan ist unverantwortlich und unsolidarisch"
Es sei wichtig, die Pandemie mit allen Mitteln zu bekämpfen, erklären die Schüler weiterhin. Doch im Gegensatz zur Politik stimmen sie nicht mit der Aussage überein, dass Schulen ein sicherer Ort zum Lernen seien: "Wir werden in überfüllte Klassenräume mit unzureichenden Infektionsschutzmaßnahmen gezwungen." Damit würden Infektionen bei Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in Kauf genommen – diese Durchseuchung sei unverantwortlich und nicht solidarisch. Denn zurzeit könnten die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung nicht abgesehen werden.
Insgesamt sei die Angst bei den Schülern groß: Verlust von Angehörigen, Long-Covid und die Ungewissheit, wie es weitergehen soll. Vor allem die jetzigen Abschlussklassen haben es am schwersten, so die Schülersprecher: "Einige von uns erhalten in diesem Jahr einen Schulabschluss, der maßgeblich über unsere Zukunft mitentscheiden wird. Dieser wird aber nicht mit jenen Abschlüssen vergleichbar sein, die unter präpandemischen Umständen erlangt wurden."
Forderungen der Schüler an die Politik: Mehr Tests, mehr Luftfilter und mehr Entlastung
Am Ende des Briefes formulieren die über 100 Schulsprecher ihre Forderungen. Dazu gehören Luftfilter für alle Klassen, kostenlose FFP2-Masken, kleinere Lerngruppen sowie angemessene Quarantänemaßnahmen, um Infektionen vorzubeugen. Außerdem fordern die Schüler sichere Schnelltests und PCR-Pooltestungen: Im Unterschied zu den bisherigen Einzeltestungen werden bei Pooltestungen mehrere Proben gemeinsam ausgewertet und jede getestete Person erhält wie gewohnt ihren eigenen Befund.
Bei der Entlastung geht es vor allem um die Reduzierung des Leistungsdrucks: Der Lehrplan solle gekürzt werden und Schwerpunkte gesetzt werden. Dazu sollten Möglichkeiten für Ersatzprüfungen geschaffen werden und falls Abschlussnoten von dem eigenen Leistungsstand abweichen, sollten diese im Notendurchschnitt berücksichtigt werden.
Schulsprecher über Corona: "Wir können Ihre aktuelle Politik nicht länger mittragen"
Der Post von Anjo Genow, dem Schulsprecher aus Berlin, wurde schon häufig kommentiert, geliket und retweetet: "Es muss endlich mit uns Schüler:innen gesprochen werden", schreibt er dazu.
Die Schüler wollen nicht mehr im Stich gelassen werden. Ihre Belastungsgrenze sei erreicht und das soll sich nun ändern: "Wir sind darauf angewiesen, dass Sie endlich Ihrer Verantwortung gerecht werden und auf unsere Forderungen eingehen."

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Quellen: Twitter, "Wir werden laut"