Falls der neue Papst im August zum Weltjugendtag nach Köln kommt, dürfte ihm von deutschen Christen nicht nur Jubel entgegen branden. Es gibt unerfüllte Hoffnungen auf Veränderungen. Im Land der Reformation hat Johannes Paul II. trotz ökumenischer Verdienste eine Erblast hinterlassen - ungelöste Probleme und Spannungen.
"Wir wollen aber keinen platten Forderungskatalog aufstellen" betont Theodor Bolzenius, Sprecher des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Insgesamt gehe es den Katholiken hier um die weitere Umsetzung des vom Geist der Erneuerung geprägten Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).
Wunsch nach weiblichen Priestern und ökumenischem Abendmahl
Johannes Paul II. hatte mit Bischofsernennungen gegen den Willen der örtlichen Bistümer in Deutschland Unmut erregt. Das Festhalten am Zölibat und das endgültige Nein zum Frauenpriestertum sind ebenfalls Positionen, die etwa drei Viertel aller Deutschen nicht teilen.
Die Ablehnung des gemeinsamen Abendmahl von Protestanten und Katholiken kurz vor Beginn des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin stieß viele Christen vor den Kopf. Mehr als 80 Prozent sind hier anderer Meinung als der Papst, wie Umfragen ergaben. Ähnlich massiv ist der Widerspruch gegen die päpstliche Sexualmoral, die Kondome als Schutz vor Aids und Verhütungsmittel verbietet.
"Natürlich hoffen wir auf Fortschritte, die in der Zukunft ein gemeinsames Abendmahl ermöglichen werden", sagt Bolzenius. Doch dies könne ein Papst nicht von heute auf morgen erlauben, sondern nur am Ende eines theologischen Verständigungsprozesses stehen, dämpft er allzu große Erwartungen.
Ärger über "römischen Zentralismus"
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hofft auf eine weitere theologische Annäherung. Bisher lehnt Rom ein gemeinsames Abendmahl ab, während die Protestanten die Katholiken dazu grundsätzlich einladen - auch beim bevorstehenden Kirchentag in Hannover. Man respektiere ausdrücklich die Gewissensbindung der Katholiken an die Ordnung ihrer Kirche - "aber verschweigen können wir diese Einladung nicht", sagt Huber. Rom sollte die Pluralität der Kirchen positiver bewerten als bisher: Innerhalb der katholischen Kirche selbst, und hinsichtlich der Gemeinschaft der Kirchen.
"Römischen Zentralismus" haben Kritiker der katholischen Kirche beklagt. Das ZdK und die reformorientierte Kirchenvolksbewegung sehen die Notwendigkeit, dass die Bischofssynoden und Ortskirchen künftig wieder ein stärkeres Gewicht bekommen.

Wollen Sie nichts mehr vom stern verpassen?
Persönlich, kompetent und unterhaltsam: Chefredakteur Gregor Peter Schmitz sendet Ihnen jeden Mittwoch in einem kostenlosen Newsletter die wichtigsten Inhalte aus der stern-Redaktion und ordnet ein, worüber Deutschland spricht. Hier geht es zur Registrierung.
"Die Kardinäle sollen einen Papst wählen, der sich dem Dialog in der Kirche stellt", sagt Christian Weisner, Sprecher der internationalen Kirchenvolksbewegung. Neben der "Kultur des Lebens", für die sich Johannes Paul II. stark gemacht habe, "bedarf die Kirche vor allem wieder einer 'Kultur des Dialogs in der Kirche'."
Das Thema Schwangeren-Konfliktberatung ist durch den von Johannes Paul II. mit einem Machtwort angeordneten Ausstieg der Amtskirche und den Aufbau katholischer Beratungsstellen durch Initiativen wie den Verein Donum Vitae und die Kirchenvolksbewegung inzwischen praktisch abgehakt. Doch emotionale Verletzungen sind geblieben.