Man reibt sich die Augen: Die aktuellen Krisen scheinen den Menschen zwischen 30 und 59 Jahren in Deutschland kaum etwas anzuhaben. Zumindest lauten so die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. Demnach sind diese Erwachsenen in Deutschland zufrieden, ihre Stimmung bleibt im vergangenen Jahrzehnt weitestgehend stabil. Die Lage ist besser, als die wirtschaftlichen Rahmendaten vermuten ließen. Die Studie, die im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) durchgeführt wurde, nennt mögliche Faktoren und gibt einen Überblick, was die Generation umtreibt.
Woher ziehen die 35 Millionen Menschen der "Generation Mitte" ihren Optimismus? Geld scheint eine Rolle zu spielen: Zumindest geben 38 Prozent der Menschen an, dass es ihnen wirtschaftlich besser gehe, als noch vor fünf Jahren. Gleichzeitig geht jeder Fünfte davon aus, in den nächsten fünf Jahren an Wohlstand dazuzugewinnen. Tendenziell ist die Generation mit ihrer finanziellen Lage zufriedener als im vergangenen Jahrzehnt: Auf der Skala zwischen null (unzufrieden) und zehn (völlig zufrieden) wählte der Durchschnitt im laufenden Jahr bezüglich der finanziellen Situation 6,6 Punkte. 2013 waren es 6,3 gewesen.
"Insgesamt beeindruckt der Langzeittrend durch die Stabilität der Zufriedenheit in den unterschiedlichen Lebensbereichen", erklärte die Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher, deren Institut die Umfragedaten zum zehnten Mal erhob. Auch die Bewertungen der Bereiche Wohnen, Leben und Beruf waren über die Jahre hinweg im Bereich von teilweise deutlich über sieben Punkten.
Fast die Hälfte findet: Deutsche jammern zu viel
Die Studie zeigt außerdem: Die Nachwirkungen der Pandemie ebben bei den 30- bis 59-Jährigen ab. Während der Corona-Zeit hatte rund ein Viertel der Befragten Sorge, sozial abzusteigen. In diesem Jahr sank der Wert auf 16 Prozent. Insgesamt schließen 49 Prozent das Risiko eines sozialen Abstiegs nicht aus, schätzen es aber als überwiegend begrenzt ein.
Die stabile Stimmung und der Optimismus der Generation stehen im Kontrast zur allgemeinen Laune in Deutschland. So stimmten 48 Prozent der Befragten der These zu, dass in Deutschland zu viel gejammert werde und die Lage besser sei als die Stimmung. 26 Prozent widersprachen demnach ausdrücklich.
Was macht der Generation Mitte Angst?
Allem Optimismus zum Trotz: Auch an der Generation Mitte gehen die Krisen dieser Zeit nicht spurlos vorbei. Sie sieht den Ergebnissen zufolge einen "erheblichen Reformbedarf in Deutschland", erklärten die Forschenden. 46 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass Deutschland tiefgreifende Reformen brauche. Ebenso viele sind der Meinung, es gebe zumindest einen begrenzten Reformbedarf. Besonders die Themen Pflege, Bildung und Gesundheit treiben die Menschen um – 70 Prozent wünschen sich hier Verbesserungen. Wichtig seien zudem die Digitalisierung und die Rente. Immerhin macht diese Generation 70 Prozent der Erwerbstätigen aus, erklären die Versicherer. Demnach erwirtschafte sie 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte.

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Und wie blickt die Generation angesichts der kommenden Europa-Wahlen auf die EU? Hier wird der Optimismus deutlich verhaltener: Nur 18 Prozent halten es demnach für richtig, für die EU einzutreten. Das zeuge von einer gewissen Distanz, sagte Allensbach-Geschäftsführerin Köcher. An die EU haben die Befragten drei zentrale Wünsche: Eine Steuerung der Zuwanderung (71 Prozent), Bürokratieabbau (70 Prozent) und eine Stärkung der Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit (62 Prozent). 44 Prozent fordern einen besseren Umwelt- und Klimaschutz.
Quellen: Allensbach-Studie im Auftrag der Gesamtverband der Versicherer, Nachrichtenagenturen DPA und AFP